B"H
Normalerweise ist die Sheinkin in Tel Aviv bekannt als DIE Gegend der Säkuleren. Bis vor wenigen Jahren war die Sheinkin die absolute IN - Straße. Cafes, Shops mit freakigen Klamotten, horrende Mieten, Leute, die nicht gerade so gekleidet sind, was man im relig Sinne anständig nennt. Was auch immer man sich ansonsten noch vorstellen kann. Heute hat die Sheinkin an Glanz verloren und der Rothschild Boulevard hat längst die IN - Position übernommen. Allerdings ist Sheinkin nach wie vor ein Markenname, obwohl mittlerweile auch die Breslover Chassidim dort eine ihrer Filialen eröffnet haben. Aber auch sonst findet man nicht wenige Haredim (Ultra - Orthod.) in der Umgebung.
Sheinkin, zwischen King George und Allenby gelegen, hat jedoch noch eine weitere Attraktion zu vermelden. Gleich neben dem Park ragt eine riesige Synagoge hinter den Bäumen hervor. Chabad ist auch in Sheinkin angekommen. Das Erdgeschoß der Synagoge ist in zwei Räume unterteilt. Zum einen ein neuer moderner Synagogenraum und zum anderen die Überbleibsel einer alten riesigen Synagoge, wo immer noch ein anschaulicher Aron HaKodesh (Thoraschrein) steht.
Durch Zufall erspähte ich die Synagoge, aber da ich nicht an Zufälle glaube, gab es vielleicht einen anderen Grund, dass ich gerade in diese Synagoge ging. Am Erev Shabbat (Freitag abend) ging ich zum Kabbalat Shabbat service. Die Atmosphäre war eher gemütlich, denn es waren nicht viele Leute anwesend. Am Ende gab es ungefähr 20 Männer und 10 Frauen. Ich kann nur aus Sicht der Frauenseite (Ezrat Nashim) berichten. Diese befindet sich gleich hinter der Männerseite auf gleicher Höhe; hinter einer Holzmechitzah (Trennwand der Geschlechter). Inmitten des Services gab der Rabbi, ein gebürtiger Amerikaner, eine Drasha (relig. Rede), in der er von der Hachnasat Sefer Torah - Feier am Vortag (Donnerstag) berichtete. Eine neue Thorarolle zu bekommen, ist für jede Synagoge ein großes Event. Die Thorarolle wird in einer feierlichen Prozession zur Synagoge getragen. Wie man mir sagte, gab es in der belebten King George eine riesige Feier mit Orchesterbegleitung. Der Rabbi erzählte, dass selbst säkulere Autofahrer ihr Gefährt verliessen, um die Thorarolle zu küssen. Die Zuschauer waren total aufgeregt und manche hatten sogar Tränen in den Augen. Und das alles im so furchtbar säkuleren Downtown - Tel Aviv. "Wir müssen halt mit dem zufrieden sein, was wir haben und können nur auf mehr hoffen", so der Rabbi.
Ich entschloß mich, zum Schacharit am nächsten Morgen zurückzukommen, weil der Rabbi angekündigt hatte, dass dann die neue Thorarolle zum ersten Mal benutzt werden wird. Außerdem konne ich micht nicht recht mit dem Gedanken anfreunden, in der feuchten Hitze mehr als eine Stunde nach Bnei Brak zu laufen.
Ich muß zugeben, dass die Leute in der Chabad - Synagoge total nett und zugänglich waren. Nicht alle waren Chabadnikim. Stattdessen war es eine gute Mischung aus Halb und Halb. Außerdem waren die Anwesenden nicht nur aschkenazische Juden, sondern es waren ebenso viele Sepharadim da. Zum Schacharit - Gebet tauchten ungefähr 30 Männer und ca. 15 Frauen auf. Der Thoralesung folgte das Tanzen der Männer mit der neuen Thorarolle.
Um 18.10 Uhr am Abend fand ein Shiur statt. Die Männer lernten die Thoraparasha und für die Frauen gab es separat einen Pirkei Avot (Saying of the Fathers) - Vortrag gegeben von einer Chabadnikit. Der Shiur war nicht schlecht, doch bedenke man, dass Chabad immer von seinen eigenen Auslegungen und Rebbe - Teachings spricht. Dennoch, die Chabadnikit erwähnte auch einmal den Kommentator Rashi.
Wer seinen Schabbat mehr oder weniger in Downtown Tel Aviv verbringt und nicht weiß, wo er hin soll, der sollte in besagte Chabad - Synagoge gehen. Allerdings sollte kein Kiddush oder Essen erwartet werden, denn die Teilnehmer gehen nach dem Service sofort heim. Dies war mir gänzlich egal, denn ich hatte mein eigenes Essen vorbereitet und machte meinen eigenen Kiddush. Der Synagogenservice allerdings gefiel mir sehr gut.
Falls jemand gehen will:
Gute Hebräischkenntnisse sind ein absolutes Muß !!!
Für die nahe Zukunft hat Chabad in der Synagoge die zusätzliche Einrichtung einer Yeshiva (relig. Schule) geplant.
Sonntag, Juni 15, 2008
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