B"H
In der Mischna (mündliche Überlieferung G - ttes an Moshe am Berg Sinai) des Talmud Traktates Sotah 20a ist zu lesen:
"Ein Mann ist verpflichtet, seinen Töchtern Thora zu lehren."
Aus diesem einen Satz leiten nicht gerade wenige Historiker, Buchautoren, Feministinnen, und viele andere ab, dass auch eine Frau ein Anrecht auf ein ausgeprägtes Thorastudium hat und nicht nur der Mann.
Insbesondere erfreut sich gerade diese Mischna eingehender Beliebtheit, wenn die Töchter Rashis (Rabbi Schlomo Yitzchaki) Erwähnung finden. Der große mittelalterliche Talmud - u. Thorakommentator hatte bekanntlich keinen einzigen Sohn, sondern "nur" drei Töchter (Yocheved, Miriam und Rachel). Alle drei lernten mit ihrem Vater Thora und stiegen zu halachischen sowie talmudischen Größen auf. War der Vater einmal nicht daheim um Juden mit halachischen Fragen zu empfangen, so gaben seine Töchter Auskunft. Niemand störte sich auch nur im Geringsten daran, dass es Frauen waren, die die Halacha interpretierten. Und das im 11. /12. Jahrhundert.
Aber nicht nur Rashis Töchter befanden sich auf einem überragenden Level; auch die Enkel und Urenkel setzten diesen Weg fort (Tosafot). Es gibt sogar ein eingeschworenes Gerücht, dass es die Töchter Rashis waren, welchen den Rashi - Kommentar zum Talmud - Traktat Nedarim verfassten.
Aber was bedeutet unsere eingehens genannte Mischna wirklich ?
Diese Mischna befindet sich inmitten des Traktates Sotah, der auf vielen Seiten das Verfahren des "Mei Sotah" beschreibt. Laut der Thoraparasha NASSO mußte eine ehebrecherische Frau (Sotah) zu Tempelzeiten in den Tempel gehen und von dem "Sotah - Wasser" trinken. War sie unschuldig bezichtigt worden, dann überlebte sie, war sie zu recht beschuldigt worden, dann starb sie nach dem Trinken des Wassers einen grausamen Tod. Dies geschah allerdings nur in dem Falle, wenn sie zuvor jegliche Aussage vor dem Sanhedrin verweigerte oder log. Erst dann wurde das Sotah - Wasser verabreicht und nicht, wenn sie von vornherein alle Schuld zugab.
Inmitten dieser Prozedur - Beschreibung befindet sich also der Satz, dass ein Mann seinen Töchtern die Thora lehren muß.
Im Talmud - Traktat Kidduschin 29b lernen wir jedoch das genaue Gegenteil. Dort heißt es nämlich, dass ein Vater nicht ausdrücklich verpflichtet ist, seinen Töchtern Thora zu lehren.
Der Talmud - Kommentator Me'iri sagt hierzu, dass der Vater den Töchtern zwar Thora lehren kann, doch keine eingehenden Verpflichtung besteht.
Unterhalb der talmudischen Rabbiner (Tannaim) und den späteren Talmud - Kommentatoren herrscht Uneinigkeit zu dem Thema. Einige Tannaim sehen das Thorastudium für die Frau als absolut notwendig an. Schließlich soll sie die Halachot (Gesetze) perfekt ausführen und um dazu fähig zu sein, muß sie zwangsläufig Thora lernen. Andererseits bezieht die Halacha selber diese Notwendigkeit nur auf diverse Halachot und nicht auf die gesamte Thora. Soll "Frau" halt entsprechende Halachot zu ihrem Thema lernen, aber nicht die ganze Thora (so der Vilna Gaon in seinem Kommentar zum Schulchan Aruch - Orach Chaim 47:14). Zusätzlich spricht der Vilna Gaon hier einen immens wichtigen Punkt an:
Heißt es nicht aber, dass G - tt UNS die Thora gab ?
Sprich jüdischen Frauen und Männern ?
Kommentiert der Vilna Gaon weiter:
Unzählige Thoramitzwot fallen bei einer Frau unter die Kategorie "Mitzwot She HaZeman Grama" - was soviel bedeutet wie, dass die Frau aus zeitlichen Gründen von bestimmten Mitzwot befreit ist.
Beispiel: Ständigen Synagogenbesuchen, wenn sie auf die Kinder aufpassen muß.
Eine weitere interessante Sichtweise bringt der "Chafetz Chaim", der da sagt, dass die Ablehnung des Thorastudiums der Frau ausschließlich auf frühere Zeiten zutraf. Da zu Tempelzeiten und zuvor die Töchter eh in die Traditionen der Väter mit eingebunden waren, bedurfte es keines ausführlichen Thorastudiums. Heutzutage dagegen bestehe schon eine gewisse Verpflichtung für die Eltern, all ihre Kinder in der Thora zu unterrichten. Die Töchter zu unterrichten werde dann sogar zur Mitzwah.
Manchmal jedoch erweckt die heutige Realität einen gegenteiligen Eindruck.
Besonders in haredischen (ultra - orthod.) Kreisen wird vielen Mädels die Thora "nur" mit Rashi - Kommentar gelehrt. Kommentatoren wie Ramban, Ohr HaChaim, Kli Yakar oder Ibn Ezra fallen leider allzu oft unter den Tisch.
Selbst in nationalrelig. Kreisen ist dies oft nicht anders und es wird mehr Wert auf weibliche Halachot wie Gebet, Haushalt oder die traditionelle Familienreinheitsgesetze (Taharat HaMischpacha) gelegt.
Nichtsdestotrotz gibt es auch andere Seiten und immer mehr Frauen folgen dem Beispiel der Töchter Rashis, indem sie sich auf ein ausgiebiges Thorastudium konzentrieren. Auch haredische Frauen.
Sonntag, Februar 10, 2008
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