B"H
Freitag Abend war es wieder soweit. Ich befand mich auf dem Weg von der Klagemauer (Kotel) zum Hause von Rabbi Mordechai Machlis und oberhalb des Yaffa - Tores sah ich sie stehen. Eine blonde christliche Missionarin aus einem Anglo - Land. Dummdreist ging sie schnurstracks auf zwei junge Chabadnikkim zu und begann sofort mit ihren ueblichen Phrasen. "Warum koennt Ihr nicht einfach nur glauben" ? So rief sie freudestrahlend und happy clappy maessig aus. Mit dem Laecheln, warum glaubt ihr nicht auch an J.
Die Chabadnikkim schauten sich beide an und lachten, wollten aber der Missionarin gegenueber freundlich sein und hoerten sich einiges an.
Ich dagegen setzte meinen Weg fort, denn ich will mir meinen Shabbat nicht mit allerlei Goetzendienst verderben lassen und ausserdem ist besagte Missionarin schon bekannt. Sie lebt in einem Hostel im arabischen Viertel der Altstadt und ist nicht gerade von akademischer Natur.
Im Judentum geht es nicht darum etwas zu glauben; wir glauben nichts, sondern wir wissen, dass es einen G - tt gibt. Sich einfach hinzusetzen, laechelnd zu glauben und sich ansonsten unmoeglich zu benehmen, gilt bei uns nicht. G - tt hat uns 613 Mitzwot (Gesetze) gegeben und ein religioeser Jude TUT und sitzt nicht nur glaubend herum. Judentum heisst G - ttes Willen zu erfuellen.
Viele christliche Organisationen und Gemeinde unterstuetzen gerne die Missionare finanziell. In den USA ist schon ein eigener Markt entstanden. Im Internet wird propagandiert, dass jemand als Missionar nach Israel faehrt und schon rollt der Rubel. Fuer Spender aller Art habe ich eine schlechte Nachricht: Nicht selten sitzen Eure Missionare hier, unterstuetzt, von Eurem Geld, in Hostels vor dem Fernseher. Ab und zu gehen sie einmal im arab. Markt einkaufen, wenn ueberhaupt. Das PETRA - Hostel ist beruehmt fuer sich einquartierende und dann faul herumsitzende Missionare. Naja, uns soll es recht sein.
Das beste Beispiel hierfuer gaben vor wenigen Jahren ein Amerikaner namens Harold und der Australier hollaendischer Herkunft, Wim, ab. Bei einer Chanukkah - Party im Hause von Rabbi Machlis tauchten Wim und Harold auf, pflanzten sich an einen Tisch und griffen nach dem Essen was das Zeug hielt. Typisch fuer Missionare; sie kommen zu juedischen Veranstaltungen und fressen sich, im wahrsten Sinne des Wortes voll, ohne jede Scham zu zeigen. Nicht selten erlebten wir, dass sie sich sogar noch Huehnchen und Kuchen einwickelten und mit heimnahmen.
Nachdem sich Harold und Wim richtig vollgegessen hatten, begannen sie mit ihren Spruechen am Tisch. Heute sei auch Heilig Abend und da muss man an J. glauben. Die Tischnachbarn beschwerten sich sofort bei Rabbi Machlis und der stand auf und rief oeffentlich aus, dass sich zwei christl. Missionare im Raum befinden.
Niemand kann sich vorstellen, wie schnell Wim und Harold ihre Sachen packten und Richtung Ausgang stuermten. Viel war es nicht mit dem Mut zum missionieren.
Nur allzu gerne quartieren sich die Missionare in Hotels, vorzugsweise in der arabischen Altstadt, ein. Dort ist es billig und man faellt weniger auf. Missioniert werden die Moslems nicht, denn ansonsten wuerden sich die Missionare keines allzu langen Lebens mehr erfreuen. Und so geht man dann gen Ben Yehudah und traellert mit einem Chor ein paar Liedchen. Juedische Melodien mit J. - Inhalten. Nebenbei werden ein paar Flugblaetter verteilt, was nie lange weilt, denn die Haredim sind schon im Anmarsch.
Auf Beschwerden der Bevoelkerung nehmen Missionare keine Ruecksicht. Wir fragen uns immer, was bei ihnen im Oberstuebchen schieflaeuft. Entweder wollen sie nicht verstehen, dass niemand an ihrem Gesaeusel interessiert ist oder sie koennen es nicht kapieren. Laechelnd stehen sie da und wir wissen schon, woher der Wind wieder weht. Mit Argumenten ist ihnen nicht beizukommen, denn sie spielen immer die gleiche Platte herunter, ohne wirkliche Ahnung zu haben. Wie soll man mit jemandem diskutieren, der keine Ahnung hat ?
Neulich sah ich einen Bericht ueber messianische Juden in Jerusalem. Ein wahrer Graus, denn dort zeigte sich das gleiche Bild. Juden, die vom urspruenglichen Judentum absolut Null Ahnung hatten und sich wunderten, dass sie kaum Schulen fuer ihre Kinder finden. Die Kinder waren ein psychopathisches Abbild ihrer Eltern und antworteten wie Golems.
