B"H
Wie weit soll Public relation gehen ?
Diese Frage stelle ich mir schon eine ganze Weile wenn ich durch die Jerusalemer Fußgängerzone Ben Yehudah gehe.
Seit einigen Wochen haben nun die Breslover Chassidim zwei Stände in der Ben Yehudah. Einer von den Na Na - Breslovern und der zweite von den Schülern des Rabbi Schalom Arush. Bevor ich jedoch zum eigentlich Thema komme, vorab vielleicht ein paar Hintergrundinformationen:
Rabbi Nachman von Breslov (1772 - 1810) war der erste und einzige Rebbe der Chassidut Breslov. Nachdem er im Jahre 1810 verstarb, betrachtete sich keiner seiner damaligen Anhänger für würdig, die Nachfolge als Rebbe anzutreten. Nicht einmal der engste Vertraute Rabbi Nachman's , Rabbi Nathan Sternhartz. Trotz allem schaffte es die Chassidut Breslov zu überleben und zieht vor allem heute viele neue Anhänger an. Wie die chassidische Gruppe Chabad propagandiert Breslov den Neueinstieg und wie Chabad wird behauptet, dass alle Neueinsteiger die gleichen Rechte haben. Insbesondere bei Chabad entspricht dies nur der halben Wahrheit, denn die Baalei Teshuva (Neureligiöse) bekommen weder richtige Führungspositionen innerhalb der Gruppe noch Schidduchim (Ehepartner), welche in die Gruppe hineingeboren worden sind. Ein Neueinsteiger heiratet niemals einen Partner, dessen Vorfahren der ursprünglichen Gruppe angehörten. Dies ist heutzutage keine Schande, denn alle chassidischen Gruppen verfahren so.
Die Große Breslover Synagoge in Mea Shearim ist sehr bekannt, aber auch in ihr gibt es diverse Differenzen. Die Synagoge wird von denjenigen beherrscht, welche die Nachfahren der ursprünglichen Schüler des Rabbi Nachman sind. Und genau sie dulden keine Neueinsteiger bei sich. Sie sehen in den Neuankömmlingen eher eine "New Age Bewegung", welche ihren sozialen Problemen entkommen wollen und sich nicht um die eigentlichen Lehren des Rabbi Nachman scheren. Zugegeben, vielseits ist da etwas Wahres dran. Kommen doch viele junge Neueinsteiger aus dem Drogenmilieu, dem Knast oder aus zerrütteten Familien. Mit ihrem Einstieg bei Breslov allerdings sehen gerade sie einen Neubeginn in ihrem Leben und mit den Drogen haben sie auch nichts mehr am Hut. Nichtsdestotrotz haben sie Probleme mit der Anerkennung und innerhalb der letzten Jahre gründeten die daher ihre eigenen Synagogen.
Eine Kollegin von mir gehört mit ihrem Gatten zu jenen Neueinsteigern bei Breslov und ihr Mann lernt in der Yeshiva des Rabbi Eliezer Berland. Rabbi Berland ist ebenso ein Neueinsteiger und kam in den letzten Jahren zu gewaltigem Ruhm in der Szene. Nach einigen Auseinandersetzungen mit den Originalanhängern in der Synagoge zu Mea Shearim gründete er seine eigenen Institutionen. Meine Kollegin berichtete mir, dass die Originalanhänger Rabbi Berland nur zögerlich anerkennen. Der bekannteste Schüler von ihm ist wiederum Rabbi Schalom Arush, ebenso ein Neueinsteiger und Autor des Buches "The Garden of Emuna". Und ein bekannter Schüler des Rabbi Arush ist Rabbi Lazer Brody, ebenso ein Neueinsteiger.
Und jetzt sehe ich einige Schüler des Rabbi Arush in der Fußgängerzone stehen und seine Bücher verkaufen und ich muß zugeben, dass es mich stört. Gestern diskutierte ich die Angelegenheit mit einer Freundin und diese meinte, dass ja daran nichts Falsches wäre, Bücher anzupreisen und so. Nein, das ist auch nicht der Punkt. Der Punkt aber ist, dass anscheinend jeder neue Breslov - Rabbi meint, seine Literatur anpreisen zu müssen. Jeder scheint die Public Relation für sich selber auszunutzen und warum stellt sich Rabbi Arush nicht selber hin und verkauft seine Bücher ?
Okay, jemand kann einige Jahre bei einem Rabbi lernen und sich danach entschliessen, seine eigene Yeshiva zu eröffenen. Warum nicht ? Aber einige Breslover Rabbis aus dem Baalei Teshuva (Neurelig.) Movement scheinen meiner Meinung nach zu übertreiben. Warum muß alles und jeder im Internet vertreten sein ? Um sämtliche Lehren und Bücher anzubieten ? Manchmal erscheint es gerade so als bestehe die Chassidut Breslov heutzutage aus jenen Rabbis und nicht aus Rabbi Nachman. Und hätte Rabbi Nachman sich auf einen Propagandazug im Internet eingelassen ? Vielleicht, aber immerhin war er der Rebbe und hatte das recht dazu.
Die originalen Breslover aus Mea Shearim hingegen wird man nicht im Internet, in den Nachrichten oder in einer Shopping Mall finden. Natürlich ist Public Relation immer gut und zieht viele Neueinsteiger an. Die Frage ist doch aber, inwieweit sich ein Neueinsteiger Rabbi (Baal Teshuva) sich selbst promoten sollte. Mir jedenfalls scheint dies momentan ein wenig zuviel zu sein.
Links:
Chassidut Breslov - Teil 1
Chassidut Breslov - Teil 2
New Age ist überall
Sonntag, Juni 01, 2008
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