B"H
Die Thoralesung fuer diesen Shabbat
Obwohl sich die Parashat Pinchas nicht gerade wenig mit anderen Themen ausser Pinchas beschaeftigt, moechte ich dennoch einmal nur auf seine Person eingehen. Die eigentliche Tat des Pinchas fand schon in der vorherigen Parashat Balak statt.
Nachdem Bilam scheiterte, die Juden zu verfluchen, besann er sich auf eine neue Waffe gegen sie. Diesmal mit etwas mehr Erfolg, wie wir gleich sehen werden. Bilam ging strategisch vor und sah, dass G - tt nichts mehr hasst als sexuelle Perversitaeten und Goetzendienst. Wenn das Fluchen halt nicht so funktioniert wie gewuenscht, dann machen wir es anders, so Bilam zu seinem Auftraggeber Balak. Er ueberzeugte Balak, die Toechter Moavs (Moabiterinnen) loszuschicken und die Israeliten zum Goetzendienst zu verfuehren.
Die Gemara im Talmud Traktat Sanhedrin 106a gibt uns Aufschluss ueber die spezielle Taktik des Bilam. So errichteten die Moabiterinnen Zelte auf den Wegen der Israeliten, in denen neue Kleidung verkauft werden sollte. Obwohl uns die Midrash lehrt, dass die Israeliten in der Wueste staendig ueber saubere Kleinung verfuegten und diese immer mit dem Wachstum der jeweiligen Person mitwuchs, waren die Israeliten dennoch ganz wild auf neue Kleidung (so der Talmud - Kommentator Maharsha). Sobald ein Israelit in besagtem Zelt verschwand, gaben ihm die Frauen ammonitischen Wein zu trinken. Laut dem Jerusalemer Talmud Sanhedrin rief jener Wein ganz besondere sexuelle Gelueste hervor. Die Israeliten konnten nicht wiederstehen und so forderten die Moabiterinnen sie auf, ihren eigenen Goetzen Baal Peor anzubeten.
Die Anbetung Baal Peors unterlag einem ganz besonderen Ritual, wie uns die Gemara in Sanhedrin 106a sowie 64a lehrt. Es war eines der scheusslichsten Rituale ueberhaupt (siehe Rashi) und soweit mir bekannt ist, wird dieses Ritual in unserer heutigen Zeit nicht mehr praktiziert. Die Statue des Baal Peor wurde bei der Anbetung mit den eigenen Faekalien beschmiert.
Viele Israeliten vergassen sich selbst und nahmen an diesem Ritual teil. Ein Israelit namens Zimri brachte sogar eine dieser Frauen mit in das israelitische Lager und forderte Moshe in aller Oeffentlichkeit heraus. Schliesslich haette Moshe selbst eine Midianiterin (Zipora) geheiratet und was er sich denn so aufregen wuerde (Talmud Sanhedrin 82b).
Laut Halacha gibt es gewaltige Unterschiede zwischen dem Verhalten Zimris und Moshes. Als Moshe die Zipora heiratete, gab es erstens noch keine Thora und somit unterlag er keinem Verbot. Zweitens konvertierte Zippora zum Judentum und diente dem Einen G - tt. Somit war Zimris Anschuldigung ziemlich laecherlich.
G - tt sandte eine Plage ins israelitische Lager, in der 24.000 Menschen ihr Leben verloren. Pinchas, der Sohn Elazar und Enkel Aharons, sah rot. Er wusste, dass jemand unverzueglich handeln musste, um das aufkommende Unglueck abzuhalten und die Israeliten vor sich selbst zu retten. Er nahm einen Speer, ging in das Zelt Zimris, der gerade Sex mit seiner Geliebten Cozbi hatte, und stach den Speer durch beide Koerper zugleich (Talmud Sanhedrin 82b).
Sofort nahm die Plage ein Ende und die Israeliten waren gerettet. Aber anstatt Pinchas dankbar zu sein, wurde er von vielen schlecht gemacht und sie laesterten ueber ihn. Er komme ja selbst aus einer zweifelhaften Familie des Yitro, der selbst einmal ein Goetzenpriester war. Was ihm einfiele, hier den Zimri umzubringen.
