Mittwoch, Februar 25, 2009

Plötzlich nicht mehr jüdisch

B"H

Zu meiner Yeshiva (relig. Schule) Zeit bekamen wir Studenten ab und an folgende Story zu hören:

Ein junger Mann war Zeit seines bisherigen Lebens über jüdisch religiös aufgewachsen. Sogar haredisch (ultra - orthodox) in Bnei Brak bei Tel Aviv. Plötzlich kam heraus, dass er gar kein Jude laut der Halacha war und man fragte ihn, ob er denn nun konvertieren wolle, damit er "wieder" ein richtiger Jude ist.

Nach all den Jahren in der Yeshiva und seinem haredischen Backround.
Es versteht sich eigentlich von selbst, dass seine Rabbiner automatische ein JA hören wollten. Keine Frage, die Zustimmung zur Konversion wurde von dem jungen Mann, der so unerwartet ohne jüdische Identität dastand, einfach erwartet. Aber wider jeglicher Erwartungen sagte der junge Mann: "NEIN". Sprachs und ging.


Soweit die Story.

In einer Tel Aviver Lokalzeitung las ich jetzt von einer anderen Situation, welche ebenso unerwartet auf den Betreffenden einstürzte:

Eine Haredi, in den USA lebend, erhielt einen Anruf von einer Frau, die seine verstorbene Mutter sehr gut kannte. Die Frau erzählte ihm dann, dass seine Mutter gar keine halachische Jüdin war.
Die Behauptung entpuppte sich als wahr und der Haredi fragte seine zuständigen Rabbiner, ob er sich den offiziellen Giur (Konversion zum Judentum) nicht sparen könne und stattdessen auch so als halachischer Jude gelte.

Begründung: Wie die biblische Ruth sah er sich mit dem Judentum verbunden. Außerdem habe er sein gesamtes Leben religiös verbracht. Sei das etwa nichts ? Wo ist jetzt da der Unterschied ob er Papiere hat oder nicht ?


Das Beit Din (rabbinisches Gericht) entschied anders:
Der Betreffende musste einen offiziellen Giur durchlaufen. Samt nochmaliger Beschneidung (Brit Milah). Wobei wenn jemand beschnitten ist oder aus irgendeinem Grund beschnitten geboren wird, die Brit Milah symbolisch erfolgt (anhand eines kleinen Nadelstiches). Besagter Haredi machte also den Giur und gilt ab sofort als halachischer Jude.
Es ist schon erstaunlich, wie heutzutage die Identitäten, meist aufgrund von Mischehen zwischen Juden und Nichtjuden, durcheinander geschüttelt werden und später die Kinder ggf. darunter leiden.

8 Kommentare:

  1. Anonym2:11 PM

    aehnliche Geschichte hier:
    https://www.blogger.com/comment.g?blogID=7309929059139673041&postID=8835363170059727671&isPopup=true
    (ab Kommentar 10 etwa)
    Junger Mann, charedisch aus "konservativer" familie möchte Mädchen, Charedisch aus "modern orthodoxer" familie Heiraten. Beide aus den USA, Hochzeit soll aber in Israel stattfinden. Plötzlich stellt sich heraus, dass die Grossmutter mütterlicherseits angeblich nicht jüdisch war und dass die Mutter angeblich nicht konvertiert hat.

    Konversion um den Schidduch zu retten wird ausgeschlossen (da man nicht wegen eines Shidduchs konvertieren darf). Junger Mann verlässt Mädchen (auf ihren Wunsch) und auch das Judentum.

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  2. B"H

    Ich haette nicht gedacht, dass die Geschichten schon haeufiger vorkommen.

    Uebrigens, dass man nicht wegen eines Schidduch konvertieren darf, steht zwar im Talmud, doch das Rabbanit (Oberrabbinat) entscheidet heutzutage anders. Nichtjude mit jued. Partner werden konvertiert. Ich sprach mal einen Rabbiner darauf an und der meinte, dass zwar die Mutter nicht unbedingt relig. werden wird, aber das spaetere Kind aus der Beziehung (Ehe) zumindest juedisch werden soll und kein Nichtjude.

    In anderen Worten: Die Mutter ist eh Versager, aber das Kind hat eine Chance.

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  3. Anonym12:18 PM

    ja, mich hat das auch sehr erstaunt.
    Zumal man nicht behaupten kann, dass der junge Mann nur wegen der Ehe konvertiert, wenn er schon sein ganzes Leben religiös gelebt hat.

    Auf jeden Fall hat im Prinzip die junge Frau mit ihm Schluss gemacht, weil er laut ihren Rabbinern nicht mehr kosher genug für sie war. Dem jungen Mann ist das Herz gebrochen, und lebt jetzt nicht-jüdisch.

