Montag, Juni 30, 2008

G - tt ist nicht zum Anfassen

B"H

Bis zur Gründung und Ausbreitung des Christentums, des Islam sowie den Glaubensregeln der Karaiten kam im Judentum kaum jemand auf den Gedanken, dass G - tt einen Körper besitzt oder sonst irgendwie über menschliche Eigenschaften verfügt.

Insbesondere aber das Christentum nahm / nimmt die Thora allzu wörtlich, ohne je auf den Gedanken zu kommen, dass in dem Text tiefere verborgene Botschaften stecken könnten und daher viele Thorainhalte metaphorischer Art sind.

So unter anderem der "Arm G - ttes, G - tt ist verärgert, G - tt genießt den Geruch der Tieropferungen, G - tt spricht, usw.".

Für Juden war immer klar, dass diese Botschaften etwas Verborgenes Tiefgründiges mich sich bringen bis, ja, bis das Christentum die Thorainhalte nach Belieben umzudrehen begann.

Einige Zeit später kam die Blütezeit des Islam und der Islam ist es dann auch, der die Juden beschuldigt, einem körperlichen materiellen G - tt zu folgen (siehe das Buch "Kalam"). Übrigens ist G - tt im Islam genauso immateriell und formlos wie im Judentum.

Der Rambam (Maimonides) geht mehr als ausführlich auf die Anschuldigungen im "Kalam" ein; und zwar in seinem Buch "Führer der Unschlüssigen - Moreh Nevuchim". Jeder sollte dieses Buch genauestens lernen; wenn es geht mit Kommentaren wie denen des Abarbanel.

Die Absicht des Rambams ist es klarzustellen und zu beweisen, dass das Judentum an keinen körperlichen G - tt glaubt, sondern an ein Wesen, welches unser Verstand gar nicht in der Lage ist zu erfassen. Den ewigen dagewesenen und auf ewig und endlos existierenden G - tt.

Schon mit dem Begriff "Unendlich" haben wir schon unsere Schwierigkeiten. Was genau ist ewiglich und endlos ?
Können wir das verstehen ? Wir, die bestenfalls vielleicht 120 Jahre alt werden.

Oberflächlich betrachtet handelt es sich bei dem "Führer der Unschlüssigen" um ein wirres Buch ohne Konstante. Die logische Ordnung fehlt und an unzähligen Stellen widerspricht sich der Rambam auch noch. Kommentatoren warnen davor, den "Führer - Moreh Nevuchim" als philosophisches Buch zu lesen. Nein, es ist ein jüdische Buch für Juden, die nachdenken.

Zum Beispiel läßt uns die Thora ganz zu Beginn in Genesis (Bereschit) wissen, dass erst der dritte Sohn Adams, Seth, nach seinem (Adams) Ebenbild erschaffen worden ist. Wie also sahen dann Kain und Abel (Hevel) aus ?

In vielerlei Quellen werden die ersten beide Söhne als halb Tier und halb Mensch beschrieben und erst Seth war ganz Mensch wie Adam. Der Rambam hingegen hält eine einleuchtendere Erklärung bereit:
Um als "Tier" zu gelten, muß man nicht unbedingt ausschauen wie eines. Es reicht schon, wenn ich mich als Mensch so benehme. Ich bin ein Tier, wenn ich nicht meinen g - ttgegebenen Verstand und meine Gedanken nutze; wenn ich nicht meine Fähigkeiten nutze, sondern einfach nur so apathisch vor mich hinlebe und irgendwelchen Trieben folge.

G - tt hat uns mit Fähigkeiten und einem Verstand ausgestattet und so ist der Vers in der Thora zu verstehen. Seth war der Erste nach Adam, der all diese Dinge positiv nutzte und einsetzte.

Heißt also, dass Kain und Abel nicht als Tiere herumliefen, sondern dass sie ihren menschlichen Verstand nicht nutzten.

5 Kommentare:

  1. Anonym6:02 PM

    Ich glaube, es gibt in Bibel (Nach) und Talmud eine Menge Textstellen, die -vom einfachen Wortsinn ausgehend- von einer Körperlichkeit G-ttes ausgehen. Das ist nichts, was den Christen eigen ist. Diese Denkschule gab es mindestens bis zu den Zeiten Rambams und nach vielen Aussagen berühmter Gelehrter noch darüber hinaus. Ich habe diese Geschichte gelesen (v. Mosche Chagis in Mischnat Hachachamim): Im Zefat des 17. Jhdts. pflegte ein einfacher Jude immmer, am Freitagabend in der Synagoge Brot zu hinterlegen, damit G-tt etwas zu essen bekommt. Der Schamasch der Synagoge hat das Brot natürlich immer entfernt, aber der einfache Jude war überzeugt, daß G-tt das Brot genommen habe. Als der Rabbiner der Synagoge davon erfuhr, befahl er diesem einfachen Juden, sofort mit demm Schwachsinn aufzuhören. Es sei eine große Sünde, G'tt mit menschlichen Kategorien zu sehen. Der große Rabbiner Luria jedoch meinte, seit der Zerstörung des Tempels sei es G-ttes größte Freude gewesen, wenn dieser einfache Mann dort Brot hinlegte. Da der Rabbiner befohlen hatte, damit aufzuhören, müsse er (der Rabbiner) sterben. Und so geschah es auch. Ich werde den Eindruck nicht los, als ob Rabbiner Luria von G-tt menschliche Ansichten hatte. Wie siehst du das?

