Sonntag, Januar 27, 2008

Zum Internationalen Holocaust - Gedenktag

B"H

Als ich den vergangenen Schabbat im ultra - orthodoxen Mea Shearim verbrachte, erwähnte ich den heutigen Internationalen Holocaust - Gedenktag und stieß damit auf Desinteresse. Religiöse Juden gedenken den Opfern der Shoah üblicherweise am 10. des jüdischen Monat Tevet (Dez. / Jan.). An diesem Tag gedenken wir all jenen Verschollenen, deren genaue Grabstätte wir nicht kennen und fasten ca. 12 Stunden lang. Nicht, dass der 10. Tevet nur diesem einen Gedenken gilt, doch wurde das Thema "Holocaust" mit eingefügt.

Meinem besonderen Interesse gilt bei solchen Gedenktagen fast immer den religiösen Juden, darunter den Chassidim. In meinen Augen wird ausgerechnet diese Bevölkerungsgruppe anderweitig viel zu wenig erwähnt und manchmal sogar übergangen. Dabei waren es Hunderttausende von Chassidim und litvishen Haredim, die der Shoah zum Opfer fielen. Ganze Gemeinden und fast ganze chassidische Gruppen wurden von den Deutschen und ihren willigen Helfern ausgelöscht und was man nicht gerne hört ist, dass relig. Juden bis heute einen immensen Vorbehalt gegenüber Deutschland haben.

Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Holocaust taten sich im Verlauf der Zeit mehrere verschiedene Verhaltensmerkmale in der deutschen Bevölkerung auf. Bis zum Eichmann bzw. Auschwitz - Prozeß in den 60iger Jahren herrschte jedoch erst einmal das große Schweigen im Walde. Deutschland wollte wieder wer sein und befand sich mitten im Wirtschaftsaufschwung. Die Fußballweltmeisterschaft hatte man auch schon gewonnen und die "Helden von Bern" sind allen lieber als Holocaustopfer.

Mit dem Eichmann - Prozeß wurde Deutschland dann doch wieder an seine Vergangenheit erinnert. Später folgte noch der Auschwitz - Prozeß in Frankfurt. Ganz zu schweigen vom Jahre 1979, in dem der Film "Holocaust" zum ersten Male im deutschen TV ausgestrahlt wurde. Seither ranken sich erst richtig diverse Verhaltensmuster, die einem Nichtdeutschen geradezu skuril erscheinen.

Da ist der sich so schuldig Fühlende, der meint, alles gutmachen zu müssen. Er versucht in die Synagogen zu gehen und brave Mine zu machen. Mitgefühl muß schon gezeigt werden.

Da sind die ewigen Antisemiten, die eh nichts dazu lernen.

Oder die neue Linke, die meint, ihre Schuld dadurch loszuwerden, indem sie Israel beschuldigt, Palästinenser zu mißhandeln.

Aber es gibt auch jene, die sich ernsthaft mit dem Thema auseinandersetzen und gegen jegliche Form von Antisemitismus vorgehen. Das Positive bei ihnen ist, dass sie nicht mit einem Jammergesicht vor der Synagoge stehen und aufdringlich ihr Mitgefühl verkünden wollen.

Ein etwas neues Phänomen scheint zu sein, sich als Jude auszugeben. Vielleicht wollen einige ausprobieren, wie die Mitmenschen da wohl reagieren, wenn sie glauben, einen richtigen Juden vor sich zu haben. Ein wenig Chic oder IN mag auch eine Rolle spielen. Hauptsache weg vom eigenen Gewissen und der Schuld.

Eine weitere besonders wichtig zu erwähnende Gruppe sind die fundamentalistischen Christen, die meinen, Juden missionieren zu müssen. Teile der israel. Presse und ich sehen dies als den "Zweiten Holocaust". Dummdreist kommen sie daher und meinen Argumente anbringen zu können, um ja nur zu missionieren. Gegendarstellungen und Überzeugungsarbeit aus jüdischer Sicht wird ignoriert, missverstanden oder missinterpretiert. Die Nazis brachten die Menschen um, doch was die Missionare tun, ist den Juden auch noch versuchen die Seele abzujagen. Der Talmud Avodah Zarah (Götzendienst) beschreibt sehr genau, welche Auswirkungen das für jene falschen Seelenjäger beinhaltet.

Laut der israel. Presse ist der Antisemitismus weltweit im Aufwind. Der israel. Kampf gegen den paläst. Terror wird weitgehend für ein antisemitisches Verhalten ausgebeutet. Man schiebt den Terror vor, um seiner antijüdischen Meinung freien Lauf lassen zu können. Man wolle ja schließlich nur Israel kritisieren. Allerdings erfolgt dies mit einem süffisanten nicht zu überhörenden Unterton.

Jedes Land ist für die Bekämpfung des Antisemitismus allein verantwortlich und als herausragendes Beispiel deutscher Zivilcourage dient sicher ein Hotelmanager aus Ostdeutschland, der einen Nazigipfel in seinem Hotel untersagte.

Es gibt sie also doch noch die Zivilcourage und solche Leute sind mir lieber als Philosemiten und Missionare.

http://hamantaschen.blogspot.com/2008/01/der-klausenberger-rebbe.html

http://chassidicstories.blogspot.com/2008/01/der-sinneswandel-des-rabbi-yissachar.html

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