Sonntag, August 03, 2008

Tisha Be' Av und anderes

B"H

Trotzdem der nicht gerade erfreuliche Monat "Menachem Av" am gestrigen Schabbat begann, hoffen wir, dass es ein guter Monat wird.
In dieser Woche jedoch, bis zum nächsten Freitag abend, gelten für alle Juden auf der Welt bestimmte halachische Regeln. Und gleich nach Schabbatausklang beginnt der 25 - stündige Fastentag Tisha Be'Av (9. Av), an welchem die die Zerstörung beider Jerusalemer Tempel (586 vor der Zeitrechnung durch die Babylonier und 70 nach Beginn der Zeitrechnung durch die Römer) betrauern. Im Judentum gelten spezielle Trauerregeln und zur Trauer um die Tempel sind diese besonders nachdrücklich. So essen wir in dieser Woche kein Fleisch bzw. keine Wurst. Außer am kommenden Freitag nach Schabbateinbruch.

Rabbi Mordechai Machlis gab schon in seinem gestrigen Teaching bei der dritten Schabbatmahlzeit (Seudat Shlishit) halachisch zu bedenken, dass es unterschiedliche Halachot darüber gebe, ob wir während des gestrigen Seudat Shlishit so kurz vor Schabbatende überhaupt Wein noch trinken dürfen. Denn auch vom Wein nehmen wir in dieser Woche, außer am kommenden Schabbat, Abstand.
Die eher weniger strengere Halacha besage, dass wir den Wein trinken durften, andere betrachten dies als Machloket (Disput) und verzichten auf den Wein während der dritten Schabbatmahlzeit, wenn diese in die neun Trauertage vor dem Tisha Be' Av fällt.

Dagegen besagt die Halacha, dass Leute, die an einer feierlichen Mahlzeit nach einer Brit Mila (Beschneidung) oder eines Sium (Abschluß eines Talmudtraktates) teilnehmen, Fleisch essen dürfen.

Auf Wein und Fleisch sollen wir also in dieser Woche bis zum Schabbatbeginn (08.08.) verzichten. Gleich nach dem Schabbat beginnt das Fasten bis zum Sonntag abend. In Jerusalem wird der Tisha Be' Av besonders ernst genommen, denn gerade hier sind wir am Ort des Geschehens. Die beiden Tempel standen hier und wer am Abend des Tisha Be' Av an der Klagemauer (Kotel) steht, der bekommt ein Gefühl dafür, was es bedeutet, dass wir Juden keinen Tempel haben. Nicht nur einen Tempel, sondern das G - ttes Anwesenheit in unserer materiellen Welt nicht mehr so allgegenwärtig zu spüren ist, wie zu Tempelzeiten. Wobei besonders im Ersten Tempel alltägliche Wunder geschahen. Zum Beispiel stieg der Rauch der Tieropferungen geradewegs in den Himmel auf, was als Zeichen einer Akzeptanz G - ttes galt. Aber schon der Zweite Tempel besaß viel weniger Heiligkeit, denn, u.a., die Bundeslade war nicht mehr vorhanden.

Aber warum trauern wir heute noch so intensiv um die beiden zerstörten Tempel ? Heißt es nicht vielmehr, dass wir nach Ankunft des Meschiach eine Dritten Tempel bekommen und mit ihm der Opferdienst sowie die Cohanim (Tempelpriester) und die Levi'im (Leviten) wieder eingeführt werden ? Ein König aus dem Hause Davids wird regieren. Demnach gibt es Meschiach und König (zwei Personen unabhängig voneinander).

Eben weil der Tisha Be' Av vieles repräsentiert, was in den letzten Jahrtausenden geschah. Die nicht mehr so offensichtliche Anwesenheit G - ttes, selbst wenn diese nie ganz verloren ging, sondern nur an Intension einbüßte. Der Tisha Be' Av aber steht ebenso für das Leid welches das Jüdische Volk in seiner Geschichte erlitt. Von der Inquisition bis hin zum Holocaust. Der Trauertag verlor niemals an seiner Aktualität.

Diese Woche incl. des Tisha Be' Av am Sonntag ist also Trauerzeit, doch sollten wir auch positiv im Hinblick auch die Zukunft denken. Wie sagte eine Freundin zu mir: "G - tt hat auch den Monat Av erschaffen und von daher müssen wir ihn genauso meistern wie alle anderen Monate auch".

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen