B"H
In dieser Woche dreht sich überall fast alles um den Tisha Be' Av (Fastentag aufgrund beider Tempelzerstörungen), doch möchte ich dennoch andere Themen nicht außer Acht lassen. Und im Hinblick auf das bald anstehende Rosh HaShana (jüd. Neujahr sowie Tag des Gerichts) berichte ich so einiges aus der Welt jener, die im späteren Verlauf ihres Lebens relig. geworden sind - den Baalei Teshuva. Aber nicht nur über sie, sondern auch einiges zum Thema "Konvertiten zum Judentum und ihr zukünftiges relig. Leben".
Vor weit mehr als einem Jahr drehte die jüd. Frankfurter Site "Papdam" einen Film über einige Frankfurter Konvertiten zum Judentum. Die Reportage war eine sehr gute Idee, doch ging mir seither die Ansicht eines der Konvertiten nicht mehr so richtig aus dem Kopf. Soweit ich mich erinnere, betrachtete er sich nach der Konversion zum Judentum als litvischer Haredi, der weiterhin in Frankfurt leben wolle. In der Reportage waren die Konvertiten gefragt worden, was sie denn von Israel halten. Eine Befragte bekam leuchtende Augen, ein anderer gab sich objektiv und ein Dritter gab sich vollkommen antizionistisch. Der derzeitige Staat Israel sei nicht gemäß der Thora, denn er sei ein säkulerer Staat und deswegen könne er (der Befragte) ihn nicht anerkennen. So ähnlich lautete seine damalige Aussage.
Zuerst einmal muß ich hierzu sagen, dass ich seine Aussage als Anmaßung einstufe. Sollte jemand konvertieren und schon einmal in Israel gewesen sein oder nicht, hat er nicht das Recht, irgendeine antizionistische Meinung zu vertreten. Wenn jemand in diverse chassidische Gruppen hineingeboren ist und antizionistisch denkt, so ist das seine Sache und ich akzeptiere das. Konvertiert jemand zum Judentum und schließt sich, z.B., dem Antizionismus der Satmarer Chassidim an bzw. wird offizielles Mitglied bei Satmar, so kann ich dies auch akzeptieren. Konvertiert jedoch jemand und wird hinterher litvischer Haredi, dann klingen seine Argumente mehr als weit hergeholt.
In der Reportage klang der Betreffende als habe er sich niemals die Mühe gemacht, objektiv herauszufinden, worauf der Antizionismus basiere, sondern lediglich seinem Rabbi die Argumente abgenommen. Orthodox zum Judentum konvertieren sollte bedeuten, sich eingehend mit der Religion und ihren orthod. Richtungen auseinanderzusetzen. Solange man sich in einem Konversionskurs befindet, verfolgt man nur ein Ziel: Die Prüfung des Beit Din (rabbinisches Gericht) zu bestehen. Und gehen wir jetzt davon aus, dass der Konvertit kein Fake (unehrlich) ist, heißt, nicht jemand der nur so konvertiert ist, ohne dass er wirklich vorhat, ein vollkommen orthod. Leben zu führen, dann steht der neue Konvertit vor der Aufgabe, sich einen eigenen relig. Rahmen aufzubauen. Sich eine Gemeinde zu suchen, einen Rabbi, einen Freundeskreis. Konvertiten in Israel haben es diesbezüglich nicht leicht, denn sie stehen vor einem Berg von Auswahlmöglichkeiten. An wen aber sollen sie sich wenden und wer berät sie ? Der Konversionskurs sicherlich nicht mehr, denn die Bürokratie ist abgeschlossen. Aufgabe des Kurses ist es, die Kandidaten auf das Beit Din vorzubereiten; was dagegen hinterher geschieht ist Sache des Konvertiten. Viele Bekannte von mir haben sich schon gründlich bei mir darüber beschwert. Plötzlich fühlen sie sich allein gelassen und dann ? Wie weiter und wohin ?
Besonders schwer scheinen es Konvertiten ab dem 40. Lebensjahr zu haben, denn viele weitere Kurse nehmen nur Leute bis zu einer bestimmten Altergrenze auf. Wer jedoch kümmert sich um die etwas Älteren ?
Ziel eines Konvertiten sollte es immer sein, sich mit der gesamten Orthodoxie auseinanderzusetzen, um so ein bessere vollständigeres Bild zu bekommen. Klar, ist das in Israel einfacher, wo ich in Jerusalem heute in eine chassidische Synagoge gehe, morgen in eine jemenitische oder übermorgen zu den Nationalrelig. Heute gehe ich abends zu den litvischen Haredim zum Schiur (Vortrag) und morgen zum Rabbi Kook Center. Es kann nicht nur auf einen Rabbiner allein gehört werden; nämlich denjenigen, welcher den Kurs unterrichtet. Daher werden in den mir bekannten Jerusalemer Konversionskursen viele Themen gleichzeitig angeboten. Mussar, Thora, Halachot und andere philosophische Themen wir der Rambam oder das Buch "The Path of the Just" von Rabbi Moshe Chaim Luzzatto. Jedes Fach wird von einem anderen Rabbiner bzw. teilweise auch einer Rabbanit (Frau eines Rabbiners) unterrichtet. So bekommt man unterschiedliche Ansichten und Gedanken zu hören und lernt zu differenzieren.
Gleich von vornherein urteilen, jemand sei nun gegen den Staat Israel ? Und das als litvischer Haredi ?
Gesagt sei, dass gewiß nicht alle litvischen Haredim den Staat Israel ablehnen. Eher im Gegenteil. Natürlich ist Israel kein Land mit Meschiach und Thora. Noch nicht. Doch solche ablehnenden Ansichten von sich zu geben, ohne jemals die Schriften des ersten israel. aschkenasischen Oberrabbiners, Rabbi Avraham Yitzchak Kook (Kuk), gelernt zu haben, ist absurd. Genauso voreilig ist es, sich schon während des Konversionskurses auf eine einzige Richtung festzulegen und sich gar nicht mehr zu anderen Themen zu informieren.
Vielleicht hat ja derjenige aus der damaligen Reportage mittlerweile etwas Positives hinzugelernt. Unter anderem den Kommentar des Ramban (Nachmanides), denn gerade der Ramban legt halachisch fest, dass es eine Mitzwah ist, in Israel zu leben. Zum Zweiten ist es ein biblisches Gebot in Israel zu leben, wozu es in der Thora heißt, dass kein Land einen solch hohen Level hat wie Israel.
Die Edah HaCharedit(antizionistische Dachvereinigung in Mea Shearim) hegt ihre eigenen Gründe für eine Ablehnung des Staates Israel, die ich nicht verurteile. Bei einem Konvertiten wiederum, welcher nicht einer der Edah - Gruppen angehört, erscheint mir der offene Antizionismus geradezu lächerlich.
Sonntag, August 03, 2008
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Warum sollte ein Ger oder eine Gioret, die sich der litivischen Tradition der jüdischen Orthodoxie zugehörig fühlt nicht antizionistisch sein dürfen? Wer bist Du, dass Du gegen Chazal, unsere Gedolei Hatorah, die alle den Zionismus und seine apikorsische Medine als Chilul Hashem streng verurteilt haben, einem Ger oder auch eine Gioret untersagen möchtest, ein emesdicker Ben oder Bat Tora zu sein, der/die sich meracheq von der Tumah der Medine halten will. Baruch Hashem gibt es emesdicke Gerim, die die Torah Kedusha höher stellen als die Vergötzung der tomedicken Medine und sich nicht den Kopf von den Mizrachisten mit ihrer Toras sheker verdrehen lassen!
AntwortenLöschenB"H
AntwortenLöschenLitvisch zu sein, bedeutet nicht gleichzeitig antizionistisch zu sein.
Jedenfalls nicht immer, es sei denn Du gehoerst, u.a. zu den Vilna Gaon aus Jerusalem oder Brisk.