B"H
Die Thoralesung fuer diesen Shabbat
An diesem Shabbat beginnen wir mit dem 5. Buch Moses (Deutoronomy - Sefer Devarim) und die erste Parasha davon heisst Devarim.
"Eileh HaDevarim - Dies sind die Worte" , lauten die ersten Worte des Buches. Rabbi Samson Raphael Hirsch merkt an, dass sich jene Worte auf das gesamte Sefer Devarim (Deutoronomy) beziehen.
Im Judentum wird das Sefer Devarim auch Mishna Thora genannt, da Moshe hier die Mehrheit der Mitzwot (Gesetze) wiederholte und er so die Israeliten auf das Leben in Eretz Canaan (Israel) vorbereitete.
Des weiteren wird dieser Shabbat "Shabbat Chazon" genannt, da es sich um den Shabbat vor Tisha Be' Av handelt. Am kommenden Dienstag (24.07.) begehen wir den Tisha Be' Av (den 9. des juedischen Monat Av), der Tag, an dem beide Tempel zerstoert worden sind. Das erste Mal im Jahre 586 vor der Zeitrechnung durch die Babylonier, und das zweite Mal 70 nach Beginn der Zeitrechnung durch die Roemer.
Das Wort "Chazon" bezieht sich auf die Haftarah (Lesung der Propheten nach der Thoralesung), welche in diesem Fall vom Propheten Jesaja (Yeshayahu) gelesen wird. Chazon ist das erste Wort im Buch Jesaja.
Die Verbindung der Parashat Devarim und der Lesung aus Yeshayahu liegt darin, dass zum einen Moshe die Suenden der Israeliten auflistet und 800 Jahre spaeter erinnert Yeshayahu die Juden genauso an ihre Suenden und warnt vor den Folgen.
In der letzten Parasha Mattot - Maasei, wurde uns mitgeteilt, wie wichtig es fuer Juden ist, in Israel zu leben. Wir hoerten von den Staemmen Reuven und Gad, die zu Moshe gingen und ihm sagten, dass sie lieber auf der gegenueber liegenden Seite des Jordan bleiben, weil sie dort besseres fruchtbareres Land sehen. Sie sagten, dass sie Staelle fuer ihr Vieh bauen wollten und erst spaeter folgten in ihrer Liste Familien und Kinder. Von der Prioritaetenliste dieser beiden Staemme sehen wir, dass sie nur an materielle Dinge dachten. Erst ein gutes Einkommen und dann irgendwo am Schluss die Familie.
Rabbi Mordechai Machlis verglich am vergangenen Shabbat dieses Verhalten mit der heutigen Zeit, denn auch heute gibt es nach wie vor Juden, die ihr Glueck ueberall auf der Welt, nur nicht in Israel sehen. Sie wohnen lieber ausserhalb, wo sie mehr verdienen und vielleicht einen hoeheren Lebensstil geniessen. Genau dieser Punkt sollte bei einem Juden nicht ganz oben auf der Prioritaetenliste stehen, denn wir haben genauso auch andere Aufgaben zu erfuellen. G - tt hat uns die Mitzwa gegeben, im Land Israel zu leben. Vielen Rabbinern und dem Talmud zufolge koennen wir nur dort ALLE Mitzwot erfuellen, die Gebete werden viel mehr erhoert und selbst die Luft in Israel macht weise und beeinflusst uns.
Eines sollte sich jeder vor Augen halten. Moshe haette alles darum gegeben, nach Israel gehen zu koennen, doch leider war ihm das aufgrund seines Vergehens mit dem Stock auf den Stein zu schlagen, nicht vergoennt. Und was tun dagegen viele Juden heute, wo sie doch eigentlich nur in ein Flugzeug zu steigen braeuchten, um in ein paar Stunden in Israel zu sein ? Sie ziehen es vor, im Ausland zu bleiben.
Etwas naeher zu eben jenem Thema werde ich in meinem Bericht ueber den Tisha Be' Av eingehen.
In dieser Parasha heisst es, dass Moshe auf der anderen Seite des Jordan die Gesetze erklaerte. Rashi kommentiert dazu, dass Moshe die Thoragesetze in allen 70 antiken Sprachen erklaerte, die es seit der Zeit des Turmes von Bavel gab.
Wozu ausgerechnet in all den Sprachen, fragt der Sefat Emet (Chassidut Gur). Damit auch die Juden, die zukuenftig in der Diaspora (Galut) leben werden, eine staendige Verbindung zur Thora haben. Selbst wenn sie der hebraeischen Sprache nicht maechtig sein sollten und nur die jeweilige Landessprache beherrschen, so sind sie dennoch in der Lage, die Thora zu lernen.