    Jetzt kommen Leute und erzählen: aber nein, sie hätte doch nicht Schluss machen müssen, er hätte doch einfach konvertieren können... Aber jetzt wäre er wirklich in der Situation, dass er nur wegen ihr konvertieren würde...

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  4. B"H

    Das Positive an der Geschichte ist, dass dem jungen Mann solch eine FRau erspart blieb. Was wahrscheinlich ganz gut so war.

    Im Grunde genommen aber verursachten Braut und die Rabbiner einen Chilul HaShem, da sie jemanden von der Religion abbrachten. Natuerlich kann man jetzt diskutieren, ob das tatsaechlich zutrifft, denn ploetzlich war ja der Betreffende gar kein Jude mehr.

    Aber in der Gesellschaft kann man sagen, was man will und derlei Dinge passieren immer wieder. Leider.

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  5. Anonym6:13 PM

    Ich glaube, er sieht das anders. soviel ich verstanden habe würde er sie immer noch gerne heiraten...

    Vor allem zeigt die Geschichte wieder einmal: kosher ist nicht unbedingt kosher. Soviel ich verstanden habe, wären sie in den USA ohne weiteres getraut worden, aber die Tatsache dass die Hochzeit in Israel hätte sein sollen war das Problem.

    Aber es wird einem schon mulmig, wenn man denkt, dass einem auch noch zwei Generationen später vorgeworfen werden kann, dass der Giur der Grossmutter nicht kosher genug war.

    PS: im selben Thread steht auch, dass in einem Beit Yakov immer wieder Schülerinnen im Rahmen eines Genealogie-Projektes draufkommen, dass sie "nicht jüdisch" sind. Sie wurden aber ohne viel Aufsehens "Nachgekaschert". (Stellt sich noch die fRage, ob sie dann einen Kohen heiraten dürfen).

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  6. B"H

    Ich kann mir vorstellen, dass es in Israel schon strenger vorgeht als in den USA. Wobei aber, zum Beispiel, viele Neueinwanderer auch nicht immer unbedingt halachisch juedisch sind. Und damit meine ich nicht nur die Russen.

    Vor wenigen Jahren traf ich einen Amerikaner aus Miami, dem das Innenministerium keine Aliyah ausstellen wollte, denn er hatte nur ein Fax von einem US - Rabbi daqbei, was besagte, dass der Typ Jude war. Man liess ihn walso warten.

    Nach ca. drei Monaten sass ein anderer Sachbearbeiter beim Innenminisetrium um gab, ohne zu Zoegern, Aliyah.

    Natuerlich bedeutet das noch lange nicht, dass der Betreffende nun auch bei Rabbanut als Jude registriert ist, doch stammen aus solch Situationen immer wider Fehler.

    Vom hieisgen Beit Yaakov habe ich nocht nichts vernommen, was jedoch nichts heisst; derlei Faelle kommen fast nie an die Oeffentlichkeit.
    Und Cohanim ?
    Wer weiss schon heute noch genau, wer Cohen ist oder nicht ?

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  7. Anonym7:19 AM

    "Wobei wenn jemand beschnitten ist oder aus irgendeinem Grund beschnitten geboren wird, die Brit Milah symbolisch erfolgt (anhand eines kleinen Nadelstiches)."

    Wird die Beschneidung bei erwachsenen Männern, die zum Judentum konvertieren, eigentlich unter Narkose vorgenommen?

    Dann hätte ich noch eine Frage (OK, die passt nicht so recht hierher, aber ich stelle sie halt einfach mal :-)): Eine israelische Bekannte von mir hat behauptet, es gebe extreme chassidische Gruppen, in denen Frauen nicht den Führerschein machen und ein Auto lenken dürften - stimmt das wirklich? Ich war völlig erstaunt, da ich havon noch nie etwas gehört habe.

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  8. B"H

    Bei einem erwachsenen Mann, der zum Judentum uebertritt, wird die Beschneidung normalerweise im Krankenhaus von Aerzten, unter rabbinischer Aufsicht, ausgefuehrt. Heisst also, unter Narkose. Allerdings sagten mir viele dieser Maenner hinterher, dass sie bis zu einer Woche danach kaum laufen konnten und unter Schmerzen litten.

    Dass es extreme Gruppen gibt, bei denen die Frau nicht Autofahren darf:
    Die Aussage stimmt !
    Allerdings sollte man zwischen Israel und den USA differenzieren. Waehrend eine weibliches Mitglied der Satmarer Chassidim in den USA Autofaehrt, tut sie das in Israel nicht.

    Aber einer Frau des extremen Gruppen Toldot Aharon oder Avraham Yitzchak ist es gaenzlich untersagt.

    Was heisst untersagt ?
    Die Frau kommt, aufgrund ihrer Erziehung, gar nicht auf den Gedanken, einen Fuehrerschein machen zu wollen.

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