B"H
Jerusalem zittert vor Kälte. Minusgrade und jeder, der kann, sucht sich ein warmes Plätzchen. Sogar Handschuhe sind keine Seltenheit mehr.
Als ich mich abends auf den Weg nach Maalot Dafna, zum Haus von Rabbi Mordechai Machlis, machte, traf ich kurz darauf schon auf den ersten Chassid. Ein Vishnitzer Chassid, den ich von der Uni her kenne, und der relig. Bücher schreibt. In Mea Shearim trennten sich unsere Wege, dennoch hatten wir vorher viel Zeit zum Reden. Er zählte mir sämtliche Vishnitzer Rebben auf. Natürlich kamen auch die internen Probleme der chassidischen Gruppe Vishnitz zur Sprache. Zwei Söhne des derzeitigen kranken Rebben in Bnei Brak streiten sich um dessen Nachfolge und Vishnitz spaltet sich daher immer mehr in zwei Lager auf.
Nach den Machlises wagten wir es erneut und waren erfolgreich. Immer, wenn meine Freundin und ich zum chassidischen Tisch des Rebben der Chassidut Dushinksy gehen, kommt etwas dazwischen. Entweder haben Frauen keinen Einlass oder es findet kein Tisch statt. Gestern dann war alles anders und wir fanden einen hervorragenden Platz mit toller Aussicht auf die Chassidim und den Rebben, Rabbi Yosef Zvi Dushinsky.
Der derzeitige Dushinsky Rebbe: Rabbi Zvi Dushinsky mit Gebetbuch
Der Tisch bei Dushinsky ist mit zwei Stunden relativ kurz, doch muss ich sagen, dass dort die Lieder am besten anzuhören sind. Obwohl die Chassidut Belz die besten chassidischen Melodien hat, wird bei Dushinsky geradezu chormässig gesungen. Sogar im Kanon. Ein führender Rabbiner sowie der Rebbe selbst gaben recht lange ausführliche Derashot (relig. Reden) zum Schabbat. Meistens allerdings wird dort gesungen.
Zum Schluss tanzt der Rebbe zusammen mit einigen Chassidim dreimal im Kreis um den grossen Tisch herum und danach stellt er sich auf, um jeden einzelnen Chassid mit "Gid Schabbes" zu verabschieden. Rebbe Yosef Zvi Dushinsky ist ein eher ernster Charakter, doch weiss er, was er sagt. Die Chassidut Dushinsky ist außerhalb chassidischer Zirkel weniger bekannt. Erstens ist es eine kleine Gruppe und wurde erst vor ca. 70 jahren gegründet. Und zweitens bewegt sich Dushinsky fast nur innerhalb der anti - zionistischen Dachgruppe Mea Shearims, in der Edah HaCharedit. Obwohl Dushinsky relativ klein ist, hat die Gruppe einen enormen Einfluss in der Edah. Der Gründer der Gruppe, auch ein Rebbe namens Yosef Zvi Dushinsky (der Maharitz) fuhr im Jahre 1948 nach New York und versuchte die UNO zu überzeugen, keinen Staat Israel zuzulassen. Bis heute ist Dushinsky absolut anti - zionistisch.
Mehr zum Antizionismus hier:
http://hamantaschen.blogspot.com/2007/11/der-talmudisch-begrndete-antizionismus.html
Nach Dushinsky zogen wir durch die Yoel Street nach Mea Shearim. Obwohl es schon spät war, beschlossen wir, wenigstens noch bei der Chassidut Kretchnif Jerusalem vorbei zuschauen. Bei Kretchnif ist mehr Stimmung als bei Dushinsky und viele Chassidim, die wir vorher bei Dushinsky gesichtet hatten, standen nun am Tisch des Kretchnifer Rebben. Einschließlich des Sohnes des Kretchnifer Rebben.
Neben dem Rebben der Toldot Aharon Yitzchak ist der Kretchnifer Rebbe der beste Entertainer. Sein Tisch ist euphorisch und wer nicht mitmacht, wird vom Rebben persönlich angefeuert. Leider verpassten wir gestern den alleinigen Tanze des Rebben, doch waren wir gegenwärtig als er zusammen mit seinen Chassidim im Kreis tanzte. Dies ist die beste Show, denn vorher tanzen alle eintönig und sobald der Rebbe mit einstimmt, geht die Post ab. Dann kommt Stimmung und Bewegung in den Kreis.
Viele Frauen waren nicht oben auf der Empore. Nur die Rebbitzen und einige weibl. Familienangehörigen. Die Rebbitzen kam gegen Ende auf mich zu und wir unterhielten uns. Eines ist sicher; wenn ich Details ueber Kretchnif brauche und einen Ansprechpartner suche, steht sie zur Verfügung. Das hatten wir bisher noch nicht, dass sich eine Rebbitzen persönlich bereit erklärte. Sie ist eine etwas ältere Dame mit einem sehr guten Sinn für Humor.
Nach Kretchnif fuehrte unser Weg durch den Markt von Mea Shearim. Mittlerweile war es 2.00 Uhr frueh und viele Leute waren nicht mehr unterwegs. Leider fanden wir die Synagoge der Neturei Karta nicht und sind gezwungen eingehend zu fragen. Dafür fanden wir einige andere interessante Synagogen im Markt. Dann kam auch noch ein Krankenwagen mit Blaulicht langsam um die Ecke gebogen und sofort rannten zwei Chassidim der Avraham Yitzchak aus der Synagoge auf die Strasse hinaus. Normalerweise werden Autos am Schabbat gesteinigt, doch bei Ambulanzen geschieht nichts und die Chassidim zogen sich zurueck.
Der Markt von Mea Shearim ist eine Hochburg der Neturei Karta und die Grafittis zu lesen, ist immer recht lustig. "Zionisten Raus" und "Free Palestine" war zu lesen.
Alles in allem eine gelungene Tischnacht.
Samstag, Januar 12, 2008
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