Donnerstag, Januar 03, 2008

"Schau, woher Du kommst…"

B"H

In einem vorherigen Artikel führte ich eine Mischna (mündl. Gesetzesüberlieferung G - ttes an Moshe am Berg Sinai) aus dem Talmud Traktat Bava Metziah 58b genauer aus. Es ging darum, dass niemand nach dem Preis einer Ware fragen sollte, wenn er dies nur aus Langeweile tut und an keinem ernsthaften Kauf interessiert ist.

Dieselbe Mischna fährt fort mit einem weiteren Verbot, dessen sich so mancher auch nicht bewußt sein mag.

Die Mischna in Bava Metziah 58b:

"Niemand sollte jemandem sagen: Erinnerst Du Dich nicht, was Deine Vorfahren getan haben ?

Dieses Gesetz bezieht die Mischna im weiteren Verlauf auf Konvertiten zum Judentum.

Die Gemara (rabbinische Diskussionen) in Bava Metziah 58b erläutert die obige Mischna:

Wenn jemand von Konvertiten zum Judentum abstammt, dann darf er nicht daran erinnert werden, wer seine Vorfahren waren oder was diese getan haben. Wenn solch ein Betroffener Thora lernen will, dann darf sich nicht über ihn sowie seine Vorfahren lustig gemacht werden.

Dieses Gesetz wird bis heute sehr ernst genommen und wird in religiösen Kreisen genauso auf geborene Juden, welche erst im späteren Verlauf ihres Lebens religiös geworden sind, angewandt.

Niemand sollte sich über ernsthafte Konvertiten, die laut der Halacha zum Judentum konvertiert sind lustig machen oder sie verspotten. Halachisch ist es verboten, solche Leute an ihr Vorleben bzw. ihre nichtjüdischen Vorfahren zu erinnern. Immer sollte man davon Abstand nehmen zu sagen: "Ah, Du bist ja eh nur konvertiert".

Bezüglich der Konvertiten ist diese reale Anwendung der Halacha leider heutzutage immer weniger der Fall. Entweder ist den Mitmenschen diese Halacha gänzlich unbekannt oder es interessiert sie einfach nicht. In Israel ist es in relig. Kreise leider oft so, Konvertiten oder die sogenannten Baalei Teshuva (geborene Juden, die später religiös wurden) als minderwertig zu betrachten. Dies geschieht vielseits bei Schidduchim (der Ehepartnersuche) oder bei der Suche nach relig. Schulen bzw. Yeshivot. Auch kommt es nicht selten vor, dass die Nachbarn lästern.

Manchmal bilden die Nationalrelig. nicht gerade die Regel und alle schieben dieses halachawidrige Verhalten immer nur den Haredim (Ultra - Orthod.) in die Schuhe. Dennoch, auch die Nationalreligiösen haben ihre Einschränkungen, wen sie akzeptieren wollen. Das Gleiche betrifft geborene Juden, die erst später im Leben religiös geworden sind. Auch sie haben mit entsprechenden Vorurteilen zu kämpfen.

Nicht jeder in relig. Kreisen missachtet diese Halacha und nicht alle hetzen nun gegen Konvertiten oder Baalei Teshuva. Anzumerken aber bleibt, dass es eben doch viele tun, wenn manchmal auch nur mit verbalen Hinweisen. Was zu früherer Zeit als eine große Tat angesehen wurde (alles aufzugeben und sein Leben neu und relig. zu gestalten), wird jetzt oft mit Mißtrauen begegnet. Anscheinend auch, weil viele geborene Religiöse negative Erfahrungen mit Konvertiten oder Baalei Teshuva machten. Die Presse tut da oftmals ihr Übriges, wenn sie ausgerechnet die "falschen" Konvertiten in die Schlagzeilen hievt und nicht jene, die sich sehr wohl ein jüdisch relig. Leben aufbauen wollen. Ebenso mit den Baalei Teshuva, von denen vielfach behauptet wird, sie seien vorher kriminell (Drogen etc.) gewesen.

Im Talmud ist diese Halacha nur kurz erwähnt, dennoch halte ich sie für bedeutsam. Unter anderem auch, weil immer wieder diverse Bemerkungen kommen, ohne das es derjenige vielleicht beabsichtigte.

Ein Yeshivalehrer von mir war ein Baal Teshuva und zuvor hatte er ein recht wildes sekuläres Leben geführt. Eine Mitschülerin machte diesbezüglich einmal eine spitze Bemerkung auf die er recht harsch reagierte. Man solle niemandem, der jetzt eindeutig relig. lebe vorwerfen, welche Fehler er in den vorherigen Jahren begangen habe. Wer sei denn derjenige, der soetwas sagt. Weiß er vielleicht besser als G - tt, was in dem Menschen heute vorgehe ?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen