Donnerstag, Februar 21, 2008

Ich gehöre nicht mehr dazu

B"H

Viele Male ist es mir schon passiert: Da gehe ich jahrelang zu einem bestimmten Rabbiner, nehme am Shiur (Unterricht) teil, treffe Leute, und dann kommt vielleicht irgendetwas dazwischen und plötzlich gehe ich einige Wochen nicht. Stattdessen wende ich mich woanders hin, sehe andere Leute und gehe zu anderen Shiurim. All das heißt keinesfalls, dass alles andere von früher schlicht vergessen ist. Nein, aber irgendwie kommt man nicht dazu, hinzugehen und beschäftigt sich mit ein paar neuen Sachen.

Das ist ganz normal im Leben und geschieht nicht nur im Hinblick auf die Religion. Man verändert sich und mir gefällt es ungemein, neue Leute kennen zulernen und mich mit neuen Ideen auseinanderzusetzen. Andererseits klebe ich an vielem "Alten" und lasse es nicht los, was ich auch gar nicht will. Ein gutes Beispiel ist die Chassidut Satmar. Seit mehr als zehn Jahren beschäftige ich mich mit Satmar und stand einmal kurz davor, mich ihnen anzuschliessen. Aus vielerlei Gründen kam es nicht dazu, doch habe ich meine Kontakte niemals verloren und will sie auch nicht verlieren.

Durch Satmarer Bekannte habe ich viele neue Leute kennen gelernt. Weniger Satmar, sondern Chassidim aus anderen Gruppen. Durch meine Arbeit lernte und lerne ich wieder ganz andere Chassidim kennen und man mag alles behaupten, aber nicht, dass ich nur auf Satmar stehe.

Am letzten Schabbat entschloß ich mich spontan, bei einem ehemaligen Rabbi von mir vorbeizuschauen. Er ist litvischer Haredi (Ultra - Orthodox), aber auf der ganz modernen Schiene. Früher war ich fast jeden Schabbat dort und dann wurde es immer weniger. Er, seine Familie und andere Teilnehmer fragten ständig, wo ich denn bleibe und warum nicht mehr komme. Monatelang ging das so. Dann verstummten die Fragen.

Nie hatte ich ihm den wahren Grund gesagt, nämlich das ich mich anderweitig orientiere und sehr zufrieden damit bin. Stattdessen sagte ich ihm jedesmal, ich hätte weniger Zeit und so, denn ich wollte ihn nicht beleidigen.

Als ich am letzten Schabbat nach langer Zeit wieder einmal dort war, war das HALLO erst groß, aber doch etwas gedämpft. Ich saß dort, hörte mir seinen Vortrag zur Thoralesung an und war insgeheim sauer, hingegangen zu sein. Ich spürte, dass ich hier nicht mehr hingehörte und nahm gar nicht richtig war, was er unterrichtete. Meine Gedanken wanderten um die allzu menschliche Tatsache, dass man sich halt verändert und sich anderem zuwendet. War nett hier, danke, und ich werde es nie vergessen, doch nun ist es Zeit, weiterzukommen.

Wie ich bereits schrieb, andere Dinge dagegen lassen mich nicht mehr los und man kann dies als inneres Zeichen sehen, dass gerade jene Inhalte zum inneren Bedürfnis gehören und man diese weiterverfolgen bzw. ausbauen sollte.

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