Donnerstag, August 21, 2008

Bericht zur "First International Jewish Bloggers Convention"

B"H

Hier der erwartete Bericht zur gestrigen "First International Jewish Bloggers Convention" in Jerusalem.
Aber zuerst etwas Kurzes vorweg:
Aus Zeitgründen habe ich darauf verzichtet, die im Text angegebenen Blogger mit einem Link zu kennzeichnen. Das war mir einfach zu zeitaufwendig und wer will, der kann sich die Links selber googeln. Sorry.
Manche mögen das unkollegial nennen, okay, aber ich habe ganz einfach nicht die Zeit herumzusuchen.

Die Aliyah Organisation Nefesh Be'Nefesh kam auf die Idee, eine internationale Blogger Convention durchzuführen. Dies geschah zum ersten Mal und man war auf Pannen gefaßt. Auf eines dennoch anscheinend wieder nicht; nämlich auf die zahlreichen Anmeldungen. Und so trafen ca. 200 jüdische Blogger von überall her ein. Auch aus dem Ausland.
Durch die Nefesh Be' Nefesh Infos und deren Hinweis auf eine Jblog Site ging ich davon aus, dass jeder Teilnehmer einen engl. Blog haben muß. Dem war dann nicht so, und so fanden sich einige spanische und franz. Blogs ein genauso sowie wie die Ruth mit ihrem deutschen "Beer 7" Blog.

Im Vorfeld hatte es ungemein viel Kritik gehagelt. Die Kritikpalette reichte von "Regierungsvertreter wären zur Konferenz eingeladen und man wolle sich nicht mit denen identifizieren" über "Nefesh Be' Nefesh erhalte Spenden von fanatischen Christen" bis hin zu "alles sei viel zu relig". Trotz Boykottaufrufen erschienen dennoch 200 Blogger und ich kann sagen, dass die Mehrheit einfach neugierig war. Neugierig auf bloggende Gesinnungsgenossen und die angekündigten Diskussionsrunden mit anderen Bloggern. Und so erschienen Leute, von deren Blogs ich noch nie gehört habe. Der bemerkenswerteste Blogname für mich war übrigens "Westbank Mama".

Das Publikum war gemischt; nationalrelig, ein wenig Chabad und Breslov reihte sich an säkuler. Ich bin nicht der Typ, der unbedingt auf Konversation macht und schaute mir das Ganze einfach an, wobei ich das Buffett nicht vergessen will zu erwähnen. Es gab kalte Wurstplatten, Brot, Salate und die Vegetarier wurden auch reichlich bedient. Zum Abschlußschluß gab es Gebäck und Obstplatte.

Nach der kurzen Anmeldung am Eingang zogen wir alle in das neugebaute Nefesh Be'Nefesh Center ein. Drei der Anwesenden kannte ich und wir hockten uns vorne in die ersten Reihen. Damit wir auch alles mitbekommen. Eine meiner Bekannten merkte an, dass Oppositionsführer Benjamin Netayahu erscheinen soll. Dies war vorher auf der veröffentlichten Site nicht angegeben worden.

Nach dem Erhalt eines kleinen schwarzen Laptop - Täschchens mit Aliyah Propagandamaterial nahmen wir unsere Plätze ein. Zwischenzeitlich stellten sich einige Blogger zu Interviews vor der Web Cam an. Hoffentlich waren die Web Zuschauer nicht allzu sehr gelangweilt, denn einige der Interviewten waren total lahm, liessen sich aber nicht davon abhalten, ihren Blog zu propagandieren.

Danach folgte die erste Panel Diskussion mit den Blogger von Treppenwitz, Jewlicious, Hirhurim und HaMatzav. Dabei kam heraus, dass David Bogner von Treppenwitz ein besserer Redner als Schreiber ist und Gil Student von Hirhurim nicht nur in seinem Blog zu langatmig ist. Mittenrein platzte Benjamin Netanyahu mit einem Bodyguard und einer jungen Journalistin des Armeeradiosenders "Galei Zahal". Überhaupt war die Presse zahlreich vertreten und ich fragte mich, warum.

