B"H
Die bekannte amerik. - israel. Schriftstellerin Naomi Ragen macht sich in der haredischen (ultra - orthod.) Welt unbeliebt und die Forenkommentare fallen dementsprechend aus.
Naomi Ragen wurde international bekannt durch ihre Bücher, in denen sie das chassidische Leben beschreibt. Insbesondere die manchmal negative Rolle der Frau. Seit geraumer Zeit jedoch scheinen Naomi Ragen die chassidischen Themen auszugehen und sie berichtet weitgehend über andere Themen. Die Beschreibung der Rolle der Frau aber spielt auch weiterhin eine große Rolle in ihren Werken. So setzt sie sich nebenbei für benachteiligte relig. Frauen ein und rief mit einem Theaterstück großen Widerstand des ultra - orthod. Stadtteiles Mea Shearim hervor.
In einem Theaterstück verarbeitete sie eine wahre Lebensgeschichte einer Frau aus Mea Shearim. Diese hatte die Scheidung von ihrem Mann eingereicht und wurde von jenem samt chassidischen Rabbiner aus dem Stadtteil befördert. Des Weiteren ist es der Frau seit vielen Jahren untersagt, die bei dem Ehemann verbliebenen Kinder zu besuchen.
Das Theaterstück basiert auf dieser realen Geschichte, ist jedoch von etwas anderem Inhalt.
Auch das israel. TV sprang auf die Story an und lud die Schriftstellerin, die betroffene Frau sowie eine Nachbarin aus Mea Shearim ins Studio ein. Fast überflüssig zu sagen, dass das TV - Interview in einer Farce endete. Naomi Ragen und die betroffene Frau auf der einen und die Nachbarin auf der anderen Seite. Die Betroffene war nur verdeckt zu sehen, denn sie wollte ihre Anonymität wahren. Die Nachbarin vertrat die Seite des geschiedenen Ehemannes der Betroffenen und beschimpfte diese ausgiebig, ihre Kinder vernachlässigt zu haben.
Naomi Ragen
Obwohl Naomi Ragen nicht selten die haredische Welt kritisiert, sieht sie sich doch als Teil von ihr. Sie sei eine von ihnen, nur halt moderner. Allerdings kommt nun ihre ganze Identität ins Wanken, denn sie beging einen unverzeihlichen Fehler.
Zusammen mit Frauen aus einem Reform - Movement wendete sie sich an den Obersten Gerichtshof, um zu verhindern, dass immer mehr öffentliche Busse (in Jerusalem und Beit Shemesh) zu "koscheren Bussen" umfunktioniert werden. Den Forderungen haredischer Rabbiner dürfe nicht nachgegeben werden und im Bus könne jeder sitzen, wo er will. Es darf keine Sitztrennung nach Geschlechtern stattfinden:
Männer vorn und Frauen hinten.
Dies sei eine totale Diskriminierung der Frau. Außerdem kann man wohl kaum von der sekulären Bevölkerung erwarten, dass sie auf alle Forderungen der Haredim widerstandslos eingehe.
Die Haredim haben nun einen guten Grund gefunden, zurückzuschlagen. Wenn sich eine selbsternannte Haredit mit einem Bündnis der Reformbewegung zusammentue und gemeinsam mit ihnen offiziell gegen die Haredim protestiere, dann sei ja Naomi Ragens Identität mehr als fragwürdig. Sollte sie eine wahre Haredit sein, dann hätte sie keinerlei Probleme, die Entscheidung der Rabbiner anzuerkennen. Schon allein aus dem Verstehen heraus.
Dabei wird anscheinend von Naomi Ragen selbst übersehen, dass sie und die Reformer aus unterschiedlichen Zielen heraus gegen die Haredim protestieren. Den Reformern sind die Haredim eh ein Dorn im Auge, egal, was die Haredim auch tun. Selbst wenn sie nichts tun, paßt es den Reformern nicht.
Naomi Ragen dagegen kämpft unbeflissen für die Rechte der relig. Frau. Dagegen ist nichts einzuwenden und es ist notwendig, Mißstände zur Sprache zu bringen. Dennoch sollte sich Naomi Ragen nicht vor den Reform - Karren spannen lassen, denn das ruiniert ihren Ruf.
Die Schriftstellerin wohnt in einem nationalreligiösen Teil des Jerusalemer Stadtteiles Ramot. Eigentlich zu weit entfernt, um am Schabbat in die relig. haredischen Stadtteile zu laufen. Dennoch empfehle ich ihr dringend, mehr an der haredischen Gesellschaft teilzuhaben, denn sie schottet sich immer nur ab und kennt die Realität nicht mehr. Wer Fakten aus dieser Welt von sich geben will, der muß unaufhörlich mit ihr in Kontakt bleiben.
Dienstag, Januar 15, 2008
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Also ich hatte aus ihren Büchern geschlossen, dass sie nationalreligiös ist.
AntwortenLöschenVielleicht ist es nicht immer nett, wie sie die charedim zeichnet, aber die Probleme, die sie beschreibt sind real und nicht einfach erfunden.
Was die Busse betrifft:ich war ehrlich schockiert, als ich zum ersten mal gelesen habe, dass man die getrennnten Busse als "Mehadrin-Busse bezeichnet.
Apartheit-busse fände ich treffender.
Das Problem, wenn man trennt, ist u.a. dass man die bestehenden Ressourcen (Platz im Bus) weniger effizient nutzt, und das GEschlecht, das übervertreten ist, wird automatisch benachteiligt.
B"H
AntwortenLöschenGanz recht, sie ist nationalreligioes.
Ihre ersten Buecher waren ganz okay und hatten recht nette realistische Ansatzpunkte, doch dann rutschte sie ab. Wahrscheinlich auch, weil sie sich nicht in Mea Shearim bewegt, sondern ihre Schluesse zu sehr von aussen zieht.
Weiss nicht so genau, ich habe nicht viel von ihr gelesen. Das über die Marranen-Nachkommin fand ich etwas doof...
AntwortenLöschenAber ich würde jeden "BT to be" oder "Ger to be" die Lektüre von ihren Büchern, die im Charedischen Milieu spielen empfehlen.
Natürlich ist es etwas plakativ, aber recht spannend zu lesen und ein gutes Gegengewicht gegen die noch plakativere Majsselech-Propaganda.
Insbesondere finde ich wichtig, dass die Leute etwas "realistisch" (wenn auch plakativ) darüber aufgeklärt werden, wie das mit den Shidduchim so plus minus funktionniert.
B"H
AntwortenLöschenEine gute Lektuere fuer Neueinsteiger stellt es sicherlich dar. Nur ist die Frage, inwieweit gerade diese Leute den Inhalt des Buches annehmen. Meistens sind sie so voll drin, dass sie zu beginn auf die Missstaende nicht schauen.
Schidduchim ?
Normalerweise ist es bei vielen Gruppen (ausser Chabad und Breslov) so, dass mindestens ein Jahr auf Probe in der jeweiligen Gruppe gelebt werden muss. So ganz einfach wird man nun auch nicht Mitglied und waehrend dieser "Probezeit" bekommt man schon mit, was Schidduchmaessig abgeht.