B"H
Es passiert nicht häufig, dass ich über ein Thema schreibe, ohne die genaue Quelle anzugeben. Dieses Mal geschieht es nun doch, denn ich kann mich an die genauen Quellenangaben nicht mehr erinnern. Es müssen entweder der Talmud Kiddushin oder Bava Metziah sein. Sobald ich die Quelle finde, reiche ich sie nach.
Bei einem Talmud - Shiur von Rabbi Mordechai Machlis hörte ich einmal, dass ein Rabbiner, der einen Vortrag zu einem relig. Thema hält, verpflichtet ist, die Wahrheit zu sagen. Wird aus dem Publikum eine Frage gestellt und der Rabbiner weiß die Antwort nicht, dann soll er dies zugeben.
Sehr oft erlebe ich es, dass Fragen aus der Zuhörerschaft kommen und der Rabbi die Antwort nicht weiß. Im Judentum bedeutet dies keineswegs ein Versagen seitens des Rabbiners, sondern intelligente Fragen sind durchaus erwünscht. Je verzwickter die Frage und der Rabbiner weiß keine Antwort, desto besser. In Yeshivot (relig. Schulen) ist man stolz auf jene Schüler, welche Fragen und der Rabbi weiß die Antwort nicht.
In solchen Fällen gibt der Rabbiner die Antwort beim nächsten Mal und versucht in der Zwischenzeit eine passende Erklärung zu finden. Es ist ganz natürlich, dass er hierbei Kollegen bzw. bekannte Rabbis konsultiert oder sich halt in der Halacha oder dem Talmud umschaut.
Um gute Fragen zu stellen, muß man nicht über hohe geistige relig. Qualitäten verfügen. Oft kommt bei einer historischen Aussage eine halachische Frage, wie denn dies oder das zu der Zeit gehandhabt werden konnte. Oder auf eine halachische Frage kommt eine Frage zur jüdischen Geschichte. Es gibt Tausende verschiedene Beispiele
Leider ist es bei der Mehrheit der Rabbiner so, dass wenn sie in solch eine Situation geraten, sie Umschweife oder Ausreden finden. Sie reden um den heißen Brei herum, anstatt zuzugeben: "Ich weiß es nicht, aber ich werde die Antwort herausfinden".
Angemerkt sei, dass ich mich hier nur auf Vorträge orthodoxer Rabbiner vor einem jüdischen Publikum beziehe. In Deutschland scheint es leider oft der Fall zu sein, dass sogenannte orthod. Rabbiner sich vor ein nichtjüdisches Publikum stellen und jenem unbedingt imponieren wollen. Derlei Verhalten ist uns in Israel unbekannt und ich denke, dass dies in den USA genauso wenig stattfindet.
Kurz gesagt, ich beziehe mich auf Fragen von Juden an Juden.
Laut Rabbi Machlis ist ihm in seiner beruflichen Laufbahn nur einmal passiert, dass ein Rabbiner vor seinem Publikum offen zugab, die Antwort nicht zu wissen. Und dies geschah gleich zu Beginn seines Vortrages. Der Rabbi kam herein, begann mit seinem Thema und sogleich kam eine Anmerkung aus dem Publikum. Ob der Rabbi denn dieses und jenes zum Thema bedacht habe. Der Rabbiner dachte einen Moment nach und sagte, dass der Vortrag beendet sei. Er habe wirklich nicht bedacht, was der Zuhörer angedeutet hatte und wolle sich zu dem Thema noch mehr informieren.
Ich war auch schon in der Situation, dass ich eine Frage stellte und der Rabbiner jemanden anderen erst konsultieren mußte, der sich mit dem jeweiligen Thema besser auskennt. Das kann jedem passieren und ist keine Schande.
Allerdings sehen sich viele Rabbis in ihrer Eitelkeit gekränkt und wollen nur ungern oder gar nicht zugeben, dass sie sich auf diesem oder jenem Gebiet der Halacha nicht so auskennen. In Deutschland sehe ich vielmals, dass lokale Rabbiner komplizierte Themen wie "Organspende" anschneiden, ohne unbedingt der große Spezialist vom Fach zu sein. Aber besonders in dem Land gilt halt die Einstellung, dass die Zuhörer ja eh nichts wissen und keine provokanten Fragen stellen. In Israel würden sich derlei Rabbiner nach ein oder zwei Vorträgen keines Publikums mehr erfreuen.
Keiner der Zuhörer wird beleidigt dasitzen, wenn der Rabbiner einen Fehler zugibt oder halt einfach sagt, dass er die richtige Antwort erst ermitteln muß. Im Gegenteil, dies läßt sein Ansehen steigen und jeder sieht, dass sich der Rabbi tatsächlich zum Thema engagiert. Zusätzlich besteht für ihn eine halachische Pflicht, die Wahrheit zu sagen und nicht irgendwelche Ausflüchte zu finden, die sich hinterher als falsch erweisen. Manchmal passiert es sogar, dass Rabbis ins Publikum fragen, ob der Herr oder die Frau Sowieso anwesend ist, denn man habe ihnen leider vor kurzem einen falschen Rat gegeben und nun solle alles richtig gestellt werden.
Mittwoch, Januar 23, 2008
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen