B"H
In einigen deutschen Zeitungen las ich Mitteilungen, dass derzeit in den deutschen Landen die "Woche der Brüderlichkeit" stattfindet. Soll ich dazu etwas schreiben oder es ganz einfach lassen ? Was geht mich das an ? Ich lebe ja in Israel.
Was mir nur etwas sonderbar vorkam war, dass ich beim Lesen verschiedener Online - Sites fast immer auf Vorträge von Prälaten oder Pfarrern stieß. Dies fiel mir natürlich ins Auge, denn geht es bei der Woche der Brüderlichkeit nicht um Verständnis ? Aber wessen Verständnis ?
Meiner Meinung nach sollten Vorträge das Judentum betreffend gerade in der Woche von Juden gehalten werden. Natürlich füge ich hier an "von religiösen Juden", denn was nützt mir ein Vortrag, bei dem der Referent alles aus dem Internet zog und nie auf einer Yeshiva, Yeshiva University oder Sonstiges lernte. Lektüre allein hilft nicht, denn die Zuhörer wollen gelebtes Judentum und keine Gute - Nacht - Geschichten ohne jegliche Kompetenz.
Die Woche der Brüderlichkeit steht in diesem Jahr unter dem Schatten des alltäglichen Kassam - Raketenhagels auf die israel. Städte Sderot sowie Aschkelon. Es würde mich interessieren, ob solch aktuelle Themen in der Woche der Brüderlichkeit auch Gehör finden oder sich nur alles auf ein paar wenige Einblicke ins Judentum beschränkt.
Und wie vermittelt man überhaupt kleine Einblicke ins Judentum, wenn die überwiegenden Mehrheit keine Ahnung hat ?
Da zum Shiur (relig. Unterricht) des Rabbi Mordechai Machlis nach wie vor der in Jerusalem voluntierende Priester (Mönch) kommt, jener, der mir vor Wochen eine e - mail schrieb und um ein Treffen incl. Fragen zum orthodoxen Judentum bat, kann ich mir die Fragen, Unwissenheit und die Basis des Interesses von Nichtjuden am Judentum etwas besser ausmalen. Zumindest anhand der Fragen des Priesters. Und auch bei ihm sehe ich grundlegende Unwissenheiten und viele viele Fehlinformationen. Jedenfalls sieht er durch den Shiur jetzt vielleicht einiges etwas klarer oder eher das Gegenteil: Alles wurde noch viel komplizierter.
Ob die Woche der Brüderlichkeit etwas bringt, weiß ich nicht. Manche Veranstaltungen scheinen reine geschlossene Gesellschaften zu sein und diesbezüglich sehe ich keinen Sinn darin, einen Rabbi mit dem Bürgermeister, irgendwelchen Vorsitzenden und Prominenten etc. zusammensitzen zu lassen.
Eher sehe ich den Erfolg, wenn es denn einen gibt, in der breiten Öffentlichkeit. Nicht nur kleine nette Friedhofsführungen oder Synagogenbesuche. Was nützt das, wenn die nichtjüdischen Besucher keinen Schimmer von dem haben, was da eigentlich genau abgeht. Der G - ttesdienst ist auf Hebräisch und was spielt sich ab ?
Wenn ich Vorträge halte und die Gruppe einen Besuch bei Haredim plant, dann bereite ich erst alle Teilnehmer eingehend darauf vor. Nicht einfach mal so hopplahopp. Nimm und friß.
Vielleicht argumentieren jetzt einige Leser, dass ja für derlei Vorbereitung schließlich keine Zeit wäre. Wie denn in der einen Woche ? Und falls ja, wie will man alle auf einen gemeinsamen Nenner bringen ? Jeder Teilnehmer verfügt über einen anderen Kenntnisstand.
Dies sind für mich keine Argumente, denn ein guter Referent muß in der Lage sein, dieses wettzumachen. Ich kriege auch monatliche neue Zuhörer mit gar keinem, wenig, viel oder übermässigem Wissen und wer länger im Geschäft ist, weiß eine Basis zu finden.
Wer von den Lesern an den dieswöchigen Veranstaltungen zur Woche der Brüderlichkeit teilnimmt, dem wünsche ich viel Vergnügen. Scheut Euch bloß nicht, direkte und neugierige Fragen zu stellen, wenn etwas unklar ist. Dumme Fragen gibt es keine.
