B"H
Es ist immer wieder interessant, wie Blogleser reagieren und wie sie die Dinge verstehen, über die ich berichte. Manchmal wünschte ich mir, es kämen mehr Reaktionen und mehr Fragen, aber all das hält sich bisher in Grenzen. Ich werde nicht mit Post überschüttet und viele geben sich, für meine Begriffe zu leicht, mit dem Gelesenen zufrieden.
Gestern Abend nun traf ich mich mit einem Blogleser, der momentan in Jerusalem weilt. Ich hoffe, dass er sich beim Lesen jetzt nicht beleidigt fühlt, aber als er mir in seiner e - mail mitteilte, dass er ein Würdenträger der katholischen Kirche sei, fragte ich mich schon, was genau er wohl zu fragen beabsichtigt. Bin ich es doch gewohnt, mit Zitaten aus den Propheten überhäuft zu werden, anhand denen man mir beweisen will, dass die Juden falsch liegen.
Die zweite Gruppe verfällt in das Vorurteil, dass ich anscheinend eine durchgeknallte Religiöse bin und alle orthodoxen Juden bzw. Haredim (Ultra - Orthox.) eh einen Knall haben. Sie kapseln sich ab, arbeiten nicht, sind faul, zahlen keine Steuern und beten nur den ganzen Tag herum. So die Stereotype.
Überflüssig zu erwähnen, dass dies in den meisten Fällen nicht der Wahrheit entspricht und wer die ultra - orthodoxe Welt ausgiebig kennen lernt, der wird eines Besseren belehrt. Dies passiert auch Israelis, denn auch bei ihnen liegen die Vorurteile hoch. Unwissenheit und eine hetzende Presse tun ihr Übriges. Viele Male schon habe ich bei chassidischen Tische sekuläre Israelis getroffen, die ganz erstaunt waren über die haredische Welt. So haben sie sich das nicht vorgestellt und in der Zeitung liest man ja immer ganz etwas anderes.
Es ist unbestreitbar, dass es auch Haredim gibt, die sich abkapseln und mit ihrer Außenwelt nicht kommunizieren wollen. Dies geht teils schon aus ihrer Erziehung hervor, denn sie haben nie etwas anderes gelernt. Wer dagegen wie ich im Ausland auswuchs, für den ist der Umgang mit Nichtjuden nichts Ungewöhnliches. Und so macht es mir nichts aus, mich mit Nichtjuden zu treffen und mir ihre Fragen anzuhören. Vor dem gestrigen Treffen gab es auch bei mir ein Vorurteil, denn derjenige hatte mir geschrieben, er sei Mönch oder soetwas in der Art. Und was stellt man sich da schon vor ? Natürlich kommt da jemand in Kutte und mit einem riesigen Kreuz um den Hals. Dem war dann aber nicht so, was mich wiederum überraschte. Der Betreffende stellte mir Unmengen von Fragen über das Judentum und anfangs war es ihm etwas peinlich, denn er dachte, die Fragen seien dumm oder banal. Für mich gibt es keine banalen Fragen und ich beantworte normalerweise alles.
Die Überraschung seinerseits war wohl recht groß, denn allgemein gilt die Behauptung, dass Nichtjuden nicht unbedingt mit Orthodoxen in Kontakt kommen. Einerseits ist das richtig, denn viele orthodox. Juden wollen nicht wie im Zoo begafft werden oder andere sehen nicht unbedingt einen Sinn darin, sich mit Nichtjuden auseinanderzusetzen. Hierbei spielen auch die vielen christlichen Missionare eine Rolle und auf jüdischer Seite hat man manchmal die Nase voll von derlei Treffs.
Missioniert wurde ich nicht, sondern wir hatten eine interessante Konversation über das Judentum und die christliche Sicht oder die jüdische Sicht, wie auch immer. Wer als Außenstehender ernsthafte Fragen hat, der bekommt die in den meisten Fällen auch beantwortet. Ich kenne viele Orthodoxe, die dies bereitwillig tun. Für Nichtjuden ist es immer wichtig, wie man auf die Juden zugeht. Andererseits sollte es vielleicht mehr jüdische Aufklärung geben, denn es existieren Tausende von Missverständnissen über das Judentum.
Wie ich eingehens schon sagte, ist für mich die Meinung der Leser interessant und ich würde mich über mehr Fragen freuen. Auf diese Weise kann ich in kommenden Beiträgen vieles eventuell besser erklären, denn manchmal bin ich zu sehr in "meiner" Welt und schreibe wohl dementsprechend. Aber es ist immer schwer, einen gemeinsamen Nenner für alle zu finden.
Dienstag, Februar 12, 2008
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