Donnerstag, August 07, 2008

Parashat Devarim

B"H

Die Thoralesung für diesen Schabbat


An diesem Schabbat beginnen wir mit dem 5. Buch Moses (Deutoronomy - Sefer Devarim) und die erste Parasha davon heißt Devarim.

"Eileh HaDevarim - Dies sind die Worte" , lauten die ersten Worte des Buches. Rabbi Samson Raphael Hirsch merkt an, dass sich jene Worte auf das gesamte Sefer Devarim (Deutoronomy) beziehen. Im Judentum wird das Sefer Devarim auch Mischna Thora genannt, da Moshe hier die Mehrheit der Mitzwot (Gesetze) wiederholte und er so die Israeliten auf das Leben in Eretz Canaan (Israel) vorbereitete. Des weiteren wird dieser Schabbat "Schabbat Chazon" genannt, da es sich um den Schabbat vor Tisha Be' Av handelt. Gleich am anschließenden Mozzaei Schabbat (Schabbatausklang am Samstag abend) beginnen wir den Tisha Be' Av (den 9. des jüdischen Monat Av), der Tag, an dem beide Tempel zerstört worden sind. Das erste Mal im Jahre 586 vor der Zeitrechnung durch die Babylonier, und das zweite Mal 70 nach Beginn der Zeitrechnung durch die Römer.

Das Wort "Chazon" bezieht sich auf die Haftarah (Lesung der Propheten nach der Thoralesung), welche in diesem Fall vom Propheten Jesaja (Yeshayahu) gelesen wird. Chazon ist das erste Wort im Buch Jesaja. Die Verbindung der Parashat Devarim und der Lesung aus Yeshayahu (Jesaja) liegt darin, dass zum einen Moshe die Sünden der Israeliten auflistet und 800 Jahre später erinnert Yeshayahu die Juden genauso an ihre Sünden und warnt vor den Folgen.

In der letzten Parasha Maasei, wurde uns mitgeteilt, wie wichtig es für Juden ist, in Israel zu leben. Wir hörten von den Stämmen Ruven und Gad, die zu Moshe gingen und ihm sagten, dass sie lieber auf der gegenüber liegenden Seite des Jordan bleiben, weil sie dort besseres fruchtbareres Land sehen. Sie sagten, dass sie Ställe für ihr Vieh bauen wollten und erst später folgten in ihrer Liste Familien und Kinder. Aus dieser Prioritätenliste beider Stämme sehen wir, dass sie nur an materielle Dinge dachten. Erst ein gutes Einkommen und dann irgendwo am Schluß die Familie. Rabbi Mordechai Machlis dieses Verhalten mit der heutigen Zeit, denn auch heute gibt es nach wie vor Juden, die ihr Glück überall, nur nicht in Israel sehen. Sie wohnen lieber außerhalb, wo sie mehr verdienen und vielleicht einen höheren Lebensstil genießen. Genau dieser Punkt sollte bei einem Juden nicht ganz oben auf der Prioritätenliste stehen, denn wir haben genauso auch andere Aufgaben zu erfüllen. G - tt hat uns die Mitzwa gegeben, im Land Israel zu leben.

Vielen Rabbinern und dem Talmud zufolge können wir dort ALLE Mitzwot erfüllen, die Gebete werden viel mehr erhört und selbst die Luft in Israel macht weise und beeinflußt uns. Eines sollte sich jeder vor Augen halten; Moshe hätte alles darum gegeben, nach Israel gehen zu können, doch leider war ihm das aufgrund seines Vergehens mit dem Stock auf den Stein zu schlagen, nicht vergönnt. Und was tun dagegen viele Juden heute, wo sie doch eigentlich nur in ein Flugzeug zu steigen bräuchten, um in ein paar Stunden in Israel zu sein ? Sie ziehen es vor, im Ausland zu bleiben.

In dieser Parasha heißt es, dass Moshe auf der anderen Seite des Jordan die Gesetze erklärte. Rashi kommentiert dazu, dass Moshe die Thoragesetze in allen 70 antiken Sprachen erklärte, die es seit der Zeit des Turmes von Bavel gab. Wozu ausgerechnet in all den Sprachen, fragt der Sefat Emet (Chassidut Gur). Damit auch die Juden, die zukünftig in der Diaspora (Galut) leben werden, eine ständige Verbindung zur Thora haben. Selbst wenn sie der hebräischen Sprache nicht mächtig sein sollten und nur die jeweilige Landessprache beherrschen, so sind sie dennoch in der Lage, die Thora zu lernen. Nicht nur, aber auch, laut Rabbi Simcha Bunim von Peshis'cha ist jeder Jude mit der Thora verbunden. Jeder gemäß seines Levels und seiner individuellen Aufgabe im Leben.