Netanyahu legte dann auch aus Zeitgründen gleich mit seiner Rede los, wobei die Journalistin immer dann ihr Mikro einschaltete, wenn der Ex - Premier über die jetzige Regierung herzog sowie seine Zukunftspläne verkündete.
"Ja, er habe auch einen Blog, aber mit Ghostwriter halt".
Zumindest war er ehrlich.
Generell ist Benjamin Netanyahu ein ausgezeichneter Redner, der sich in Englisch perfekt auszudrücken vermag. Wenigstens mußten wir nicht durch das engl. Kauderwelsch von Olmert oder Mofaz leiden. Und Netanyahu scheint ebenso der Einzige in der Knesset zu sein, der die Bedeutung des Internets richtig zu deuten vermag. Der Rest hat keine Ahnung von PCs und zieht es vor, im Klatschmagazin zu erscheinen. Mit bunten Bildern, damit man nicht zuviel lesen und denken muß.

Leider driftete die Diskussion mit Netanyahu zu sehr ins Politische ab, woran die eingeladenen Gäste schuld waren. Überhaupt hätte ich mir viel mehr Bloggerinfos erhofft als das ständige politische Gedusel und die ewige Aliyahpropaganda von Nefesh Be' Nefesh. Klar, das ist halt deren Agenda und offensichtlich war der Grund der Convention, anderen Juden in der Diaspora zu zeigen, wie toll wir Neueinanderer uns doch im Heiligen Land akklimatisiert haben. Trotzdem, eine Aliyah und den Gang zu Nefesh Be' Nefesh muß ein jeder mit sich selbst ausmachen.

Irgendwann gab es eine verdiente Pause und Netanyahu rannte zum nächsten Termin. Auf meinem erneuten Weg zum Bufett stoppte mich jemand von der "Jüdischen Allgemeinen" und somit verpaßte ich doch fast meine Tasse Kaffee.
Anschließend folgte ein Marketing - Vortrag des Außenministeriums, der zwar informative Anzeichen trug, doch im Endeffekt scheiterte. Besonders die Punkte mit denen das Außenministerium ein "positives" Israel im Ausland vermitteln will. Man suche ein Logo und will mal so richtig Image aufpolieren. Und genau da können wir Blogger mithelfen. Und immer wieder kam der Spruch, dass wir Blogger doch eine Gemeinde bzw. ein Establishment seien.

Dazu habe ich zu sagen, dass ich mich zu keiner Gemeinde geschweige denn zu einem Establishment zähle. Ich propagandiere auch weder die Regierung noch die Opposition. Was ich tue ist, die Sichtweise zu schreiben, wie ich sie sehe. Und dabei mache ich mich nicht abhängig und mir schreibt auch niemand vor, wie und was ich zu berichten habe. Israel sowie das jüdische Volk haben eine bestimmte Aufgabe in dieser Welt und diese versuche ich zu vermitteln. Als relig. Jude bin ich kein Typ, der aus lauter Freundlichkeit auf ein Multi - Kulti - Blabla macht. Ich habe gewiß nichts gegen andere Religionen, sehe aber dennoch meine Aufgabe darin, vor Missionaren aller Art zu warnen. Vor Missionaren und solchen, welche die Thora bzw. das Rad der Geschichte verdrehen und verfälschen. Hierzu gab Benjamin Netanyahu den richtigen Kommentar ab: "Um unseren Gegnern Paroli zu bieten und ihre falsche Hetzpropaganda zu widerlegen ist es wichtig, dass wir unsere eigene Geschichte kennen. Nur so können wir argumentieren".

Persönlich lasse ich mich daher vor keinen Karren spannen, nur um hier Friede, Freude, Eierkuchen zu simulieren. So mancher mag das für radikal halten, aber wer etwas Softes will, der findet genügend andere Sites, auf denen er Berieselung findet.

Allgemein war ich froh, an der Convention teilgenommen zu haben. Schon allein der Erfahrung wegen. Andererseits jedoch stellte ich für mich privat fest, dass ich meiner eigenen Agenda folge, ohne jegliches kollektives Gehabe. Genau diese Individualität und der persönliche Charakter machen jeden Blog aus und aufgrunddessen ist es unmöglich zu sagen, dass dieser oder jener Blog schlechter ist.

Nefesh Be' Nefesh kündigte eine weitere Convention für das kommende Jahr an. Meine Wünsche dafür sind: weniger Politik und Aliyah - Aufrufe. Stattdessen mehr Bloggerinfos.
Ob vor allem der letzte Wunsch Erfüllung findet, steht in den Sternen, denn immerhin verfolgt Nefesh Be' Nefesh die Agenda der Aliyah Animation.

____________________

Die geschossenen Photos der Convention folgen demnächst.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen