Freitag, Juni 11, 2010

Parashat Korach - פרשת קרח



B"H


Die Thoralesung für diesen Schabbat

Das Erste, was uns bei der Parasha Korach auffällt ist, das sie ausgerechnet nach Korach benannt wurde. Wieso wird eine ganze Thoralesung nach ihm benannt, wenn er doch Moshe und Aharon herausforderte und G - tt ihn strafte ?

Bei Korach begann alles mit einer Prophezeihung, die er hatte. Er sah, dass er selbst die Macht übernehmen sollte (Raschi). Allerdings machte er einen gewaltigen Fehler. Er hatte zwar diese Prophezeihung, doch deutete er sie falsch. Nicht ER sollte der Anführer der Juden werden, sondern einer seine Nachfahren, nämlich der Prophet SAMUEL (SHMUEL). Korachs Söhne bereuten rechtzeitig ihre Taten und so überlebten sie (Raschi). Dadurch geschah es, dass der überhebliche Korach ein Vorfahre des großen Shmuel HaNavi (Samuel der Prophet) war.


Das Grab des Propheten Samuels (Shmuels) nördlich von Jerusalem. Shmuel war ein Nachfahre Korachs !



"VaYikach Korach - ויקח קרח" - "Und Korach entfernte sich…"

Korach und seine Anhänger entfernten sich vom Rest der Israeliten (Raschi, Ramban, Maharal von Prag etc.). Korach kam mit 250 seiner Anhänger zu Moshe und forderte diesen heraus. Auch er war vom Stamm Levi, denn sein Vater Kehat war ein Sohn Levis, genauso wie Amram, der Vater Moshe und Aharons. Moshe und Korach waren also Cousins und Korach sah nicht ein, dass nur Moshe und Aharon die Führung der Israeliten übernommen hatten. Er war neidisch und wollte ebenso einen Teil vom Kuchen abhaben (Sefat Emet und Ibn Ezra).

Der chassidische Kommentar Degel Machane Ephraim sowie Rabbi Samson Raphael Hirsch lehren, dass der ganze Streit nur deshalb ausbrach, weil Korach nicht einsah, dass Moshe nur seinem Bruder Aharon das Priesteramt (Cohen) zusprach. Nicht, dass Korach auf Reichtümer aus war, denn er war mehr als wohlhabend, hatte er doch Yosefs versteckten Schatz in Ägypten gefunden (Sefer Seder HaDorot). Zusätzlich hielt Korach einen sehr guten Posten inne, denn er war einer derjenigen, die die Bundeslade tragen durfte.

Nach dem Ereignis mit den Spionen, die mit falsch interpretierten Berichten zurückkamen, sah Korach seine Stunde der Rebellion gekommen. Er warf Moshe vor, dass alle Israeliten heilig seien und somit keiner besonderen Anführers bedarf. Daraufhin verwies Moshe ihn auf den folgenden Tag, an dem G - tt zeigen sollte, wen genau Er als Anführer der Israeliten auserkoren hat.

Warum erst auf den kommenden Tag und nicht gleich ?
Die Midrasch Rabbah sowie Rabbi Samson Raphael Hirsch kommentieren, dass Moshe Korach und den anderen Rebellen Zeit geben wollte, ihre Anschuldigungen zu bereuen. Einige Stunden Schlaf und die Sache würde vielleicht ganz anders ausschauen. Stattdessen aber bereuten Korach & Co. nichts und besiegelten so ihr Schicksal. Nur seine Söhne sprangen im letzten Moment doch noch ab. Genauso wie On, der Sohn Pelets. Die Gemara im Talmud Traktat Sanhedrin 109b - 110a erzählt uns genau, wie die Frau von On ihrem Gatten Wein zu trinken gab und ihn so vorerst ausschaltete. On schlief ein, verpaßte die Rebellion und blieb am Leben. Die Ehefrau Korachs dagegen war aus anderem Holze geschnitzt. Laut Gemara in Sanhedrin 100a wiegelte sie ihren Gatten erst so richtig gegen Moshe auf. Sein lieber Cousin Moshe würde nämlich nur alles unter sich und seinem Bruder aufteilen und er (Korach) gehe leer aus.

Wie wir in der Thora lesen, wurden alle 250 Rebellen vom sich auftuenden Erdboden verschluckt. In der Gemara Sanhedrin 110a gibt es einen Disput verschiedener Rabbiner darüber, ob Korach wirklich verschluckt wurde oder ob er erst bei der nachfolgenden Plage oder gar beide Tode starb.


 
Hat die Erde Korach verschluckt ?

