B"H
Weiteres zum Purim - Fest, welches wir in der nächsten Woche feiern:
In den ersten Sätzen des "Buches Esther" (Megillat Esther) wird uns von einem riesigen Fest erzählt, welches der persische König Achaschwerosch für sich und seine führenden Untertanen aus 127 Ländern gab. Das Fest gab er im dritten Jahr seiner Herrschaft in der damaligen Hauptstadt des persischen Reiches, in Schuschan.
In der Gemara (rabbinische Diskussionen) des Talmud Traktates Megillah 12a wird eine interessante Frage aufgeworfen, welche von Rabbi Schimon Bar Yochai und seinen Schülern diskutiert wurde.
Die Schüler fragten Rabbi Schimon, warum die Juden zu Zeiten Esthers, Mordechais und Achaschweroschs von G - tt ausgelöscht werden sollten.
Sie fragten und lieferten gleichzeitig die Antwort:
"Weil die damaligen Juden mit größter Freude am Fest des Bösewichts Achaschwerosch teilnahmen."
Rabbi Schimon Bar Yochai aber gab sich mit der Antwort nicht zufrieden.
Wenn dem nämlich tatsächlich so gewesen wäre, dann hätten folglich nur die Juden in Schuschan sterben müssen und nicht jene, die nicht in der Hauptstadt lebten. Schließlich nahmen nur Juden aus Schuschan am Gelage teil.
Die Schüler des Rabbi Schimon gaben auf und baten ihn um die richtige Antwort, die folgendermassen lautete:
"Die Juden hatten es verdient zu sterben, weil sie sich zu Zeiten Nebuchabnezzars (babylonischer König, der den Ersten Tempel in Jerusalem zerstörte und die Juden ins babylonische - später persisches Exil - zwang) vor einer Statue verneigten.
Die Schüler begannen, Rabbi Schimon herauszufordern:
"Wenn die Juden sich zu den Zeiten wirklich vor einer goldenen Statue verneigten, hätte G - tt in dem Fall nicht Gnade walten lassen können ?"
Rabbi Schimon gibt hierauf eine erstaunliche Antwort:
"Die Juden vollführten den Akt des offenbaren Götzendienstes nur äußerlich, weil sie sich vor Nevuchadnezzar fürchteten. Innerlich jedoch glaubten sie nicht an die "Hokuspokus - Goldstatue".
Ähnlich verhält es sich später zu Zeiten von Mordechai, Esther und Achaschwerosch. G - tt inszenierte den Konflikt mit Haman nur "äußerlich", um die Juden zu ängstigen und zur Teschuva (Umkehr zu G - tt) zu bewegen. "Im Inneren" jedoch dachte Er niemals auch nur eine Sekunde daran, die Juden wirklich auszulöschen."
Kommentare:
Die Schüler gaben an, dass die Juden am Fest des Achaschwerosch mit großer Freude teilnahmen.
Was genau bedeutet das ?
Achaschwerosch hatte sich, wie schon einer seiner Vorgänger (Belshazzar), verkalkuliert. Beide glaubten nämlich, dass die Zeit der Rückkehr der Juden nach Israel abgelaufen sei. Die Babylonier / Perser kannten die Prophezeihungen der jüdischen Propheten, machten aber jedesmal den gleichen Fehler, sich zu verkalkulieren, um dann behaupten zu können, G - tt habe die Juden abgeschrieben und Er denke gar nicht mehr daran, sie nach Israel zurückzubringen.
Achaschwerosch feierte somit die auf ewig anhaltende Zerstörung des Ersten Tempels, und alle Juden, die begeistert am Fest teilnahmen, erweckten den Eindruck, dass auch sie der Meinung des Königs zustimmten.
Bezüglich des Niederbeugens vor einer Goldenen Statue zu Zeiten des Nevuchadnezzar:
Der große Kommentator Raschi sagt, dass nur Chananiah, Mishael und Azariah sich weigerten, vor der Statue niederzuknien; alle anderen Juden taten es.
Vielen ist das Purim - Fest, unter anderem, auch als eine Art "Karneval" bekannt. In Israel sieht man seit Tagen Kinder verkleidet zu Purim - Parties gehen und es gibt wohl keine Schule im Land, die keine Parties abhält.
Die Verkleidungen sind vollkommen unterschiedlich; die Säkuleren tragen andere Kostüme als die Religiösen. Bei relig. Mädchen ist das Top - Kostüm "Königin Esther". Jede will Esther sein und das seit vielen Jahren. Bei den Jungen geht es gemischter zu. Vom Polizisten bis hin zum Piraten ist alles vertreten.
Warum aber der Brauch des Verkleidens an Purim ?
Sicher gibt es hierzu viele Meinungen, doch eine ganz interessante fand ich im chassidischen Kommentar "Ner Israel" der Chassidut Rodzhin.
Im Wort "Esther" verbirgt sich das hebrä. Wort "Nistar". Und "NISTAR" heißt "VERBORGEN". Alles ist im Buch Esther (Megillat Esther) verborgen und offiziell greift G - tt nicht ein. Nicht immer muß G - tt unverzüglich tolle Wunder vollbringen; vielmehr greift Er oft anhand der Natur ein, was uns normalerweise verborgen bleibt. Wir glauben halt, es sei die Natur.
Im Buch Esther tritt G - tt nur verborgen und anhand der Natur auf. Im Verborgenen vollbrachte Er die Wunder. Folglich verkleiden (verbergen) wir uns an Purim, um nicht erkannt zu werden und erkennen so die Wunder, die G - tt vollbrachte, an. Und insgeheim hoffen wir natürlich auch heute, dass diese Wunder ihre Wiederholung finden werden.
Mittwoch, März 12, 2008
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