Montag, Februar 16, 2009

Die schwarzen und die weissen Buchstaben der Thora

B"H

Bei Yeshayahu (dem Propheten Jesaja) sowie in der Midrasch Tanchuma heißt es, dass wir nach der Ankunft des Meschiach eine "neue" Thora erhalten werden. Wie aber kann das sein "neue Thora" ? Lautet es nicht ebenso, dass die Thora bis in alle Ewigkeiten lang Gültigkeit besitzt und keinerlei Inhalte verändert werden dürfen ?

Der chassidische Rabbi Levi Yitzchak von Berditchev gab darauf folgende interessante Antwort:
Auch die weissen Felder um die schwarz gedruckten Buchstaben des Thoratextes ergeben einen Text. Einen eigenen Text, den wir derzeit noch nicht imstande sind zu entziffern. Aber im Messianischen Zeitalter wird G - tt uns die weissen Buchstaben der Thora sichtbar machen und das ist es, was das Konzept eine "neue" Thora zu bekommen ausmacht.

Der Kabbalist Jacob Koppel Lifschitz schrieb in seinem Buch "Sha'are'I Gan Eden - Gates of Paradise" folgendes:
Eine "neue" Thora erhalten ? Dies bedeutet, dass die Buchstaben in der Thora in der Messianischen Zeit anders miteinander kombiniert / verbunden werden. Trotzdem wird kein einziger Buchstaben hinzugefügt werden. Dank der dann einsehbaren neuen Buchstabenkombination werden die Worte andere Bedeutungen ergeben. Dann wird die Weisheit der Menschen zunehmen und Groß und Klein werden das in der Mysterie fliessende Licht der himmlische Gedanken erkennen.
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Aus der Thora selbst erfahren wir aus den ersten Sätzen des Schöpfungsprozesses in Bereshit (Genesis), daß G – tt sagte:"…..und es werde Licht".

Licht ?

Erschuf Er nicht erst die Planeten Sonne und Mond am Mittwoch und nicht schon am ersten Tag ?

In talmudischer sowie kabbalistischer Literatur wird das Licht, welches am ersten Tag der Schöpfung erstrahlte, "Or Ein Sof" (auch Or HaGanuz – das Verborgene Licht) genannt.

Die Gemara im Talmud Chagigah 12a kommt daher zu dem Schluß, daß es sich bei dem Licht vom ersten Tag um ein "spirituelles Licht" handelte und erst die Sonne und der Mond am vierten Tag das materielle Licht bildeten. G – tt sah, daß kommende Generationen Sein "Or Ein Sof" zum Negativen benutzen und verbarg es daher nach den sieben Tag des Erschaffungsprozesses (u.a. Rashi und der Maharal von Prag in Gur Aryeh).

Da das spirituelle Licht für uns uneinsehbar ist und es erst mit dem Eintreffen des Meschiach wieder zum Vorschein kommt, besteht unsere Aufgabe darin, es zu suchen. Das kabbalistische Buch Zohar lehrt, daß ein jeder von uns dieses Licht beim Thorastudium findet und es erstrahlt. In der Chassidut (Chassidismus) nimmt dieses Thema einen breiten Raum ein und wurde schon vom Baal Shem Tov als besonders wichtig hervorgehoben. Nicht nur die schwarzen Thorabuchstaben sind daher von höchster Bedeutung, sondern auch die weißen, denn durch all jene Buchstaben fließt das Or Ein Sof (Or HaGanuz).

Aber nicht nur das ausgiebige Thorastudium läßt das "Verborgene Licht" erstrahlen. Auch das Talmud – Studium ist von äußerster Wichtigkeit, denn es ist Teil der Thora. Und ohne die mündliche Überlieferung sind wir oftmals gänzlich außerstande, die schriftliche Thora zu verstehen.

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