Dienstag, Juni 10, 2008

Unreinheit nach der Geburt

B"H

Eines der Thoragesetze, welches mir lange Zeit unbegreiflich blieb, ist die Unreinheit der Frau nach der Geburt. Vor fast genau zehn Jahren half ich einem Chabad - Ehepaar, welches damals in meiner deutschen Gemeinde lebte, bei den sprachlichen Übersetzungen im Kreissaal. Während die Frau die Geburt des Sohnes irgendwie hinter sich brachte, rannte ihr Gatte hinter einem sich im Kreissaal befindenden Vorhang betend auf und ab. Der Arzt und die Krankenschwestern fragten mich schon, was das Schauspiel eigentlich solle. Richtig erklärt haben ich es ihnen nicht. Wer versteht schon auf der Stelle das jüdische Gesetz der Unreinheit der Frau nach der Geburt ? Schnell etwas zu erklären bringt meistens kaum etwas ein, sondern die Leute denken eher, man hat sie nicht alle. Da normalerweise der Vater des Neugeborenen immer die Nabelschnur durchschneiden will, dies aber in dem Falle wegen der "Unreinheit" nicht ging, wurde ich gefragt, ob ich das nicht machen wolle. Und ich tat es, obwohl ich zugeben muß, dass es nicht ganz so einfach ist, eine Nabelschnur durchzuschneiden.

Der Talmud Traktat Niddah 40a klärt uns etwas über dieses Thoragesetz auf. Zuerst jedoch die Mischna, die mündliche Gesetzesüberlieferung G - ttes an Moshe am Berg Sinai.

"Nachdem eine Frau ein Kind gebärt, ist sie zuerst unrein (tamei) und danach wieder rein (tehora). Wenn sie einen Sohn gebar, ist sie sieben Tage lang unrein (Tumah). Nach dem Ablauf dieser sieben Tage durchläuft sie weitere 33 Tage, in denen sie als rein gilt (Tahara), selbst wenn Blutungen auftreten. Wenn die Frau eine Tochter gebar, so ist sie 14 Tage lang unrein (Tumah). Danach gelten weitere 66 Tage, in denen sie als rein gilt, selbst wenn Blutungen auftreten (Tahara)."
Für Geburten mit Kaiserschnitt gelten anderweitige Regelungen !!!

Warum ist eine Frau nach der Geburt eines Kindes unrein ?
Talmudische Rabbiner sowie Kommentatoren sehen es als erwiesen, dass hierbei die Nachgeburt eine Rolle spielt. Und eben jene Nachgeburt verursacht die Unreinheit der Mutter. Von daher gibt es auch besondere Regelungen für Kaiserschnittgeburten.

Vom Übergang der Tumah - Zeit (7 oder 14 Tage) hin in die Tahara - Zeit (33 oder 66 Tage) geht die Frau in die Mikweh (Ritualbad). Aber wie kann die dann in der Tahara - Zeit als rein gelten, sollte sie dennoch Blutungen haben ?
Der Rambam (Maimonides) schreibt hierzu, dass das Blut schon vor dem Eintauchen in die Mikweh in der Gebärmutter existierte und es daher solange als Körperteil gilt, bis es tatsächlich herauskommt.

Warum aber ist eine Frau nach der Geburt eines Mädchens 14 Tage lang unrein und bei der Geburt eines Jungen nur 7 Tage ?
Die weit verbreiteteste Erklärung, die ich hierzu höre ist, dass Mutter und Tocher in dem Falle gemeinsam zählen, denn auch die Tocher verfügt symbolisch gesehen, als weibliches Wesen über eine Gebärmutter. Die spätere Fruchtbarkeit der Tocher wird also bei ihrer eigenen Geburt mitgezählt und daher ist die Mutter 2 x 7 = 14 Tage unrein.

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