B"H
Die Thoralesung für diesen Shabbat
In der vorherigen Parashat Yitro erhielten die Juden von G - tt die Zehn Gebote und in der dieswöchigen Parasha folgen weitere neue Zivilgesetze. Der Ramban kommentiert, dass diese neuen Gesetze ein Zusatz zu den Zehn Geboten sind.
Im Judentum gibt es keine Trennung von religiösen, privaten und geschäftlichen Angelegenheiten. Thora und Halacha regeln sogar wie ich mich im Beruf bzw. auf Geschäftsebene zu verhalten habe. Beispiel: Ich bin kein religiöser Mensch, wenn ich als Kaufmann meine Kundschaft betrüge.
Parashat Mishpatim beginnt mit dem Gesetz für Sklaven. Ein Sklave arbeitet sechs Jahre und wird im siebten Jahr freigelassen.
Nun können wir die Thora etwas oberflächlicher lernen, wo die Erklärung dazu lautet, dass G - tt in sechs Tagen die Welt erschuf und am siebten Tag ruhte. Gehen wir dagegen tiefer in die Materie, so erzählen und die Kabbalah (Zohar) und die Chassidut (Beer Moshe und Degel Machane Ephraim) von Reinkarnationen. Laut dem Buch Zohar stehen diese sechs Jahre für sechs Reinkarnationen, welche die Seele durchmacht, um zu ihrer ursprünglichen Perfektion zurückzukehren. Heisst, zu der Zeit als sie von G - tt erschaffen wurde.
Sobald ein Jude sündigt, beschädigt er seine Seele und diese kommt nach dem Tod vor G - ttes Gericht. Eine der Strafen kann sein, dass die Seele als Reinkarnation wieder zurück in unsere Welt kommt. Der Mensch muss sein gesamtes Leben daran arbeiten, seine Seele zu perfektionieren (Beer Moshe).
Dies sind etwas tiefgehendere Erklärungen der sechs Jahre Sklavenarbeit und der Freilassung im siebten Jahr.
Ein weltweit viel zitierter Satz aus Parashat Mishpatim ist: "Auge um Auge, Zahn um Zahn." In der Presse lesen wir den Satz häufig in Verbindung mit der israelischen Armee und den Palästinensern. Wer "Auge um Auge, Zahn um Zahn" als Rache interpretiert, der irrt gewaltig.
Vielmehr geht es um Schadenersatz. Wird jemandem ein Schaden zugefügt, bekommt er finanziellen Schadenausgleich. Im Talmud Traktat Bava Kamma 83b finden wir unzählige Beispiele dafür: Was ist der tatsächliche Schaden, wie stufen wir den erlittenen Schmerz ein, wie hoch ist der Verlust aufgrund von Arbeitsunfähigkeit etc.
"Auge um Auge, Zahn um Zahn" heisst also nicht, dass wer jemandem ein Auge ausgehackt wird, seines nun auch verliert. Aber was ist der Grund, dass dieser Satz so in der Thora steht ? Warum steht nicht einfach "Schadenersatz" dort ?
Weil vor G - tt im himmlischen Gericht wirklich so gerichtet wird und es keine finanziellen Regelungen gibt. G - ttes Gericht verläuft anders.
Kein Vergehen wird so häufig in der Thora erwähnt wie der Götzendienst. Das schlimmste Vergehen überhaupt. Wer andere G-tter anbetet, der erkennt G - ttes Einzigartigkeit und Seine Erschaffung der Welt nicht an. Die Thora verbietet uns die Namen fremder Götter auch nur auszusprechen (Exodus 23:14). Der Talmud geht noch weiter und verbietet sogar die Erwähnung deren Feiertage.
Eines der Gesetze, welches mir persönlich sehr wichtig ist, ist das die Juden dreimal im Jahr (an Pessach, Shavuot und Sukkot - Laubhüttenfest) vor G-tt erscheinen sollen. Zu Zeiten der zwei Tempel kamen die Juden an diesen Feiertagen (Shalosh Regalim) nach Jerusalem in den Tempel um Opferungen darzubringen und zu feiern. An Sukkot taten das auch viele Nichtjuden.
Seitdem wir den Staat Israel haben und das Gebiet um die Klagemauer im Sechs - Tage - Krieg (1967) zurückeroberten, kann jeder wieder an diesen Feiertagen in die Jerusalemer Altstadt kommen. Für mich ist das die schönste Zeit und ich habe das Glück, da ich in Jerusalem wohne, an Pessach und Sukkot täglich in die Altstadt gehen zu können. An den Zwischenfeiertagen gibt es unzählige Attraktionen und Tausende stürmen in die Juedische Altstadt. An Pessach und Sukkot findet jeweils am 3. Tag der Segen der Cohanim (ehemals Tempelpriester) an der Klagemauer (Kotel) statt.
An Shavuot ist es Brauch, die ganze Nacht durchzulernen und morgens für das Morgengebet an die Klagemauer zu gehen. Falls dort noch aufgrund des hohen Ansturmes Platz sein sollte. Es ist ein grandioser Anblick, wenn die Sonne über dem Tempelberg aufgeht.
In den Thorakommentaren des Baal Shem Tov finden wir zur Parashat Mischpatim einen Text, in dem sich die Chassidut mit Reinkarnationen beschäftigt.
Verborgene Seelen - Eine Geschichte vom Baal Shem Tov
Der Maggid von Mezritch bat den Baal Shem Tov ihm den Vers "Und dies sind die Urteile, welche Ich euch gebe" aus dem Buch Zohar zu erklären. Der Baal Shem Tov sagte dem Maggid, dass er in den Wald gehen soll, sich dort einige Stunden unter einen Baum nahe eines Baches setze und später zu ihm zurückkehre. Der Maggid tat wie ihm aufgetragen.
Als er unter dem Baum saß, sah er einen Reiter kommen. Der Reiter stieg vom Pferd, setzte sich, aß und trank und setzte seinen Weg fort. Allerdings bemerkte er nicht, dass er seine Brieftasche verloren hatte.
Danach kam ein zweiter Mann, der sehr ärmlich ausschaute. Er fand die Brieftasche des Reiters, nahm sie an sich und ging.
Danach kam ein dritter Mann, der ebenfalls arm ausschaute. Er trank aus dem nahegelegenen Bach, legte sich hin und schlief ein. Da kam der Reiter zurück, der in der Zwischenzeit den Verlust seiner Brieftasche bemerkt hatte und fragte den dritten Mann, ob er diese gesehen hat. Der Mann wusste nicht, von was der Reiter sprach. Daraufhin schlug ihn der Reiter zu Tode, weil er glaubte, dass der Mann ihn belüge.
Der Maggid kehrte zum Hause des Baal Shem Tov zurück und berichtete ihm, was er gesehen hatte. Der Baal Shem Tov erklärte ihm Folgendes:
Diese drei Personen waren allesamt Reinkarnationen aus einem früheren Leben. Der Reiter schuldete dem zweiten Mann Geld. Genau die Summe, welche sich in der Brieftasche befand. Der dritte Mann war der Richter, der ein Fehlurteil sprach als er dem Reiter Recht gab, die Schuld nicht an den zweiten Mann zahlen zu müssen.
In diesem Leben zahlte der Reiter seine Schuld, der Richter bekam seine Strafe und der zweite Mann bekam sein Geld.
Und dies ist, was der Zohar meint mit "Und dies sind die Urteile, welche Ich euch gebe".
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Aufgrund der schlechten Wettersituation in Israel und dem damit verbundenen allgemeinen Chaos habe ich die Parsha aus dem vergangenen Jahr entnommen. Eigentlich wollte ich etwas ganz anderes und detaillierter schreiben. Hoffentlich klappt es im kommenden Jahr ohne Schneechaos.
Schabbat Schalom
Donnerstag, Januar 31, 2008
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