Die Mishna im Talmud Traktat Sotah 32a listet Gebete sowie Segen (Berachot) auf, die man in seiner individuellen Muttersprache sagen kann und solche, die nur auf Hebraeisch gesprochen werden koennen.
Die Mishna lehrt, dass das "Shema Israel", das "Birkat HaMazon", oder der "Kiddush" in jeder Sprache gebetet werden kann. Die Tosafot fuegen ebenso noch das "Hallel" und die Segen fuer das Essen und Trinken hinzu.
Wogegen unter anderem die "Chalitzah", der Segen ueber die "Bikkurim", der "Segen der Cohanim" oder der Segen des "Cohen HaGadol" (Hohepriester) nur auf Hebraeisch gebetet darf. Heisst, selbst in der Diaspora sollen die Juden immer eine Verbindung zu G - tt und Seiner Thora haben. Ein jeder Jude ist mit der Thora gemaess seines persoenlichen Levels verbunden (Rabbi Simcha Bunim von Peshis'cha).
Das gesamte 5. Buch Moses (Sefer Devarim) uebermittelte Moshe den Israeliten fuenf Wochen vor seinem Tod. Es war sein letzter Wille und sein Testament an sie. Er begann seine Ansprache im vierzigsten Jahr nach dem Auszug aus Aegypten (am 1. des juedischen Monat Shevat (ca. Februar). Moshes Todestag ist nicht in der Thora erwaehnt, doch dem Talmud Kiddushin 38a und Megillah 13b zufolge, verstarb er am 7. des juedischen Monat Adar (ca. Maerz).
Zu Tempelzeiten gab es den Brauch, dass die Juden sich alle sieben Jahre im Tempel versammelten und der Koenig das gesamte Sefer Devarim laut vorlas, um alle an die Thoragesetze und die Folgen der Nichteinhaltung zu erinnern. Auch heute haben wir noch diesen Brauch, selbst wenn derzeit noch kein Tempel vorhanden ist. Ungefaehr im naechsten oder uebernaechsten Jahr duerfte es wieder soweit sein. Dann findet das "Heichal", so heisst der Brauch, statt. Vor ein paar Jahren war ich schon einmal dabei. Abertausende versammelten sich vor der Kotel (Klagemauer) und hoerten das Sefer Devarim, vorgelesen von Oberrabbinern und anderen Rabbinern.
Die Haftarah wird, wie schon erwaehnt, aus dem Buch Jesaja (Yeshayahu) 1:1 - 27 gelesen. Yeshayahu sagte, dass die Israeliten G - tt verlassen haetten und Er sie nicht mehr interessiere. Die Juden zur Zeit Yeshayahus wollten seine Prophezeihungen nicht hoeren und setzten ihr Leben ohne Thora fort. Sie sahen, dass nichts passierte und glaubten dem Propheten nicht. 150 Jahre spaeter sollte seine Prophezeihung Wirklichkeit werden. Der Erste Tempel wurde zerstoert. Viele Jahre spaeter wurde der Zweite Tempel am gleichen Datum zerstoert.
Laut Rabbi Samson Raphael Hirsch sollen die Juden nicht darum trauern, dass die Tempel zerstoert wurden, sondern vielmehr darum, dass sie zerstoert werden mussten. Es ist nicht noetig, die Zerstoerung zu betrauern, sondern die Gruende, die dazu fuehrten.
In Jerusalem wird der Tag der Zerstoerung, der Tisha Be' Av mit bestimmten Ritualen begangen, auf die ich in wenigen Tagen naeher eingehen werde. Allerdings sollten wir eines nie vergessen: die Zukunft. Der Trauer - und Fastentag Tisha Be' Av wird sich nach der Ankunft des Meschiach in einen freudigen Feiertag verwandeln.
Die Midrash und der Rebbe der Chassidut Slonim, Rabbi Shmuel Bozorovsky, sagen, dass der Meschiach am Tisha Be' Av geboren wird. Warum gerade am Tisha Be' Av, fragt Rebbe Bozorovsky. Weil am Tisha Be' Av die Juden den Tempel am meisten vermissen und sie sich die Geulah (Kommen des Meschiach und den zukuenftigen 3. Tempel) am meisten herbeisehnen.
Enden will ich mit einer Aufmunterung des Koznitzer Maggid (Rabbi Israel Hofstein). Er sagt, dass G - tt die Israeliten selbst nach ihren Suenden in der Wueste niemals allein liess und genauso ist es bis in die heutige Zeit. Auch heute laesst G - tt die Juden niemals allein und seine Praesenz (die Shechinah) ist immer mit uns.
Shabbat Shalom
Donnerstag, Juli 19, 2007
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