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  2. B"H

    Also Micha, ich muss Dir sagen, dass das gesamte Judentum auf einer Unkoerperlichkeit (sagt man das so auf Deutsch ?) G - ttes basiert. Im Judentum ist G - tt absolut materielos, formlos und sich Ihn selbst vorzustellen, ist schon ein Ding der Unmoeglichkeit. Wenn wir von der Weisheit (Chochmah) G - ttes reden, dann ist selbst dieser Begriff undefinierbar, da wir die Weisheit G - ttes absolut nicht kennen und fassen.

    Niemals habe ich davon gehoert, dass jemand im Talmud oder anderswo G - tt als koerperlich beschreibt. Dies waere ein totaler Verstoss gegen alle jued. Gesetze.

    Die Story mit Rabbi Luria habe ich einmal hier auf Hamantaschen geschrieben.

    Rav Luria lehnte das Verhalten des Rabbiners (dem Ehepaar gegenueber) aus einer Annahme, dass G - tt koerperlich sei ab; vielmehr hatte sich dieses einfache Ehepaar soviel Muehe gemacht, die Challot zu backen - sie sangen und tanzten durch die Kueche - das dies im Himmel grosse Freude hervorrief.

    Es war das ruede Verhalten des Rabbiners dem Ehepaar gegenueber, was Rabbi Luria zur Ablehnung bewegte.

    Und gerade Rabbi Luria beschreibt in seinem kabbalistischen "ETZ CHAIM" Tausende Male die UNKOERPERLICHKEIT und MATERIELOSIGKEIT G - ttes.

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  3. Anonym2:49 PM

    Es hätte mich überrascht, wenn Du etwas anderes geschrieben hättest. Orthodoxe haben einfach keinen historischen Blick.

    Damit keine Mißverständnisse aufkommen, Rambam muß mich nicht überzeugen, allerdings bin ich mir nicht sicher, ob Rambams Meinung schon immer die allein vorherrschende Lehre gewesen ist. Leider habe ich derzeit keinen Zugriff auf meine Bücher, aber irgendwo rechnet Raschi allen Ernstes aus, welches Volumen denn G-tt habe. Und er kam auch zu einem körperlich meßbarem Ergebnis. Meine Überzeugung ist, dass viele Stellen in Thora und Nach früher einfach so verstanden wurden, wie sie geschrieben sind. Rambam hat erst im 12. Jhdt. gelebt, seine Bücher sind verbrannt worden. Und selbst ein Rambam hat es nicht geschafft, Vorstellungen von einem körperlichen G-tt ganz zu verbannen. Ich glaube, so ehrlich muß man sein. Der einfache oder ungebildete Jude hat manches anders gesehen, und leider auch der eine oder andere (ungebildete?) Rabbiner. Die Frage ist, ob ein Jude, der diese Ansichten vertritt, damit seinen Anteil an der kommenden Welt verwirkt. Der in vielen verständnisvolle Ibn Pakuda würde wahrscheinlich sagen, okay, derjenige konnte es nicht besser wissen. Rambam würde strenger urteilen: Jeder Jude hat die Pflicht, seine intellektuellen Fähigkeiten auszureizen.

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  4. B"H

    Es geht nicht um orthodox oder nicht. Es geht um die Inhalte des jued. Glaubens und dort ist G - tt unendlich und ein Wesen, welches wir nicht kennen und fassen. Punkt. Darueber gibt es im Judentum keine Diskussionen und gab es auch nie bis zum Aufkommen des Christentums, welches die Thorainhalte falsch auffasste bzw. interpretierte.

    Die Orthodoxie hat sehr wohl Kenntnisse ueber die Geschichte und erkennt die Geschichte selbstverstaendlich. Ich weiss nicht, warum Orthodoxe immer als Fachidioten dargestellt werden muessen. Und dann immer "DIE ORTHODOXEN" ....
    Wer sind denn "die Orthodoxen" ?

    Ausserdem hat die Koerperlosigkeit G - ttes nichts mit dem Rambam zu tun, denn dieser fasste nur das Jahrtausende alte Wissen in kompakte Inhalte zusammen.

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  5. B"H

    Das Volumen G - ttes "Shiur Koma" ist ein Teil des kabbalistischen ZOHAR und wird von Rabbi Moshe Cordovero mehr als ausfuehrlich kommentiert.

    SHIUR KOMA bezieht sich im METAPHORISCHEN Sinne auf die Groesse und Unendlichkeit G - ttes und ist, um Himmels Willen, nicht woertlich auszulegen !!!!!

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