Der Ischbitzer Rebbe (Rabbi Mordechai Yosef Leiner) kommentiert, dass Korach ganz einfach seiner Yetzer (negativen Veranlagung) folgte. Plötzlich kam ein Gedanke in ihm auf und ohne groß zu überlegen bzw. sich über mögliche Konsequenzen bewußt zu sein, folgte er seinem negativen Gedanken. Hätte er nachgedacht, so wäre ihm bewußt gewesen, dass G - tt Moshe und Aharon zu den Anführern bestimmt hatte. Natürlich kann jeder Einzelne seine stillen Zweifel an Moshes Herrschaft haben, doch nichtsdestotrotz wurde er von G - tt dazu auserwählt und Moshe war nicht gerade ein Charakter, der seine Position ausnutzte. Eher das genaue Gegenteil.

In der Chassidut wird Moshe als kompletter Zaddik (Gerechter) bezeichnet, dessen Aufgabe darin bestand, unsere Welt mit G - tt zu verbinden (Degel Machane Ephraim). Genauso sehen bis heute die chassidischen Gruppen ihren Rebben. Nicht, dass heutzutage jemand auf dem Level Moshes ist, dennoch verbindet ein Zaddik (ein Gerechter) unsere Welt mit G - tt und es wird ihm eine bestimmte Kraft nachgesagt, welche diverse G - ttesurteile zum Guten verändern kann. Siehe Moshe bei seinen Diskursen mit G - tt. So lautet zumindest der Idealfall eines Zaddik (Gerechten).

In jeder Generation gibt es einen Zaddik und Leute, die gegen ihn sind. Was ein Rebell gegen einen Zaddik machen kann ist, sorgfältig nachzudenken und seine negativen Energie in Positives umwandeln (Rabbi Simcha Bunim von Peshis'cha). Dies ist der Weg, um Korachs Seele (Neshama) zu "reparieren", wie man in der Kabbalah oder der Chassidut sagt.

Jeder von uns hat Zeiten in seinem Leben, in denen er negative Gedanken im Kopf mit sich trägt. Allerdings sollte man nicht wild drauflos rennen, sondern sich erst einmal darüber klar werden, was es für Folgen hat und ob das alles wirklich das Richtige wäre. In dem Moment, in dem man sich eines besseren besinnt, kann man das Negative in etwas Positives umwandeln und hat so einen Tikun Olam (eine Art Weltverbesserung) vollbracht (Baal Shem Tov, Chassidut Chabad und weitere).

Korach war also neidisch auf die Führungspositionen von Moshe und Aharon. Die Thora und sämtliche Kommentatoren legen äußerst großen Wert darauf festzustellen, dass im Judentum niemand eine bevorzugte Stellung einnimmt. Wenn von Cohanim (Tempelpriestern), Levi'im (Leviten) oder vom Volk Israel die Rede ist, dann sind alle Mitglieder gleichermaßen relevant und keiner ist von minderer Bedeutung. Jeder Einzelne von uns hat seine bestimmte Aufgabe im Leben, für die er erschaffen worden ist und daher sollte sich niemand herabgesetzt oder weniger wichtig fühlen.

Der Parasha - Inhalt und das, was wir daraus mitnehmen sollen ist, dass jeder Mensch im Leben seine eigene Aufgabe besitzt. Deswegen erschuf uns G - tt. Nicht nur einen Menschen, sondern Milliarden. Milliarden Menschen mit ihrer eigenen Aufgabe in diesem Leben und auf diesem Planeten. Die Aufgabe, die G - tt mir zudachte, kann nur ich allein erledigen und niemand anderes. Selbst dann nicht, wenn ein Mitmensch doch so viel geeigneter wäre. Nein, ich muss da durch und meine Aufgabe erfüllen. Wenn G - tt will, dass ich in einer Bäckerei arbeite und nicht Ministerpräsident werde, dann hat dies 1. Richtigkeit und 2. Soll ich nicht nach dem streben, was mir nicht zugedacht ist. Wobei ich mich natürlich dennoch aufstellen und wählen lassen kann.


Im Talmud heißt es, dass G - tt noch vor der Geburt eines Menschen festlegt, ob dieser einmal arm oder reich sein wird; intelligent oder weniger schlau; mit einem super Job oder Bauer. All das galt auch für Korach, doch der versuchte zu rebellieren, indem er eine Führungsposition, die nicht für ihn bestimmt war, an sich reissen wollte.

Im jüdischen Volk liegen die Aufgaben ebenso verteilt. Der eine ist Cohen (Tempelpriester), der andere nicht. Deswegen brauche ich nicht meinen Neid aufkommen lassen, sondern lernen zu akzeptieren, dass es Menschen mit unterschiedlichen Aufgaben im Leben gibt. Wenn ich meine Energien, anstatt neidisch durch die Welt zu laufen, positiv umsetze und mich auf meine Aufgabe konzentriere, dann wäre die Welt heute ein ganzes Stück weiter !
Versuchen wir also einmal einen Schritt zurückzugehen. Es gibt noch Milliarden andere Menschen auf der Erde und nicht nur ich allein bin wichtig. 



Schabbat Schalom

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