Dienstag, August 19, 2008

Noach und die Sintflut

B"H

Als ich vor einiger Zeit den Film "Die Insel des Doktor Moreau" sah, war ich geschockt. Das Hauptthema des Filmes erinnerte mich an eine Begebenheit, die im Talmud Traktat Sanhedrin 108a Erwähnung findet.

Aber zuerst kurz der Filminhalt:
Ein Schiffbrüchiger landet auf einer Insel und findet heraus, dass der Wissenschaftler Dr. Moreau Experimente an Tieren durchführt. Moreau spritzt den Tieren menschliches Blut und irgendwie werden dann aus den Tieren fast Menschen. Fast, denn nach wie vor sieht man ihnen ihre Tiervergangenheit an. Außerdem benehmen sie sich teilweise gemäß ihres tierischen Instinktes, indem sie anderes Getier jagen und verzehren wollen. Zum Schluß kommt der irre Wissenschaftler um und die Tiere kehren in ihr altes Leben zurück, da sie keine weiteren Gene mehr zugeführt bekommen.


Was hat nun der Filminhalt mit dem Talmud Sanhedrin 108a zu tun ?
In Sanhedrin lehrt uns die Gemara (rabbinische Diskussionen) fast alles über die Generation von Noach (Noah) sowie die Flut, die G - tt herbeiführte und so alle, außer Noach und Family, vernichtete. Ausgiebig geht der Talmud auf die Lebensumstände vor der Sintflut ein und all das hat mich schon immer fasziniert. Wie sah es damals aus und was änderte sich nachher ?

Die damalige Generation lebte offensichtlich in Israel und der näheren Umgebung. Als Adam und Eva aus dem Paradies (Gan Eden) flogen, setzte sie G - tt in Jerusalem, auf dem Tempelberg, aus. Die kabbalistische Midrasch "Sefer Seder HaDorot" beschreibt den Werdegang Noachs sehr ausführlich. Seine Eltern waren Asmoa, die Tochter Chanochs, sowie Lamech, der Sohn Methusalem (Metuschelach). Sein Vater war 182 Jahre alt als Noach geboren wurde. Laut Midrasch war Noach der erste auf der Welt, dessen Hände Finger besaßen. Alle Generationen vor ihm hatten Hände ohne jegliche Unterteilungen bzw. Finger. Die Begründung hierfür ist, dass niemand vor Noach gezwungen war, seinen Lebensunterhalt selbst zu erarbeiten. Des Weiteren erfand Noach einige Werkzeuge, welche die Feldarbeit enorm erleichterten.

Vater Lamech war nicht gerade das, was man einen absolut g - ttesfürchtigen Mann nennen konnte und so hielt sich der Sohn eher an seinen Großvater Metuschelach. Noach heiratete relativ spät und war sage und schreibe 400 plus als er Vater wurde. Seine Frau hieß Naama und die drei Söhne sind die berühmten Yafet, Cham und Schem.

Der Talmud Sanhedrin lehrt uns, dass die Generation Noachs von Arroganz geprägt war. Es ging ihnen gut, es gab keine Krankheiten, und jeder hatte soviel, wie er zum Leben benötigte. Der Maharal von Prag kommentierte, dass sich die Leute lieber um den Materialismus als um das spirituelle Wohl kümmerten.

Ihre Tiere gebaren reichlich Nachkommen, die Lebenserwartung der Menschen war ungewöhnlich hoch, es gab reichlich Nahrung, die Kinder konnten unbekümmert draußen spielen, denn es gab keinen Terror und eine Frau gebar gleich mehrere Kinder auf einmal, welche sofort sprachen und nicht erst alles erlernen mußten (siehe Midrasch Rabbah). All das extravagante Leben veranlaßte sie dazu, G - tt zu vergessen. "Was, wer braucht hier G - tt oder Seine Gesetze ? Es geht uns doch gut ?"

Und so begannen sie allmählich ihr Leben in ihre eigene Hand zu nehmen. Das wiederum führte zur Korruption und letztendlich zum Diebstahl. Obwohl die Flut eine Strafe für alle möglichen Sünden war, so war es doch der Diebstahl, welcher das Schicksal endgültig besiegelte. Meines Erachtens jedoch war ein ganz anderes Vergehen viel mehr als ausschlaggebend; nämlich das der sexuellen Perversion. G - tt hatte den Menschen perfekt erschaffen und die Generation Noach begann mit einer einzigartigen Perversion, genau wie es in "Die Insel des Doktor Moreau" dargestellt wurde. Zwar gab es keine Geninfusionen, doch war der Sex zwischen Tier und Mensch weit verbreitet. Und da die Menschen einem völlig anderen DNA unterlagen, gebaren die Frauen nach dem Sex mit einem Tier Kinder. Man kann sich vorstellen, wie die Kinder wohl ausgeschaut haben mögen. Horrorfilme lassen da grüssen.

Zusätzlich hetzten sie sämtliche unterschiedlichen Tierrassen aufeinander und somit sahen dann auch die Tiere nicht mehr so astrein aus. Kurz gesagt, die gesamte Schöpfung wurde allmählich ruiniert und Menschen begannen langsam aufzuhören, Menschen zu sein. Die Menschen, die sich nicht beteiligten, waren Noach und seine Söhne. Aus dem Tierreich gelten die Fische als unbescholten, von denen später alle die Sintflut überlebten.

Ich bin der festen Überzeugung, dass diese Aktionen der eigentliche Grund für die Flut und die damit verbundene Auslöschung allen Lebens (außer dem in der Arche und den Fischen) war. G - tt sah seine Schöpfung gefährdet und schob dem einen Riegel vor. Wie wir wissen, gab es nach der Flut einschneidende Veränderungen auf der Welt. Als Noach aus der Arche kam, fand er eine völlig neue Weltordnung vor. Er war geschockt und traute seinen Augen nicht.
Zahlreiche Literatur beschreibt den Ausbruch der Flut und wie gleichermaßen kaltes und kochend heißes Wasser auf die Menschen niederging. Nicht nur, dass es regnete, nein, es öffneten sich auch heiße Quellen in der Erde, aus den massenhaft Wasser strömte und die Generation verbrannte. Die Quellen haben wir heute noch und wer einmal nach Tiberias fährt, der kann sich hineinsetzen. Allerdings ohne verbrannt zu werden.

Der Thorakommentator Malbim listet eindruckvoll die Veränderungen der Welt nach der Sintflut auf. Die gesamte Natur war anders. Plötzlich gab es Jahreszeiten wie Sommer und Winter. Es gab Kälte und Wärme; vor der Flut waren Wetter und Temperatur immer gleich geblieben. Unser Planet unterlag nach der Flut einer anderen Umlaufbahn und natürlich waren der menschliche und tierische DNA anders. Die Lebenserwartung war wesentlich niedriger und außerdem gab es eine drastische Luftveränderung. Diese war dann auch der Grund, warum die Nahrung nach einigen Tagen vergammelte. Vorher war alles auf Jahre hin haltbar gewesen. Ganz ohne Kühlschrank.

Die Sintflut sollte eine neue Weltordnung hervorrufen und nach der Landung der Arche auf dem Araratberg, strömten Noachs Söhne in verschiedene Himmelsrichtungen aus. Viele Generationen noch sprach man verängstigt von den Ereignissen der Flut, doch all das half nichts als sich die Generation mehr als 300 Jahre später wieder diversen Vergehen hingab: dem Bau des Turmes zu Babylon (Migdal Bavel).

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