Mittwoch, Februar 18, 2009

Parashat Mischpatim - Schekalim

B"H

Die Thoralesung für diesen Schabbat

Dieser Schabbat ist nicht "nur" ein regulärer Schabbat, sondern zugleich "Schabbat Schekalim" und zusätzlich segnen wir morgens in den Synagogen den neuen Monat Adar.
Der Schabbat Schekalim leitet die vier speziellen Schabbatot vor dem Purim - Fest ein und wird entweder am letzten Schabbat des Monat Schevat oder gleich mit Beginn des Adar gefeiert.

In der vorherigen Parashat Yitro erhielten die Juden von G - tt die Zehn Gebote und in der dieswöchigen Parasha folgen weitere neue Zivilgesetze. Der Ramban sagt, dass diese neuen Gesetze ein Zusatz zu den Zehn Geboten sind.

Im Judentum gibt es keine Trennung von religiösen, privaten und geschäftlichen Belangen. Thora und Halacha regeln sogar wie ich mich im Beruf bzw. auf Geschäftsebene zu verhalten habe. Beispiel: "Ich bin kein religiöser Mensch, wenn ich als Kaufmann meine Kundschaft betrüge".

Parashat Mischpatim beginnt mit dem Gesetz für Sklaven.
Ein Sklave arbeitet sechs Jahre und wird im siebten Jahr freigelassen.
Nun könne wir die Thora etwas oberflächlicher (Pschat) lernen, wo die Erklärung dazu lautet, dass G - tt in sechs Tagen die Welt erschuf und am siebten Tag ruhte. Gehen wir dagegen tiefer in die Materie, so erzählen und die Kabbalah (Zohar) und die Chassidut (Beer Moshe und Degel Machane Ephraim) von Reinkarnationen. Laut dem "Buch Zohar" stehen diese sechs Jahre für sechs Reinkarnationen, welche die Seele durchmacht, um zu ihrer ursprünglichen Perfektion zurückzukehren. Heißt, zu der Zeit als sie von G - tt erschaffen wurde.
Sobald ein Jude sündigt, beschädigt er seine Seele und diese kommt nach dem Tod vor G - ttes Gericht. Eine der Strafen kann sein, dass die Seele als Reinkarnation wieder zurück in unsere Welt kommt. Der Mensch muss sein gesamtes Leben daran arbeiten, seine Seele zu perfektionieren (Beer Moshe). Dies sind etwas tiefgehendere Erklärungen der sechs Jahre Sklavenarbeit und der Freilassung im siebten Jahr.

Ein weltweit viel zitierter Satz aus Parashat Mishpatim ist: "Auge um Auge, Zahn um Zahn." In der Presse lesen wir den Satz häufig in Verbindung mit der israelischen Armee und den Palästinensern. Wer "Auge um Auge, Zahn um Zahn" als Rache interpretiert, der irrt gewaltig.
Vielmehr geht es um Schadenersatz. Wird jemandem ein Schaden zugefügt, bekommt er finanziellen Schadenausgleich. Im Talmud Traktat Bava Kamma 83b finden wir unzählige Beispiele dafür: Was ist der tatsächliche Schaden, wie stufen wir den erlittenen Schmerz ein, wie hoch ist der Verlust aufgrund von Arbeitsunfähigkeit etc.
"Auge um Auge, Zahn um Zahn" heißt also nicht, dass wer jemandem ein Auge ausgehackt wird, seines nun auch verliert. Aber was ist der Grund, dass dieser Satz so in der Thora steht ? Warum steht nicht einfach "Schadenersatz" dort ?
Weil vor G - tt im himmlischen Gericht wirklich so gerichtet wird und es keine finanziellen Regelungen gibt. G - ttes Gericht verläuft anders. Ferner lehrt Rabbi Samson Raphael Hirsch, dass "Auge um Auge, Zahn um Zahn" und Verantwortung im Leben lehren soll.

Kein Vergehen wird so häufig in der Thora erwähnt wie der Götzendienst. Das schlimmste Vergehen überhaupt. Wer andere Götter anbetet, der erkennt G - ttes Einzigartigkeit und Seine Erschaffung der Welt nicht an. Die Thora verbietet uns die Namen fremder Götter auch nur auszusprechen (Exodus 23:14). Der Talmud geht noch weiter und verbietet sogar die Erwähnung deren Feiertage.

