B"H
Selbst wenn es manchmal für das Hirn überaus anstrengend ist, ich liebe talmudische Shiurim (Unterricht). Jeden Mittwoch abend nehme ich an einem Shiur teil, welcher von Rabbi Chaim Eisen geleitet wird. Ein ursprünglich aus New York stammender nationalrelig. Rabbi mit überragenden talmudischen Kenntnissen. Außerdem ist er eine Größe in den Lehren des Rambam (Maimonides).
Der Mittwochs - Shiur trägt den Titel
"Wieviele Wahrheiten gibt es in der jüdischen Halacha (Gesetz) ?"
Der Titel mag etwas lahm klingen, aber wer am Shiur teilnimmt, der wird überwältigt. Ganz besonders auch von den Kommentaren der ca. 10 Teilnehmer. Wir sind eine kleine Gruppe, was seine Vorteile hat, denn jeder kommt zu Wort.
Gestern ging es um ein anderes Thema, doch nach dem Shiur hatten wir eine interessante Diskussion mit einem Ehepaar.
Der Rabbi war gerade jemandem nachgerannt, um ihm etwas zu sagen und wir blieben allein zurück. Ich weiß nicht mehr, wie wir auf das Thema "Huhn" kamen, doch das Ehepaar, welches übrigens etwas hippiemässig ist, begann zu behaupten, dass man Huhn in Milch kochen darf, denn ein Huhn sei parve. Deshalb sei ebenso erlaubt, Käse auf das Hühnerfleisch zu platzieren und zu essen.
Natürlich erregten sich sofort die Gemüter und alle anderen waren entsetzt. Das sei ja nicht koscher, Huhn und Milch zusammen, und was das Ehepaar da nur von sich gebe. Das Ehepaar aber blieb hartnäckig und berichtete, dass dies zu talmudischen Zeiten durchaus koscher war.
Nebenbei bemerkt:
In den Koschergesetzen (der Kaschrut) ist PARVE ein neutraler Zustand. Parve bedeutet weder milchig noch fleischig und darf mit allem anderen zusammen gegessen werden. Zum Beispiel gibt es Parve - Kuchen, welcher ohne Milchzutaten gebacken worden ist. Oder Parve - Eiscreme. Alles nur Erdenkliche. Insgesamt Parve hat den Vorteil, dass man z.B. nach dem Fleischverzehr ein Parve - Eis essen kann, ohne die vorgeschriebene Zeit warten zu müssen. Wir wir wissen, ist im Judentum das gemeinsame Essen von Milch - und Fleischspeisen verboten. Wer also fleischig ist (zuvor Fleisch verzehrte), der kann ohne Bedenken Parve - Produkte essen, aber keine Milchprodukte.
Ich schlug dem Paar vor, doch zu warten bis der Rabbi wiederkomme, doch das Paar machte sich auf den Heimweg. Wir baten sie zu bleiben, bevor sie jetzt nach Hause rennen und ihr Huhn in der Milch kochen. Dies war sarkastisch gemeint.
Das Ehepaar jedoch wartete nicht und zog von dannen. Bis nächsten Mittwoch.
Als Rabbi Eisen wenige Minuten später zurückkehrte, sprach ich ihn auf diese obskure Behauptung an und er setzte sich mit uns zusammen und erklärte Details. Details, denen ich in den kommenden Tagen etwas nachgehen will, denn er gab mir sämtliche talmudische sowie halachische Quellen dazu.
Unter anderem berichtete der Rabbi von einer Mischna im Talmud Traktat Chullin, nach der es erlaubt gewesen sei, Käse und Huhn zusammen zuverspeisen. Er meinte jedoch gleichzeitig, dass diese Mischna sehr kompliziert sei und halachisch dies heute keine Anwendung mehr findet. Heutzutage ist das Huhn NICHT parve und es ist verboten, es zusammen mit Milchspeisen aller Art zu verzehren. Zu talmudischen Zeiten machte Rabbi Eliezer eine Ausnahme, welche Rabbi Akiva jedoch nicht gelten liess. Aber dazu demnächst etwas mehr aus dem Talmud und dem Schulchan Aruch (Code of Jewish Law).
Für mich war es interessant mitanzusehen, wie manche Leute irgendwo eine Halacha oder talmudische Begründung aufschnappen (wie das besagte Ehepaar) und dann meinen, alles zu verstehen, ohne nachzufragen und der Sache auf den Grund zu gehen.
Donnerstag, März 06, 2008
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