Montag, Januar 28, 2008

Das zerbrochene Glas

B"H

Es kommt vor, dass man einen Film mit folgendem jüdischem Inhalt sieht: Eine Hochzeit findet statt und inmitten der Trauungszeremonie wirft der Bräutigam ein leeres Glas hinter sich, welches auf dem Boden aufschlägt und zerbricht.

So manch einer mag sich fragen, warum dies geschieht. Ist es ein Ritual, ein Ausdruck der Hochzeitsfreude oder nur so ein Brauch ?

Zur näheren Erläuterung ein Auszug aus dem Talmud Traktat Berachot 31a:

Rabbi Ashi veranstaltete eine große Hochzeitsfeier für seinen Sohn. Er beobachtete wie die Rabbiner für seine Begriffe zu exessiv feierten, und so nahm er ein weisses Glas und zerbrach es in ihrer Anwesenheit. Die Rabbiner wurden traurig.

Obwohl Kommentatoren an dieser Stelle sofort beginnen, anderweitige komplizierte halachische Details zu diskutieren, will ich mich nur auf das Zerbrechen des Glases beschränken, was es hervorruft und warum.

Die Tosafot (Nachfolger des großen Talmudkommentatoren Rashi - 12. Jahrh.) zitieren diesen Talmudauszug als Quelle für den Brauch des Zerbrechen eines Glases während einer Hochzeitszeremonie.

Der RAMA kommentiert zum Schulchan Aruch (Code of Jewish Law) - Orach Chaim - 560:2, dass dieser Brauch an die Tempelzerstörungen erinnern soll.

Auch im Moment der größten Freude in unserem Leben dürfen wir nie außer Acht lassen, dass die Welt ohne den Tempel in Jerusalem imperfekt ist. Das Zerbrechen des Glases soll uns bis zum Bau des Dritten Tempels immer an diesen Zustand erinnern.

Aber nicht nur ein Glas wird zur Erinnerung zerbrochen.
In jedem neugebauten jüdischen Haus muß es immer eine kleine Fläche an der Wand geben, welche ungestrichen oder unverputzt bleibt. In vielen Haushalten sieht man an einer bestimmten Stelle im Haus eine kleine Stelle, die den Rohbau zeigt. Auch dies soll jeden Betrachter an die Tempelzerstörungen erinnern und daran, das wir nach wie vor auf den Dritten Tempel warten.

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