Montag, Februar 09, 2009

Falschinterpretationen in der "Jüdischen Allgemeinen"

B"H

Ich beziehe mich an dieser Stelle auf zwei Artikel der "Jüdischen Allgemeinen Wochenzeitung" vom Dezember 2008. Nicht, dass die Zeitung zu meiner regelmässigen Lektüre gehört, doch wenn ich sie ab und an in die Finger bekomme, blättere ich halt darin herum. Insgesamt jedoch ist mir die "Jüdische Allgemeine" zu unbedarft und für einen Israeli klingen die Beiträge furchtbar nach Diasporaabklatsch. Besonders in den Beschreibungen bezüglich Israels.

In einer der Dezemberausgaben wird auf der Titelseite Stellung gegen israelische Siedler bezogen. Unbedarft wie eh und je, denn es ist augenscheinlich, dass sich die Autorin mit dem Thema nur einseitig befasste, ohne den ideologischen Hintergrund überhaupt zu erahnen.

Ein Wladimir Struminski versuchte sich daran, die Dispute chassidischer Gruppen untereinander sowie den Fall "Porush und die Chassidut Gur" zu beschreiben. Damit ging der Ofen dann auch ganz aus. Auf den Photos zum Artikel wurden ggf. Karliner oder Toldot Aharon Chassidim zu Gerrer (Gur) Chassidim und ebenso wurde die Karliner Jugend (der Kleidung nach könnte es auch die Satmarer Jugend gewesen sein) zu Belzer Chassidim. Die Inhalte des Artikels waren zu 80 % falsch dargestellt. Angebrachter wäre das Wort "Fehlinformation". Fakten wurden durcheinandergewürfelt und wer niemals bei Chassidim war bzw. sich jahrelang mit dem Thema beschäftigt, der sollte die Finger von derlei krächzenden Versuchen lassen, die chassidische Welt darzustellen.

Tatsächlich eskaliert der Streit zwischen Gur und Me'ir Porush seit den frühen 80iger Jahren immer wieder einmal. Belz und Gur sind nicht verfeindet, sondern Rivalen um den Machtkampf. Nicht unbedingt der der "Yahadut HaTorah" Partei, denn Belz war länger nicht mehr vertreten und wartete erst wieder vor ca. sechs Wochen auf Listenplatz Nr. 6 der Partei auf.

Wenn diverse chassidische Gruppen an den Knessetwahlen teilnehmen, bedeutet das noch lange nicht, dass sie für den Staat Israel stehen. Meist sogar das Gegenteil, doch legen sie Wert auf eine Partei, die für die Rechte der haredischen Gesellschaft eintritt und darüber hinaus meinen sie, den säkuleren Staat mit ihrer Knessetanwesenheit doch noch positiv beeinflussen zu können.

Weiterhin nehmen die Karliner nicht an jeder Knessetwahl teil, sondern immer wieder neu entscheidet darüber deren Rebbe. Chassidut Sadigura ist ein Spezialfall, an dem ich mir nicht die Finger verbrennen will, denn allgemein ist die Gruppe antizionistisch eingestellt.

Bei den morgen stattfindenden Knessetwahlen werden sicherlich viele aschkenazische Haredim die sephardische SHASS - Partei wählen. Und das, obwohl sich der Belzer Rebbe nun doch für die "Yahadut HaTorah" stark machte. Wieso auch nicht, stellt doch der Belzer Chassid Israel Eichler den sechsten Platz auf der Parteiliste.

Soweit nur ein paar kleine Erläuterungen zum Struminski - Artikel. Schade nur, dass die Leser der Zeitung solcherlei Informationen für bare Münze nehmen, ohne zu ahnen, dass sie der Falschinformation aufgesessen sind.

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