Sonntag, Februar 22, 2009

Getrennte Sitzplätze

B"H

Einige Haredim Mea Shearims demonstrierten und attackierten dabei Jerusalemer EGGED Busse auf ihrer Route durch den Stadtteil. So geschehen in der vergangenen Woche, doch der Kampf um die "koscheren" Busse, in denen Männlein und Weiblein nach Geschlechtern getrennt sitzen sollen, dauert schon jahrelang an.
Die amerikanisch - israelische Schriftstellerin Naomi Ragen betrachtet die Angelegenheit als rein rassistisch den Frauen gegenüber. Wieso sollen Frauen im hinteren Teil des Buses sitzen und kuschen ?
Vor ein paar Tagen sagte mit eine Arbeitskollegin, dass die Haredim (Ultra - Orthod.) ihre Busse gefälligst im Iran bestellen sollen und damit hat es sich dann.

Meinerseits bin ich absolut gegen die strikte Trennung von Mann und Frau in öffentlichen Jerusalemer Bussen. Ich habe nichts dagegen, wenn jene Busse, die ausschließlich vom haredischen Bevölkerungsteil genutzt werden, nach Geschlechtern getrennte Sitze haben, doch sollte nicht ganz Jerusalem in einen sogenannten "koscheren" Bus gezwungen werden. Warum muss ich im hinteren Teil eines Busses verschwinden, nur weil sich einige Männer nicht beherrschen können und beim Anblick einer Frau sofort an wer weiß was denken ? Ist das dann etwa meine Schuld ? Solche Männer, welche dann von unreinen Gedanken ereilt werden, brauchen keine getrennten Sitzplätze, sondern die Hilfe eines Psychologen.

Allerdings sind da auch nicht wenige haredische Frauen, die getrennte Sitze bevorzugen. Unter anderem auch weil eben einige männliche Haredim ihre Yetzer HaRah (negative Charakterschwächen in einem selbst) nicht in der Lage sind zu überkommen und pausenlos andere Frauen angaffen müssen. Egal, ob die Frau augenscheinlich verheiratet ist oder nicht.

(Verheiratete relig. Frauen bedecken ihre Haare mit einer speziellen Kopfbedeckung oder eine Perücke).

Vor einiger Zeit fuhr ich in der Linie 15 vom Stadtteil Ge'ulah nach Givat Shaul und sämtliche Fahrgäste bekamen die Szene mit als eine junge verheiratete haredische Frau einen Haredi bat, doch Abstand zu nehmen. Der Typ hatte sich ihr zu dicht aufgedrängt und nach ihrem Ausruf tat er es ungeniert ein zweites Mal. Manche Frauen sind nicht gerade in der Stimmung, wenn fast immer ein Mann im Bus dabei ist, der sie mit seinen Blicken auszieht. Insbesondere für religiöse Faruen ist das beschämend und sie sind allzu oft peinlich berührt, anstatt ihre Meinung laut kundzutun wie im oben angesprochenen Fallbeispiel.

Die ganze Diskussion hat also zweierlei Seiten, dennoch tendiere ich mehr gegen derlei Busse. Frauen sind keine zweite Klasse oder Abfall, die man ebenso mal schnell irgendwo hinten parkt. Manchmal kommt es mir so vor als werden Frauen tatsächlich als aussätzig oder sonst irgendwie krank betrachtet. Alles zum Wohle des Mannes, der da unbescholten im vorderen Teil des Busses seine Kleinausgabe des Talmud lernen kann.


Was hätten wohl unsere Vormütter Sarah, Rivka (Rebekka), Lea Und Rachel dazu zu sagen ? Oder Beruriah, die selbstbewusste Gattin des talmudischen Rabbi Me'ir, die Prophetin Devorah oder die Töchter des berühmten Kommentator Rabbi aus dem frühen Mittelalter, denen nachgesagt wird, den gesamten Talmudkommentar des Traktates Nedarim verfasst zu haben.

2 Kommentare:

  1. Anonym2:03 PM

    "Solche Männer, welche dann von unreinen Gedanken ereilt werden, brauchen keine getrennten Sitzplätze, sondern die Hilfe eines Psychologen."

    Aber eines MÄNNLICHEN Psychologen :-).

    "Unter anderem auch weil eben einige männliche Haredim ihre Yetzer HaRah (negative Charakterschwächen in einem selbst) nicht in der Lage sind zu überkommen und pausenlos andere Frauen angaffen müssen."

    Das ist mir glücklicherweise noch nie passiert. Die meisten männlichen Chareidim, die mir tagtäglich begegnen, bemühen sich, Frauen überhaupt nicht direkt ins Gesicht zu blicken.

    AntwortenLöschen
  2. B"H

    Naja, ich habe da schon nicht wenige anderweitige Erfahrungen gemacht.:-)

    AntwortenLöschen