Eines der Gesetze, welches mir persönlich sehr wichtig ist, ist das die Juden dreimal im Jahr (an Pessach, Shavuot und Sukkot - Laubhüttenfest) vor G - tt erscheinen sollen. Zu Zeiten der zwei Tempel kamen die Juden an diesen Feiertagen (Schalosh Regalim) nach Jerusalem in den Tempel um Opferungen darzubringen und zu feiern. An Sukkot taten das auch viele Nichtjuden.

In der kommenden Woche beginnt der jüdische Monat Adar. Somit fallen die Gebete in den Synagogen etwas länger aus. Am Schabbat vor Adar ist traditionell "Schabbat Schekalim". Somit wird die Thorarolle ausgewechselt und der Maftir wird aus Parashat Ki Tisa (Parashat Schekalim) (Exodus 30:11 - 16) gelesen.
Darin beauftragte G - tt Moshe eine Volkszählung unter den Israeliten in der Wüste durchzuführen. Jeder über 20 Jahre gab einen halben Schekel, nicht mehr und nicht weniger. Egal, ob arm oder reich. Dieses lehrt uns, dass jeder Mensch vor G - tt gleich ist.

Die Haftarah wird aus Könige II, 12:17 gelesen. Sephardische Juden beginnen sie bei 11:17.

Schabbat Schalom
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Degel Machane Ephraim: Rabbi Moshe Chaim Ephraim, Enkel des Baal Shem Tov

Ramban: Rabbi Moshe ben Nachman (Nachmanides). 1194 - 1270, halachische Authorität. Seit 1267 lebte er in Israel und liess die jüdische Gemeinde von Jerusalem wieder aufleben.

Beer Moshe: Rabbi Moshe Elyakim Beriah
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Da die Arbeitsjahre eines jüd. Skalven ebenso für unterschiedliche Reinkarnationen stehen, hier passend dazu eine chassidische Geschichte vom Baal Shem Tov aus dessen Parashat Mischpatim:

VERBORGENE SEELEN - Eine Geschichte vom Baal Shem Tov (ca. 1700 - 1760)

Der Maggid von Mezritch, Rabbi Dov Baer Friedman, bat den Baal Shem Tov ihm den Vers "Und dies sind die Urteile, welche Ich euch gebe" aus dem kabbalistischen Buch Zohar zu erklären. Der Baal Shem Tov sagte dem Maggid, dass er in den Wald gehen solle, sich dort einige Stunden unter einen Baum nahe eines Baches setze und später zu ihm zurückkehre. Der Maggid tat wie ihm aufgetragen.

Als der Maggid unter dem Baum saß, sah er einen Reiter kommen. Der Reiter stieg vom Pferd, setzte sich, aß und trank und setzte seinen Weg fort. Allerdings bemerkte er nicht, dass er seine Brieftasche verloren hatte.

Danach kam ein zweiter Mann, der sehr bedürftig ausschaute. Er fand die Brieftasche des Reiters, nahm sie an sich und ging.

Danach kam ein dritter Mann, der ebenfalls arm ausschaute. Er trank aus dem nahegelegenen Bach, legte sich hin und schlief ein. Da kam der Reiter zurück, denn in der Zwischenzeit hatte er den Verlust seiner Brieftasche bemerkt und fragte den dritten Mann, ob er diese gesehen habe. Der Mann wußte nicht, von was der Reiter sprach. Daraufhin erschlug ihn der Reiter, weil er glaubte, der Mann belüge ihn.

Der Maggid kehrte zum Hause des Baal Shem Tov zurück und berichtete ihm, was er gesehen hatte. Der Baal Shem Tov erklärte ihm Folgendes:

Diese drei Personen waren allesamt Reinkarnationen aus einem früheren Leben.

Der Reiter schuldete dem zweiten Mann Geld. Genau die Summe, welche sich in der Brieftasche befand. Der dritte Mann war der Richter, der ein Fehlurteil sprach als er dem Reiter Recht gab, die Schuld nicht an den zweiten Mann zahlen zu müssen.

In diesem Leben zahlte der Reiter seine Schuld, der Richter bekam seine Strafe und der zweite Mann bekam sein Geld.
Und das ist, was der Zohar meint mit "Und dies sind die Urteile, welche Ich euch gebe".

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