Samstag, Februar 16, 2008

"Der Rebbe hat stark gebeten"

B"H

Aufgrund meiner Grippe und obwohl ich vor Schabbateinbruch einige Stunden im Bett verbrachte, ging ich zum Abendessen bei Rabbi Mordechai Machlis mit der Einstellung, dass mich lieber alle in Ruhe leiden lassen sollen. Der Rabbi war nicht persönlich anwesend, denn er feierte Schabbat Chatan (1) mit seiner Familie in der Rova (2). Sein ältester Sohn heiratet am Dienstag.
So leitete jemand anderes das Abendessen, was okay war.

Tagsüber hatte ich in einer haredischen (ultra - orthod.) Zeitung gelesen, dass bei der chassidischen Gruppe Toldot Aharon eine Hochzeit stattfand. Zwei Photos waren abgebildet. Nun, es stellte sich schnell heraus, dass man litvischen Zeitungen nie trauen darf, wenn sie über Chassidim berichten.

Obwohl gesundheitlich etwas angeschlagen, ging ich nach dem Abendessen zur grossen Toldot Aharon Synagoge, denn ich erwartete Scheva Berachot (3). Zwei Monate hatte dort kein chassidischer Tisch mehr stattgefunden und ich war mir sicher, dass wegen der Hochzeit etwas anstand.

Ein Tisch fand tatsächlich statt und schon kurz nach meinem Eintreten in die Synagoge fragte ich eine Frau der Gruppe, ob es Scheva Berachot gebe.
"Nein, meinte sie, die Hochzeit sei bei Avraham Yitzchak gewesen und nicht bei Toldot Aharon."
Soweit zur Authenzität litvisch - haredischer Zeitungen. Die Fakten waren alle durcheiandergewürfelt worden.

Weiter aber sagte mir die Frau, dass auch bei Toldot Aharon ein Enkel des Rebben David Kahn in zwei Wochen heiratet.

Ich machte meinen Weg ins Innere der Frauenempore und unten im Erdgeschoss waren die Chassidim schon mächtig am Singen. Ich fand einen guten Sitzplatz neben zwei jungen Mädels der Gruppe und vor mir stand eine ca. 50 - jährige Dame der Gruppe. Es dauerte nicht lange, und ich kam mit den Mädels und der Frau ins Gespräch. Nicht, dass ich etwas geplant hatte, denn mein Hals war nicht gerade auf Sprechen aus, aber die Dame fragte etwas und ich antwortete ihr auf Yiddisch. Ehrlich gesagt hatte ich gedacht, dass mein Satz falsch ausgedrückt war, aber plötzlich drehte sich die Frau um und fragte: "Du sprichst Yiddisch ?" Und so kamen wir ins Gespräch, obwohl ich mehr herumkrächzte als sprach. Wir unterhielten uns in Hebräisch und ich erfuhr eine ganze Menge Details über die Toldot Aharon. Wie immer nenne ich keine Namen und alle Einzelheiten.

Die Frau erklärte mir die gesamte erste Tischreihe, heisst alle Männer, die neben dem Rebben sassen. Seinen jüngeren Bruder, seine Söhne und Schwiegersöhne, alles. Und in zwei Wochen steht bei der Gruppe die besagte grosse Hochzeit eines der Enkel des Rebben an. Weder die Frau noch die beiden Mädels neben mir wussten, mit wem der Enkel sich verheiratet. Nur soviel, dass die Braut nicht von den Toldot Aharon sei, was üblich ist. Fast alle Verwandten des Rebben heiraten in Rebbefamilien in andere chassidische Gruppen. Die Frau fuhr fort, mir mehr Gruppendetails zu erklären und ich fragte, ob ich zur Hochzeit kommen könne. "Ja, komm schon am nächsten Schabbat, da ist dann auch Schabbat Chatan."

Es ist also klar, was ich am kommenden Schabbat machen werde:
Tisch und Synagoge bei den Toldot Aharon. Außerdem finde ich dann auch das Hochzeitsdatum heraus.

Der chassidische Tisch bei den Toldot Aharon ist wesentlich kürzer als der ihrer Splittergruppe, den Toldot Avraham Yitzchak. Und da sie auch im Ruf stehen, weitaus "fundamentalistischer" zu sein als die Avraham Yitzchak, machten die Frauen sich schon 15 Minuten vor Tischende auf den Heimweg.
Ein grüner Anschlagszettel hing aus, auf dem in yiddischer Sprache stand, dass der Rebbe stark bittet, dass die Frauen eher die Synagoge verlassen sollen, damit sich Männer und Frauen nicht zusammen draussen auf der Strasse stauen. Das wäre zu unanständig.

Auch ich ging, denn ich wollte unbedingt bei den Avraham Yitzchak vorbeischauen, wo ja die Scheva Berachot stattfinden sollten. Und siehe da, es war mächtig etwas los, obwohl das Brautpaar selbst in Bnei Brak (bei Tel Aviv) feierte. Eine junge Frau der Gruppe berichtete mir, dass der Enkel des Rebben Shmuel Yaakov Kahn sich mit jemandem aus dem Hause Biale (Chassidut Biale) in Bnei Brak verheiratete.

Mazal Tov !!!!!!


(1) Schabbat Chatan: Zeremonie vor einer Hochzeit bei aschkenazischen Juden. Der Bräutigam wird zur Thora aufgerufen (Aufruf).

(2) Rova: Jüdische Altstadt in Jerusalem

(3) Scheva Berachot: Siebentägige Hochzeitsfeiern. Jeden Abend wird zur Ehre des jungen Paares ein Essen gegeben.

Anmerkung:

Viele Leute fragen mich nach chassidischen Tischen und ich bitte Folgendes zu bedenken:

Nichtjuden sollten sich nicht zu einem chassidischen Tisch aufmachen. Die Teilnahme ist wirklich nur für Juden und wer erwischt wird, dem droht ein unangenehmer Rauswurf !!!

Schon vor Wochen habe ich es mit abgewöhnt, Leute mit zum Tisch zu nehmen. Ich gehe allein und daran werde ich konsequent festhalten.

Mosdot Toldot Avraham Yitzchak in Mea Shearim

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