Donnerstag, August 07, 2008

Wissen ist Macht

B"H

Seitdem ich mich mit dem Judentum beschäftige, stand für mich stets eines im Vordergrund: das Lernen aller nur möglichen Themen. Das Judentum ist vielfältig und reicht von der Thora, dem Talmud, der Kabbalah, den Halachot, der Geschichte, der Wissenschaft bis hin zur Philosophie und noch darüber hinaus.

Von allem wollte ich etwas mitbekommen, denn je mehr jemand lernt, desto mehr kommt er zu dem Schluß, dass all die Themen irgendwie miteinander verknüpft sind und alles wieder an den Ursprung zurückführt - nämlich zu G - tt und der Thora.
G - tt sei Dank fand ich bisher fast immer Studiengelegenheiten, die mich weiterbrachten. Darunter einige Seminare, in denen es Gemaraunterricht gab, andere wieder mit Geschichte, philosophischen Inhalten, Halachot und was ich besonders liebe, sind, unter anderem, wissenschaftliche Zusammenhänge, die man ebenso mit der Kabbalah verbinden kann. Wer als weibliche Person mit all dem beginnt, hat es anfangs nicht immer leicht, doch irgendwann folgen immer weiterführende Kurs, in denen man andere Leute trifft, die eine ebenso an wieder andere Kurse weitervermitteln. Nicht nur Kurse, sondern auch Rabbiner. Besonders litvisch - haredische Rabbiner waren mir immer behilflich genauso wie einige Chassidim oder Natinalrelig. Die Bedeutung der Symbole in Thora und Kabbalah belegte ich an der Uni und später folgte ebenso Talmud. Letzteres nicht nur an der Uni. Beim Stichwort Uni bekommen viele Religiöse fast immer eine Krise, doch gibt es hierzu Unterschiede und die Bar Ilan University ist bekannt für ihre außergewöhnlichen Talmudstudium. Ganz im Gegensatz zur HebrewU.

Andererseits habe ich im Privatleben viel mit der haredischen Gesellschaft zu tun und hier stehen die Frauen höheren jüdischen Studien nicht immer positiv gegenüber. Mittlerweile hat sich dies in einigen kleinen Teilen der haredischen Gesellschaft schon zum Positiven verändert und es gibt viele amerikanisch - haredische Akademikerinnen. Ebenso will ich die Engländer, Kanadier und Südafrikaner nicht auslassen.

Die haredische israelische Frau hingegen hängt in vielerlei intellektuellem Bewußtsein nach wie vor hinterher. Egal, ob litvisch oder chassidisch. Entweder liegt die Lernwilligkeit bzw. der Ehrgeiz niedriger oder ist gar nicht vorhanden oder die Gesellschaft setzt Zwänge an, die Frau, selbst wenn sie will, nicht einfach so zu umgehen in der Lage ist. Neulich fragte ich einen Boyaner Chassid nach den Lerninhalten für die Frau und er teilte mir mit, dass höhere Studien nicht auf dem Lernplan stehen. Einiges an Thora und Raschi, Halachot und so, aber ganz bestimmt kein Talmud und ebenso keine Philosophie oder Rambam.

Was mir in Bar Ilan auffiel war, wieviele relig. Frauen Probleme mit der jüdischen Geschichte haben. Nicht mit dem Fach, sondern mit den Inhalten. Leider werden oft historische Fakten als "Laschon HaRah - üble Nachrede" abgetan. Ganz im Gegensatz zu den Männern übrigens.

Beispiel:
Die Hasmonäer waren laut relig. Meinung die absoluten Helden. Stimmt, doch muß man erstens sehen, dass sie vor lauter eigenem Ehrgeiz die Königsposition nicht wieder einführten und später ihre eigenen Nachkommen bei den Hellenisten landeten.

Genau hier gibt es dann Probleme, denn viele relig. Frauen sehen ein Image angekratzt. Genauso übrigens mit dem talmudischen Frauenbild bis hin zu den drei Töchtern Raschis. Soetwas will man dann lieber doch nicht hören.

Ein zweites Beispiel sind die sechs Tage des Erschaffungsprozesses als Vergleich mit den 15 Milliarden Jahren aus der Wissenschaft. Das Beides sehr wohl miteinander vereinbar ist, sind viele nicht unbedingt bereit, anzuerkennen. Dabei beschrieb dies schon der Ramban (Nachmanides) und der Rambam (Maimonides) war einer der führenden Physiker und Mediziner seiner Zeit. Was täten die Beiden nur heute sagen, wenn sie nur pures Yeshiva - Studium sehen ?
Zu früheren zeiten waren die Rabbiner auch noch Wissenschaftler, doch heute ist dies leider nicht mehr allzu oft der Fall. Von der Philosophie einmal abgesehen. Vielleicht auch noch vom letzten Lubawitscher Rebben sowie Rabbi Yitzchak Ginsburgh, welche sich beide ausgiebig mit der Wissenschaft beschäftigten bzw. beschäftigen.

In unserer heutigen Zeit schreiben sich immer mehr relig. Frauen zu höheren jüdischen Studien ein. Das Internet macht es möglich. Was aber ist mit jenen, die dies aus gesellschaftlichen Zwängen heraus nicht können oder wollen ? Nicht wollen ist ein anderes Problem, denn dies muß man als Außenstehender einfach akzeptieren. Bei den Zwängen schaut es wieder anders aus. Gebe heute ein Rabbiner einen professionellen Schiur (Vortrag) zum Thema "Wissenschaft und Judentum" oder den "Rambam", der Saal wäre voll mit Frauen, wenn die denn keine mißgünstigen Blicke oder Ausgrenzungen zu befürchten hätten. Viele haredische Männer betrachten eine Frau mit Hirn immer noch als eine Gefahr. Gefahr für den Hausfrieden und auch für sich selbst. Mann will beeindrucken und was geschieht, wenn sich die Frau im Talmudstudium als begabter entpuppt als ihr Gatte ? Dieses ist jedoch ein generelles Problem auf der Welt. Besitzt eine Frau ein Hirn, ist sie entweder eine Emanze oder einfach nur auf Karriere aus. Dann nämlich vernachlässige sie automatisch ihre hausfraulichen Pflichten und rebelliere womöglich noch. Allerdings lernte ich auch schon ganz andere relig. Männer kennen, die auf eine Bildung der Frau bestanden. Sie wollen nicht einfach nur ein "Dummchen" daheim, sondern schon einiges diskutieren.

Und so steuert alles weiter, fast wie gehabt, in die Zukunft. Veränderungen sind jedoch nicht ausgeschlossen.

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