Freitag, Juni 13, 2008

Der Kampf um das "richtige" Judentum

B"H

Wer ist im Recht und hat das Recht für sich in Anspurch zu nehmen, dass "richtige" Judentum zu vertreten ?

Eine interessante Frage und ich aus der orthodoxen Zunft schließe von Vornherein das reform - oder konservative - progressive Judentum aus. Demnach konzentriere ich mich in diesem Artikel auf das orthodoxe Judentum.

Wer aber vertritt darin die richtige Richtung ?
Bezogen auf das Land Israel wird das orthodoxe Judentum offiziell von zwei großen Gruppen repräsentiert: den nationalreligiösen Zionisten und den Haredim (Ultra - Orthodoxen). Hierbei ist anzumerken, dass es in der Diaspora wesentlich andere Vorstellungen von diesen beiden Gruppen gibt als in Israel selbst. Aber nicht nur diese beiden Gruppen allein vertreten die israel. Orthodoxie, sondern es gibt Tausende "Unabhängige", die sich orthodox nennen, aber in keine der beiden Kategorien passen und sich selbst damit keinesfalls identifizieren.

Der Fall "Druckman" und die Aberkennung aller seiner Konversionen tat einmal wieder mehr die Kluft zwischen den Nationalrelig. und den Haredim auf. Wobei wiederum anzumerken ist, dass sich andere nationalrelig. Institute genauso von R. Druckman abwenden, denn sie wollen nicht in seinen Sog gezogen werden. Aber der Fall "Druckman" allein ist nicht der Grund für die immer tiefer werdende Kluft beider orthodoxer Richtungen. Einer der Gründe ist, wie könnte es auch anders sein, die Politik. In der Knesset bekriegt sich die nationalrelig. Partei (Mavdal) mit den aschkenazischen Haredim der "Yahadut HaTorah". Die "Yahadut HaTorah" ist ein Gemisch aus den chassidischen Gruppen wie Belz, Gur und Vishnitz und mit den litvischen Juden unter ihrem geistigen Führer Rabbi Eliyashiv. Die nationalrelig. Mavdal wird allgemein als zu säkuler und nachgiebig gesehen. Da stimmte sie dem Marsch christlicher Fanatiker durch Jerusalem zu oder schleimte sich auch sonst durch die Sharon - Politik. Wo sind heute noch die großen nationalrelig. Helden ? Pinchas Wallerstein vielleicht ? Außer Spesen nichts gewesen, denn er macht kaum von sich reden. Und Moshe Feiglin, der Konkurrent Netanyahus im LIKUD ? Kein Parteiprogramm und keine Mehrheit in der eigenen Partei. Und was ist heute überhaupt noch nationalreligiös ? Die Krise des religiösen Zionismus ?

Eines steht für mich fest: Bei den kommenden Knessetwahlen werde ich der nationalrelig. Partei ADE sagen und stattdessen zur haredischen "Yahadut HaTorah" überlaufen. Nicht, dass ich mich von ihnen besser repräsentiert sehe, aber dennoch stimme ich mit deren Programm überein. Außer den ewigen Steuergeldern für sämtliche Yeshivot (relig. Schulen), doch die Nationalrelig. sind diesbezüglich auch nicht besser.

Die Haredim behaupten von sich, das originale Judentum zu vertreten, in dem die Thora noch erst genommen wird und die Gesetze dementsprechend interpretiert werden. Die zionistischen Nationalreligiösen sind zu lax und man schaue sich nur einmal an, wie sie herumlaufen. Das allein sagt schon alles.
Richtig, es gibt große Unterschiede im Verhalten der Nationalrelig. und der Haredim und bei vielen Nationalrelig. frage ich mich, was sie auf der Yeshiva lernen. Nicht, dass ich hier die Probleme der haredischen Gesellschaft ignorieren will, aber ich beziehe mich hier nur auf die ernsthaft relig. Haredim. Mehrheitlich respektieren die Nationalrelig. die Haredim, doch so leben wie "DIE" wollen sie nicht. Nationalrelig. reiche da völlig aus und nur schwarz - weisse Klamotten tragen ist auch nicht das Wahre. Jede Richtung sieht sich im Recht und eine befriedigende Antwort auf die Frage, wer wirklich im Recht ist, gibt es nicht. Klar, ist jeder irgendwie im Recht und ich denke kaum, dass G - tt jeden nach seinem Tod danach richtet, welche Farbe seine Kipa hatte.

Jeder relig. israel. Jude muß versuchen, seine Richtung zu finden. Das ist die Patentlösung. Nicht jeder will haredisch sein und nicht jeder paßt zu den Nationalrelig. Es ist eine Sache der Mentalität und der Einstellung. Wer will oder kann wie weit gehen ?

Und wer vertritt das richtige Judentum ?
Die Thora und G - tt vertreten es und sonst niemand. Wir Menschen hingegen versuchen es zu tun, verlieren uns aber leider oft in zuvielen nebensächlichen Kleinigkeiten. Und das Fazit ist, dass sich nichts ändern wird. Der "Kampf" ums Recht wird weitergehen und erst sein Ende nach der Ankunft des Meshiach finden. Und ich bin einmal gespannt, wie dann die jüdische Welt aussehen wird. Ohne den Streitigkeiten untereinander. Hoffentlich nicht zu langweilig !!!

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Weiterer Link zu den "Druckman - Konversionen"

2 Kommentare:

  1. Anonym1:38 PM

    "Die zionistischen Nationalreligiösen (...) man schaue sich nur einmal an, wie sie herumlaufen."

    also hier, liebe miriam, musste ich richtig lachen. ich meine, DU "läufst" ja auch nicht gerade "herum", wie es die average gute fromme jüdin tut...und da eine solche bemerkung über andere zu landen: wirklich lustig. nicht, dass ich kritisiere, wie sich jemand anzieht: jeder muss selbst wissen, was er tut. aber dieser passus machte mich in gedanken an das, was du schon an beiträgen über deine schwierigkeiten mit "hosen oder nicht-hosen" geschrieben hast, wirklich schmunzeln.

    in diesem sinne gut schabbes!

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  2. B"H

    Allerdings laufe ich nicht in knappen Roecken und ohne jegliche Struempfe oder Socken herum. Wer sich viele heutige nationalrelg. Frauen in Jerusalem anschaut, der weiss genau, was ich meine.

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