Sonntag, Januar 06, 2008

Schabbes Koidesch

B"H

Schabbes Koidesch = Yiddisch: Heiliger Schabbat


Unsere zwei großen Tisch - Favoriten, die chassidischen Gruppen Toldot Aharon sowie deren Abspaltung Toldot Avraham Yitzchak, werden erst in drei Wochen ihren nächsten chassidischen Tisch geben. Die Rebben der zwei Gruppen befinden sich im Ausland.

Mein spezielles Gebiet, über eine der extremsten chassidischen Gruppen, die Toldot Aharon, zu berichten, muß daher noch etwas warten.

Hier ein kleiner Vorgeschmack:

http://hamantaschen.blogspot.com/2007/09/die-koenigin-der-nacht.html

Einerseits gibt uns die "freie" Zeit natürlich Gelegenheiten, uns auch um anderen kleiner chassidische Gruppen zu kümmern, denn wer kennt schon außerhalb der chassidischen Welt Gruppen wie die Slonim, Karlin - Stolin oder Kretchnif ?
Andererseits aber vermissen meine Freundin und ich die Toldot Aharon ungemein. Bei ihnen haben wir die nettesten Frauen kennen gelernt und schon mit tollen Leuten gesprochen. Zugegeben, es braucht unendlich viel Zeit und Geduld, solcherlei Kontakte aufzubauen. Die Mitglieder der Toldot Aharon, insbesondere die Frauen, geben sich nur mit Ihresgleichen ab und Freundschaften nach außen sind fast unmöglich. Weiterhin dauert es sehr lange, bis einiges an Vertrauen aufgebaut wird und bis zu dem Zeitpunkt, an dem man wirklich über intimere Themen redet. Ein israel. Journalist, der vor Jahren ein Buch über die Chassidim in Mea Shearim herausbrachte, benötigte volle vier Jahre, um interne Kontakte zu den dortigen Chassidim herzustellen.

Allerdings muß ich offen zugeben, dass ich soweit nicht alles veröffentlicht habe, was wir real erlebten. Erstens bin ich noch nicht zu allem gekommen und zweitens bin ich der Ansicht, dass nicht alles in die Öffentlichkeit gehört. Auch die Chassidim haben ein Anrecht auf Privatleben und es geht mir bei dem Thema nicht um schnelle Schlagzeilen.

Freitag Abend dann waren wir erneut gezwungen, einen Ersatz für unsere zwei Tisch - Favoriten aufzutreiben und nachdem bei der Chassidut Dushinsky extreme Ruhe herrschte, gingen wir erst gar nicht in deren Synagoge hinein. Stattdessen gingen wir die Yoel Street hinauf zur Chassidut Kretchnif.

Der Jerusalemer Krechtnif Rebbe ist nicht der einzige der Chassidut. Weitere Rebben hat Kretchnif in Haifa, Rehovot oder Williamsburgh (New York).

Wie ich zuvor erwähnte, sind die Kretchnif Frauen recht distanziert gegenüber auswärtigen Besuchern. Mit "auswärtig" meine ich hierbei Leute außerhalb Mea Shearims.
Mit der Zeit gibt sich dieses Verhalten jedoch. Vor allem dann, wenn man ihr Yiddisch versteht und Fragen zur Chassidut stellt. Auch die Rebbitzen taut auf und Freitag Abend bekamen wir sogar Kuchen hingestellt.

Bei anderen Gruppen ist es etwas anders. Besonders mit den Toldot Aharon kam ich sehr schnell in Kontakt. Ich möchte fast sagen, dass wenn sie einmal sehen, wer man ist, sie schnell auf einen zugehen. Dazu gehören Yiddisch bzw. Hebräischkenntnisse. Dass jemand Jude sein sollte, versteht sich von selbst. Des Weiteren werden orthodoxe Juden und diverse Kenntnisse in der Religion erwartet. Mit "Kennissen" meine ich jetzt keinesfalls, dass jemand einem Test unterzogen wird. Vielmehr haben die Chassidim ihre eigene Sprache sowie Slogans und diese Sprache sollte man beherrschen. Wer auf haredischen Yeshivot (relig. Schulen) war, hat diesbezüglich keinerlei Probleme. Nicht erwartet wird dagegen, dass man mit ihren Dogmen und Ansichten übereinstimmt.

Da in Mea Shearim derzeit kaum chassidische Tisch stattfinden, suchten auch die Mitglieder der Toldot Aharon nach Auswegen. Und so kam es, dass wir gestern eine derer Frauen mit ihren zwei kleinen Töchtern bei Kretchnif antrafen. Unten bei den Männern waren, wie üblich, auch Mitglieder von den Slonim, Satmar, Toldot Aharon oder den Shomrei Emunim anzutreffen. Der Kretchnifer Rebbe war bester Laune und dirigierte euphorisch die Chassidim. Singen ist erwünscht und der Rebbe achtet darauf, dass alle mächtig engagiert bei der Sache sind. Er ist überaus freundlich und jeder ist willkommen. Er macht keinen Unterschied zwischen einem Satmarer Chassid oder jemandem aus seiner eigenen Chassidut. Ein jeder Tischteilnehmer bekommt Essen ausgeteilt, wobei es zum Ende hin Früchte und Kuchen gibt.

Dass, was mir am besten am Kretchnifer Tisch gefällt ist, wenn der Rebbe alleine tanzt. Dies tut er gewöhnlich zweimal und es ist jedesmal toll, dies mit anzusehen. Dazwischen tanzen die Chassidim in einem großen Kreis durch den Raum und ganz zum Schluß mischt auch der Rebbe im Kreis mit.

Wer einen bewegenden enthusiastischen chassidischen Tisch sucht, der kommt bei Kretchnif richtig. Ebenfalls von Vorteil ist, dass es sich um eine kleine Chassidut handelt und der Raum nicht mit mehreren Hundert Chassidim überfüllt ist, wie bei Belz, Toldot Aharon, den Slonim oder Toldot Avraham Yitzchak. Freitag Abend, zum Beispiel, waren nur ca. 60 Chassidim anwesend.

Gegen 2.00 Uhr nachts ging der Tisch zuende und der Rebbe verabschiedete sich. Als wir draußen ankamen, stutzten die Chassidim und es kam fast zu einem Eklat. Wir wurden Zeuge einer etwas obskuren Szene und ich weiß bisher nicht so recht, wie ich das Ereignis deuten soll.

Als wir nach wenigen Metern in die Yoel Street kamen, stand dort ein weißes Auto mit blauer Aufschrift: "Schmira Ke'Halacha - Wächter laut Halacha". Der Wagen war einem Polizeiwagen ähnlich, doch sollte es sich hierbei laut der Aufschrift um etwas Religiöses handeln. Warum aber fährt eine angeblich relig. Wache am Schabbat mit einem Auto durch Mea Searim ? Die Chassidim jedenfalls stürzten auf den Wagen zu und dieser fuhr sogleich an und einige Meter außer Reichweite. Ich konnte nicht erkennen, wer am Steuer saß.
Anscheinend aber war ich nicht die Einzige, die sich keinen Reim auf das unbekannte Farhrzeug machen konnte, denn die Chassidim reagierten verärgert.

Sollte am kommenden Freitag Abend die Chassidut Dushinsky keinen Tisch veranstalten, dann werden wir wieder bei Kretchnif landen und hoffentlich einige gute Gespräche mit den Frauen führen. Denn diese scheinen so langsam aufzutauen.

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