Es ist die Pflicht jedes halachischen Juden, sich ausfuehrlich ueber seine eigene Religion zu informieren und nicht im Goetzendienst angebliche Spiritualitaet zu suchen. Fuer den ein oder anderen hoert es sich vielleicht verlockend an, wenn ihm erzaehlt wird, dass er keinerlei Mitzwot mehr einhalten muss. Eine komplette Luege, denn G - tt hat uns Juden die Thora auf ewig gegeben, was wir in diesen Wochen im Sefer Devarim (Deutoronomy) viele Male lernen.
Um ihre Argumente zu untermauern, benutzen Missionare konfuse Thorauebersetzungen und ziehen Saetze der Propheten aus dem Inhalt heraus. Immer so dargestellt, dass es auch in ihr Bild hineinpasst.
Ich kann nur jedem Juden empfehlen, sich im Internet oder besonders bei den Chabad - Gemeinden in Deutschland bzw. anderen orthod. Gemeinden in der Schweiz, Oesterreich, Belgien etc. gruendlich zu informieren. Das Judentum hat sehr viel zu bieten und unsere Masoret ist keine verstaubte alte Akte.
Sonntag, Juli 29, 2007
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Einerseits möchtest du den Eindruck vermitteln, daß dir die christlichen Missionare relativ gleichgültig sind, anderseits schreibst du aber bei jeder Gelegenheit über sie. Mir sind in den Jahren nur sehr wenige christliche Missionare über den Weg gelaufen. Ich behaupte, dass die Wahrscheinlichkeit, einem Hare Krishna Jünger zu begegnen, höher ist, als einen christlichen Missionar zu treffen. Lustig ist es, neben deiner Warnung vor christlichen Missionaren deinen Lesern gleich noch die guten Missionare von Chabad zu empfehlen. Da passt es gut hinein, wenn sich die christlichen Missionare mit den Chabad-Missionaren unterhalten. Was wohl dabei herauskommt?
AntwortenLöschenB"H
AntwortenLöschenEs ist richtig, dass ich sehr viel ueber Missionare schreibe, denn gerade in Jerusalem laeuft man ihnen recht haeufig ueber den Weg. Haredische Zeitungen berichten, genauso wie ich, staendig ueber sie und es ist sehr wichtig das zu tun.
Man kann die Leute nicht genug davor warnen. Yad LeAchim, die Anti - Missionsorganisation in Israel, kann ein Lied davon singen.
Ich sehe Chabad keineswegs als Missionare an. Man sollte Chabad nicht immer zu einseitig betrachten, sondern den Inhalt ihrer Chassidut sowie ihre Historie lernen. Des weiteren sind nicht alle Chabadnikkim Meschichisten. Bei meinen Jahren, die ich bei Chabad lernte, bin ich hoechst selten irgendwelchen Meschichisten ueber den Weg gelaufen. Einfach alle Chabadnikkim ueber einen Kamm zu scheren waere aeusserst unfair. Vielleicht haben sie in Deutschland einen gewissen Ruf, in den USA dagegen sind sie sehr beliebt. Weltweit tun sie sehr viel fuer Juden und ich will hier nur die Pessach - Sedern im Fernen Osten nennen, zu denen Tausende israel. Touristen kommen, die gerade in der Gegend touren.
Da es in Israel staendig Vorkommnisse mit christl. Touristen gibt, werde ich auch weiterhin darueber berichten.
Mirjam, ich finde gut, daß du darüber berichtest. Erstens ist es dein Blog und da kommen auch Sachen rein, die dich bewegen; zweitens wird der Blog von vielen gelesen, die sich ja dafür interessieren, was so alles in Israel passiert. Eine Frage allerdings habe ich: warum hat in D Chabad einen negativen Ruf ? Wie du weißt bin ich in Kontakt mit einem Chabad-Rabbiner, und ich sehe, was Chabad so alles für das jüdische Volk tut ! José
AntwortenLöschenB"H
AntwortenLöschenHi Jose,
ich habe in der Tat bisher viele Mails bezueglich der Missionare bekommen und ALLE bewerteten es positiv, dass ich darueber berichte. Noch dazu, wo es ein so wichtiges Thema ist.
Zu Chabad selbst habe ich schon sehr viel geschrieben:
http://hamantaschen.blogspot.com/2007/01/chassidut-chabad.html
http://hamantaschen.blogspot.com/2007/01/meine-persoenliche-erfahrung-mit-chabad.html
http://hamantaschen.blogspot.com/2006/12/chabad-ja-oder-nein.html
http://hamantaschen.blogspot.com/2006/11/chassidut-ist-nicht-nur-chabad.html
Deutsche Gemeinden sehen Chabad als Konkurrenz und verbreiten daher, oft zu Unrecht, Geruechte, ohne sich naeher mit der Chassidut zu befassen.