Montag, März 10, 2008

Purim Meschulasch

B"H

Jerusalem ist nicht wie andere Städte. Jerusalem ist nicht nur etwas Besonderes und Einmaliges, Jerusalem ist die Heilige Stadt. Selbst wenn dies für so mancherlei Besucher oder Einwohner nicht immer ganz offensichtlich ist.

An Purim aber wird die Einzigartigkeit Jerusalem besonders deutlich, denn wir feiern nicht nur Purim, sondern gleich Purim Meschulasch (Dreieck).

Der Talmud Traktat Megillah gibt gleich auf der allerersten Seite (2a) eine Begründung:
Bewohner jener Städte, welche zu Zeiten Joshua Bin Nuns (Nachfolger Moshes) von einer Stadtmauer umgeben waren, lesen die Megillah (das Buch Esther) am 15. Adar. Alle anderen lesen die Megillah am 14. Adar.

Die Stadt Schuschan, in der die Purim - Story ihren Verlauf nahm, war von einer Stadtmauer umgeben und feierte Purim am 15. Adar (siehe Buch Esther 9:18). Der Rambam (Maimonides), der Ramban (Nachmanides) sowie der Ritva sind der Meinung, dass die Regelung der Mischna auf von einer Mauer umgebene Stadt in Israel sowohl als auch im Ausland zutrifft. Allerdings bezieht sich die Stadtmauer ausschließlich auf die Zeit des Joshua Bin Nun.

In Jerusalem gab es damals eine Stadtmauer, denn die Stadt existierte schon unter den Jebusiten. Daher wird in Jerusalem, in Tiberias oder in Cäsarea "Purim Meschulasch" gefeiert. Dies heißt im Klartext, dass in diesem Jahr die Megillah am Donnerstag abend (20. März) sowie am Freitag morgen (21. März) in den Synagogen gelesen wird. Das eigentliche Purim - Fest mit allem RambaZamba jedoch findet erst am darauffolgenden Sonntag statt.

Außer in besagten Stadtmauer - Städten jedoch ist Purim am Freitag abend schon wieder vorbei. Wenn andere Orte auf der Welt Purim beenden, geht es in Jerusalem erst richtig los, denn wir feiern aufgrund der Mischna - Regelung immer einen Tag später. Und da diesesmal der Schabbat noch dazwischen liegt, verschiebt sich daher gleich noch mehr.

Warum aber muß die Stadt ausgerechnet zur Zeit des Joshua Bin Nun von einer Mauer umgeben gewesen sein ? Sollte es nicht eher darauf ankommen, ob die Stadt eine Mauer zu Zeiten der Ereignisse in Schuschan (Esthers und Mordechais) besaß ?

Der Jerusalemer Talmud (Talmud Yerushalmi) antwortet:
Zu der Zeit als sich das Purimwunder zutrug, besaß Israel keine Städte, welche von einer Mauer umgeben waren, denn die Babylonier hatten alles restlos zerstört. Um gerade Israel davor zu bewahren als irgendwie "minderwertig" betrachtet zu werden, erfolgte die Regelung, dass die Stadtmauer zu Zeiten Joshua Bin Nuns gestanden haben muß. Ansonsten wäre Israel ausgeschlossen gewesen und nur ausländische Städte, wie Schuschan selbst, könnten Purim Meschulasch feiern.

Des Weiteren verbinden Juden das Purim - Fest immer mit dem Erzfeind "Amalek".

Amalek war der Enkel Esavs (der abtrünnige Bruder Yaakovs), der das Jüdische Volk vernichten wollte. Und es war Joshua Bin Nun, der die Israeliten erfolgreich gegen Amalek in die Schlacht führte.

Der Bösewicht Haman aus der Megillah ist ein Nachfahre jenes Amaleks und plante erneut, die Juden auszulöschen. Im Judentum haben wir die Regel, uns immer wieder an Amalek und den damit verbundenen Gefahren zu erinnern. Insbesondere an unsere antisemitischen Feinde. Aber nicht nur, denn Amalek befindet sich genauso in jedem einzelnen Juden selber.

Das hebräische Alphabet ist nicht nur so ein Alphabet wie Englisch oder Deutsch. Die hebräischen Buchstaben besitzen eine hohe kabbalistische Bedeutung und stehen gleichzeitig auch für Zahlen. So steht der erste Buchstabe "ALEPH" für die 1 und der zweite Buchstabe "BEIT" für die 2, etc.

Anhand dieses Systems, welches offiziell "Gematria" genannt wird, sind wir in der Lage, ganze Wörter oder sogar Sätze in Zahlenwerte umzuwandeln. Viele unterschiedliche Wörter mit einer bestimmten Zahleneinheit ergeben plötzlich eine Verbindung. So hat "Amalek" zum Beispiel denselben Zahlenwert (240) wie "Safek - Zweifel".

Hieraus sehen wir, dass Amalek ebenso viel mit "ZWEIFEL" zu tun hat.
Und welcher Zweifel ist hier gemeint ?
Der Zweifel in jedem einzelnen Juden.
Zweifel an G - tt, keine Lust zur Synagoge zu gehen, keine Lust auf Gesetze (Halachot) einhalten, und und und.
Der Zweifel ist der Amalek in jedem Juden, und Amalek will uns "einreden" dieses oder jenes nicht zu tun.

Besonders die Chassidut (Chassidismus) legt in ihren Konzepten äußerst hohen Wert, Amalek oder besser gesagt, die Yetzer HaRah (die schlechte Seite in einem jeden von uns) zu überkommen und alles in etwas Positives umzuwandeln.

Die Purim - Story umfaßt soviel mehr als "nur" das Buch Esther, gutes Essen, Verkleiden und ausgelassen feiern.
Purim enthält sehr viel Mystisches und gerade jetzt kurz vor dem Fest werde ich mich viel zum Thema verfassen. Dennoch kommt die Kaschrut (Koschergesetze) nicht zu kurz, denn auch im Buch Esther geht es um koscheres / unkoscheres Essen.

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