B"H
Sollen Rabbiner Stellung beziehen ?
Diese Frage kam vor ca. zwei Monaten auf der Titelseite der "Jüdischen Allgemeinen" auf. Die Antwort fiel etwas holprig aus, denn sie lautete, dass ein in Deutschland tätiger Rabbiner in Talk - Shows durchaus zur Politik Stellung nehmen sollte. Auch solle sich ein Rabbiner über heutige aktuelle Themen wie Sterbehilfe, Mindestlohn oder Aids äußern. An Einladungen der TV - Sender fehle es nicht, doch sagen die Rabbiner immer wieder ab. Dies sei unverständlich.
Aus israelischer Sicht habe ich mir einmal meine Gedanken gemacht. Deutsche Fernsehanstalten verpassen einmal wieder mehr den Punkt. Nicht jeder Rabbiner sollte oder kann sich zu einem dieser oder anderer spezieller Themen äußern.
Nehmen wir einmal als Beispiel das Thema "Sterbehilfe im Judentum". Dieses Thema ist so weit gegliedert, dass mehrere Halacha - Experten sich dazu äußern müssen. Mir ist noch nicht einmal ein genaues Urteil eines der angesehen Rabbiner - Experten zu dem Thema bekannt. Weder habe ich etwas von Rabbi Eliyashiv aus Bnei Brak gehört, noch aus anderer anerkannter Quelle.
Grundsätzlich gilt, dass wenn sich ein Rabbiner zu einem jüdischen halachischen Thema bekennen soll, dieser ein Experte auf seinem Gebiet sein muß. Oder einfach einmal grob erklärt: Nicht jeder Hansel, der ein Rabbinerzertifikat in der Hand hält, sollte oder muß sich äußern. Und in Deutschland ist außer vielleicht Rabbiner Klein aus Frankfurt niemand zu höheren Meinungen in der Lage. Oder wieder anders gesagt: Was ein deutscher Rabbiner sagt, kehrt in Israel oder den USA niemanden. In Deutschland wird keine Halacha entschieden.
Zum Mindestlohn kann jeder seinen Beitrag abgeben. Bei Aids wird es wieder komplizierter, denn ausgerechnet im Judentum gibt es hier sehr vielfältig ausfallende Meinungen. Was soll ein Rabbiner auch groß halachisch zum Thema Aids erklären ?
Ein weiterer Knackpunkt ist, dass sich kein einziger orthod. Rabbiner in ein TV - Studio setzen kann und in 45 Minuten halachische Standpunkte einem Millionen Publikum erklärt, welches die Grundzüge der Halacha gar nicht kennt. Schon der Ansatz würde Stunden dauern und zusätzlich läuft man Gefahr, mißverstanden zu werden und dann geht das Theater erst richtig los.
Theorien und Standpunkte sollten in Vorträgen zum besten gebracht werden, wo dem Publikum gleichzeitig die Möglichkeit gegeben wird, bei Unklarheiten nachzufragen. Und wenn die TV - Stationen so sehr einen Rabbiner engagieren wollen, dann sollten sie sich um einen Experten bemühen und einmal in Antwerpen nachfragen.
Medizinische Halacha im Judentum
http://www.shemayisrael.co.il/shure/refuah/refuah_eng_homepage.htm
http://www.aish.com/societyWork/sciencenature/The_Terri_Schiavo_Case_Related_Ethical_Dilemmas.asp
http://www.jewishvirtuallibrary.org/jsource/Judaism/Auerbach.pdf
Montag, Januar 28, 2008
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