Bei Rashi lesen wir, dass dies der Grund ist, warum G - tt die volle Abstammung des Pinchas in der Thora erwaehnt. Pinchas, der Sohn des Elazar, der wiederum der Sohn Aharons ist. So sollte klargestellt werden, dass es sich keinesfalls um eine zweifelhafte Familie handelte.
Im kabbalistischen Buch ZOHAR lesen wir, dass Rabbi Shimon Bar Yochai der Ansicht war, dass zu dem Zeitpunkt die Israeliten verdienten zu sterben. Doch Pinchas rettete sie mit seiner heldenhaften Tat. Er war der einzige, der die Initiative ergriff und sofort handelte. Alle anderen erkannten nicht, dass es eine Mitzwa (Gebot) war, den Zimri zu toeten (Noam Elimelech).
Von G - tt wurde er dafuer zum Cohen (Tempelpriester) ernannt, ein Amt, was ihm von Geburt an nicht zustand. Es ist der einzige Fall in der Geschichte, an dem ein "Fremder" zum Cohen ernannt wird. Ansonsten lautet die von G - tt erlassene Regel, dass jemand nur aufgrund seiner gebuertigen Herkunft Cohen sein kann.
Die Chassidut sieht in Pinchas den perfekten Zaddik (Gerechten), was an dieser Stelle heisst, dass Pinchas G - ttes Willen erfuellte, sein Volk rettete und er die oberen Welten mit der unteren verband. Wir wiederum sollten uns mit einem Zaddik verbinden, um so eine Einheit (Yichud) in dieser Welt zu erreichen (Degel Machane Ephraim).
Der Mensch sollte genuegend Verstand besitzten zu wissen, was richtig und was falsch ist. Manchmal kommen in ihm Gedanken auf, bei denen ihm sein Verstand sofort sagt, dass es falsch waere dies und das zu tun (Baal Shem Tov). Genau dann sollte er seine ganze Kraft aufbringen und nicht seinen koerperlichen Geluesten bzw. dem Materialismus folgen, sondern sich auf seine Spiritualitaet besinnen und sich gleichzeitig die Frage stellen, warum er hier auf dieser Welt ist. Wer hat ihn hierher gebracht und zu welchem Zweck ?
Der Sinn unseres Dasein besteht darin, G - ttes Willen auszufuehren und demnach einen Platz in der Olam HaBah (der kommenden Seelenwelt) fuer uns zu gewinnen. Leider verlieren wir in vielen Lebenssituationen unser Ziel aus den Augen und wenden uns den aeusseren Einfluessen zu (Rashi). Genau das passierte den Israeliten in der Wueste. Sie dachten nur an ihre eigenen Gelueste, ohne wahrzunehmen, dass diese ihr eigentlicher Feind und ihr Untergang sind.
Bis Pinchas der Zaddik (Gerechte) kam und das Volk wieder mit G - tt verband. Die Chassidut nennt das die Hauptaufgabe eines Zaddik. Er ist der zentrale Punkt und er sorgt dafuer, dass G - tt und die Juden eine Einheit bilden, so Rabbi Yaakov Yitzchak Horowitz - der Seher von Lublin. Sein Konkurrent, Rabbi Yaakov Yitzchak Rabinovicz von Peshis'cha stimmte dem nicht ganz zu und gab eine andere Erklaerung ab. Der Zaddik muss ebenso an sich selbst arbeiten und seine Hauptaufgabe bestehe darin, die Menschen Spiritualitaet zu lehren und sich so auf einem hoeheren Level zu bewegen.
Das, was uns die Parasha und Pinchas lehren ist, dass wir im Leben Initiativen ergreifen muessen und nicht tatenlos zusehen. Natuerlich soll nicht jeder von uns einen Speer in die Hand nehmen und drauflos rennen, aber dennoch sollten wir uns niemals schaemen, uns fuer die Thora in einer richtigen Art und Weise einzusetzen. Selbst dann nicht, wenn wir von aussen kritisiert werden. Vielleicht sollten wir Juden das vor allem im Zeitalter des wieder aufkommenden Antisemitismus beruecksichtigen.
Shabbat Shalom
Donnerstag, Juli 05, 2007
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