Montag, Januar 07, 2008

Spitznamen im Judentum

B"H

Nachdem ich schon zwei andere Themen aus dem Talmud Bava Metziah ausführte, will ich heute mit einem neuen Thema fortfahren.
In Bava Metziah 58b kommen Themen zum Ausdruck, deren viele von uns keine besondere Bedeutung beimessen, die aber dennoch wichtig sind. Insbesondere weil es um die Mitmenschen geht.

In der Gemara des Bava Metziah wird diskutiert, dass niemand seinen Mitmenschen öffentlich beschämen soll.

Eines der Zehn Gebote lautet: "Du sollst nicht töten".
Wenn wir dies hören, dann denken wir automatisch an Mord und Totschlag, aber "Du sollst nicht töten" bezieht sich genauso darauf, jemanden öffentlich zu töten. Sprich, ihn zu beschämen und dem öffentlichen Gespött preiszugeben. Metaphorisch wird der Betroffene genauso getötet, wie jemand, der real stirbt.

Ich möchte nicht auf alle Themen diesbezüglich auf einmal eingehen, sondern nach und nach, da vieles eingehender Erklärung bedarf.

Deswegen bringe ich soweit nur einen Punkt zur Sprache, der garantiert keinem auf den ersten Blick ins Auge fällt, wenn er irgendwo davon hört.

Unter anderem lehrt die Gemara niemandem bei einem Spitznamen zu nennen, da dadurch eine Person vor anderen beschämt wird.

Die Gemara fragt aber auch, was denn in dem Falle geschehe, wenn der Betroffene an einen speziellen Spitznamen gewohnt ist.
In der Situation beschäme man ihn doch gar nicht.

Doch die Talmudkommentatoren Rashi und der Maharsha sagen das Gegenteil. Auch nach einer Gewohnheit ist eine Person nach wie vor beschämt, wenn sie bei einem Spitznamen gerufen wird.

Viele Male meinen wir, dass eine Person alles andere als beschämt ist. Jemand macht eine dumme negative Bemerkung im Bekanntenkreis und stellt bewußt oder unbewußt jemand anderen bloß. Alle lachen und selbst der Betroffene mag in das Gelächter mit einstimmen. Sei ja eh nur ein Witz und nichts dabei.

Aber wissen wir mit Gewißheit zu sagen, was in dem Moment in der Person vorgeht, wenn jemand einen dummen Witz über ihn macht. Zwar mögen wir von demjenigen hören, dass es ihm nichts ausmache und das sei schon okay. Insgeheim aber wäre in solch einer Situation jeder verletzt. Zugeben will man es dennoch nur ungern und hofft lieber darauf, dass es alle schnell vergessen.

In der sechsten Klasse hatte ich einmal einen Lehrer, der für seine sarkastischen Bemerkungen recht bekannt an der Schule war. Einen Schüler hatte er besonders auf dem Kieker, denn derjenige war still und widersprach nie. Einmal nannte ihn der Lehrer wieder einmal bei einem Namen und fragte den Schüler, ob ihm das eigentlich etwas ausmache. Der Schüler sagte "Ja" und von dem Moment an suchte sich der Lehrer ein neues Opfer.

Grundsätzlich sollte jeder nur bei seinem Namen genannt werden, wobei bei einem Vortrag die Frage aufkam, ob denn ein Kosename auch unter die in der Gemara diskutierten Kategorie falle.
Beispiel: Yossi für Yosef oder Avi für Avraham.

Der Rabbi antwortete, dass diese Art der Kosenamen durchaus erlaubt sei, denn es gehe in Talmud Bava Metizah darum, Leute nicht in der Öffentlichkeit zu bloßzustellen.

Vorherige Themen aus Bava Metziah 58b:

http://hamantaschen.blogspot.com/2008/01/wieviel-kostet-das.html

http://hamantaschen.blogspot.com/2008/01/schau-woher-du-kommst.html

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