Die Mischna im Talmud Traktat Sotah 32a listet Gebete sowie Segen (Berachot) auf, die man in seiner individuellen Muttersprache sagen kann und solche, die nur auf Hebräisch gesprochen werden können. Die Mischna besagt, dass das "Shema Israel", das "Birkat HaMazon", oder der "Kiddush" in jeder Sprache gebetet werden kann. Die Tosafot fügen ebenso noch das "Hallel" und die Segen für das Essen und Trinken hinzu.
Wogegen unter anderem die "Chalitzah", der Segen über die "Bikkurim", der "Segen der Cohanim" oder der Segen des "Cohen HaGadol" (Hohepriester) nur auf Hebräisch gebetet darf. Heißt, selbst in der Diaspora sollen die Juden immer eine Verbindung zu G - tt und Seiner Thora haben. Ein jeder Jude ist mit der Thora gemäß seines persönlichen Levels verbunden (Rabbi Simcha Bunim von Peshis'cha).

Das gesamte 5. Buch Moses (Sefer Devarim) übermittelte Moshe persönlich den Israeliten fünf Wochen vor seinem Tod (siehe den Vilna Gaon, Onkelos, und andere). Es war sein letzter Wille und sein Testament an sie. Er begann seine Ansprache im vierzigsten Jahr nach dem Auszug aus Ägypten (am 1. des jüdischen Monat Shevat (ca.Februar). Moshes Todestag ist nicht in der Thora erwähnt, doch dem Talmud Kiddushin 38a und Megillah 13b zufolge, verstarb er am 7. des jüdischen Monat Adar (ca. März).

Zu Tempelzeiten gab es den Brauch, dass die Juden sich alle sieben Jahre im Tempel versammelten und der König das gesamte Sefer Devarim laut vorlas, um alle an die Thoragesetze und die Folgen der Nichteinhaltung zu erinnern. Auch heute haben wir noch diesen Brauch, selbst wenn derzeit noch kein Tempel vorhanden ist. Vor ein paar Jahren war ich schon einmal dabei. Abertausende versammelten sich vor der Kotel (Klagemauer) und hörten das Sefer Devarim, vorgelesen von Oberrabbinern und anderen Rabbinern.

Die Haftarah wird, wie schon erwähnt, aus dem Buch Jesaja (Yeshayahu) 1:1 - 27 vorgelesen. Yeshayahu sagte, dass die Israeliten G - tt verlassen haben und Er sie nicht mehr interessiere. Die Juden zur Zeit Yeshayahus wollten seine Prophezeihungen nicht hören und setzten ihr Leben ohne Thora fort. Sie sahen, dass nichts passierte und glaubten dem Propheten nicht. 150 Jahre später sollte seine Prophezeihung Wirklichkeit werden und der Erste Tempel wurde zerstört. Viele Jahre später wurde der Zweite Tempel am gleichen Datum zerstört. Laut Rabbi Samson Raphael Hirsch sollen die Juden nicht darum trauern, dass die Tempel zerstört wurden, sondern vielmehr darum, dass sie zerstört werden mußten. Es ist nicht nötig, die Zerstörung zu betrauern, sondern die Gründe, die dazu führten.
Im Talmud gibt eine eine Aussage in der Gemara, dass G – tt soviel Gnade gezeigt hat, "nur" den Tempel zu zerstören und nicht die Juden aufgrund ihrer damaligen Vergehen selbst. Bei chassidischen Kommentator Sefat Emet lesen wir, dass jede Generation danach streben sollte, anhand von Thoramitzwot die Ge'ulah (Kommen des Meschiach) herbeizuführen. Hierzu fällt mir ein Erlebnis von gestern abend ein. Ich befand mich in einem relig. Jerusalemer Institut, wo ich ganz gut mit der Sekretärin befreundet bin. Diese fragte mich, ob ich denn keine Nachrichten höre. Demnächst stände Krieg an und alle Zeichen weisen auf ein baldiges Kommen des Meschiach hin. Ich bin bei solchen Äußerungen immer vorsichtig und meinte, dass genauso im Talmud steht, dass in jeder Generation Anzeichen des Meschiach gesehen werden. Gewisse Ereignisse, welche die Ge'ulah einleiten sollen, finden immer irgendwie statt. Im Nachhinein geschieht dann aber doch nichts. Sie jedoch bestand darauf, dass die Lage niemals so Ernst sei wie jetzt. Immerhin nähern wir uns dem jüdischen Jahr 6000, welches vom Talmud als das Jahr des Meschiach gesehen wird. Allerdings auch wieder nicht, den nein paar Seiten nachher oder vorher heißt es, dass jegliche Kalkulationen zur Ankunft des Meschiach verboten sind. Einmal vertritt der Talmud die Meinung, dass der Meschiach um das Jahr 6000 kommt und dann gleich wieder nicht. Wie auch immer, heute abend gehe ich zu einem Vortrag, welcher sich genau mit diesem Thema beschäftigen wird. Mal sehen, ob ich mich überzeugen lasse…

Enden will ich mit einer Aufmunterung des Koznitzer Maggid (Rabbi Israel Hofstein). Er sagt, dass G - tt die Israeliten selbst nach ihren Sünden in der Wüste niemals allein ließ und genauso ist es bis in die heutige Zeit. Auch heute läßt G - tt die Juden niemals allein und seine Präsenz (die Schechinah) ist immer mit uns.

Schabbat Schalom

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