Montag, März 03, 2008
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Eben weil die Unwissenheit über das Judentum in Deutschland so groß ist und weil es so schwierig ist verlässliche Informationen aus erster Hand zu bekommen, habe ich das Online-Projekt "Webportal Judentum" gestartet. Dort soll sich der normale deutsche Leser das ganze Jahr über (und nicht nur in der sogenannten Woche der Brüderlichkeit) informieren können, und zwar ohne, dass die einzelnen Texte, so wie bei Wikipedia, von jedermann geändert und eventuell sogar christlich überlagert werden können.
AntwortenLöschenB"H
AntwortenLöschenHallo Webportal,
ich habe nur einmal kurz in Deine Site geschaut und soweit festgestellt, dass die Themen sehr allgemein gehalten werden.
Okay, vielleicht braucht oder macht man das in Deutschland so.
Fuer mich aber ist es immer wichtig, neben dem Basiswissen viele andere Themen, die genauso dazugehoeren, anzusprechen. Dadurch wird vieles hinterher deutlicher und oft ist es auch interessanter. Dazu kommt viele Male der "Aha - Effekt".
Von daher beschraenke ich mich nicht nur auf Basiswissen, sondern haue manchmal ziemlich kraeftig rein, versuche es aber, klar darzustellen.
Natürlich ist sie allgemein gehalten, was dachtest du denn? Damit kann die Leserschaft wenigstens etwas anfangen. Mit Deutschland hat das nicht zu tun, sondern mit zielgruppengerechtem Schreiben.
AntwortenLöschenIrit
B"H
AntwortenLöschenUnterschaetze niemals deine Leserschaft. :-)))
Das gilt übrigens nicht nur für die Leserschaft ... :-)
AntwortenLöschenAber um beim Ausgangsthema deines Posts zu bleiben: Basiswissen ist das, was in Deutschland nachgefragt wird. Die Suchbegriffe, mit denen die Leute auf die Site kommen, zeigen deutlich, dass viel grundlegender Informationsbedarf besteht.
B"H
AntwortenLöschen@Irit
Was ich immer festgestellt habe und noch feststelle ist, dass selbst wenn man es den Leuten erklaert, sie die Gedanken oft nicht nachvollziehen koennen.
Damit meine ich jetzt Live - Vortraege und keine Websites etc. !!!
Selbst bei dem Moench, der momentan in Jerusalem voluntiert und nebenbei zum Shiur zu meinem Rabbi kommt, ist dies so. Vielleicht weil er zu sehr in seiner christlichen Welt verankert ist.
Das Basiswissen fehlt absolut, denn viele machen sich falsche Vorstellungen bzw. kommen mit Vorurteilen daher.
Das Problem kenne ich auch, und eine Patentlösung habe ich bisher noch nicht entdeckt :-)
AntwortenLöschenwer eigentlich ist die macherin des "webportales judentum"? das wäre vielleicht für die leserschaft schon interessant. ist sie jüdin, ist sie keine, wie ist ihre beziehung zum judentum, was ist ihr tatsächliches anliegen?
AntwortenLöschenB"H
AntwortenLöschenSchoschana, ich habe keinen blassen Schimmer.
Was ich bisher im Webportal sah, erinnerte mich an Hagalil. Ich meine damit die einfach gehaltenen Erklaerungen zur juedischen Religion.
hagalil wird sicher nicht noch ein portal neben dem eigenen aufmachen...
AntwortenLöscheneine der macherinnen ("irit") oder DIE macherin argumentiert bezüglich der einfachheit des niveaus mit "zielgruppengerechtem" schreiben. da stellt sich mir die frage, wer denn genau ihre zielgruppe denn sein soll - juden oder nichtjuden?
B"H
AntwortenLöschenNein, ich nahm nicht an, dass Hagalil noch nebenbei ein Webportal einrichtet.
Aber Hagalil erklaert viele jued. Themen in einfacher Art und Weise.
Allerdings ich muss dennoch zugeben, dass ich schon nachschaute, ob Chabad nicht etwas Neues aufmacht.:-))))
Soviel ich aus Irits Comments verstanden habe, sind ihre Zielgruppe Nichtjuden.
Ich habe mir die Site heute einmal etwas angeschaut und finde sie zu simpel. Vielleicht sehe nur ich das so und andere nicht.
Meiner Meinung nach gibt es schon genuegend Sites, wo das Judentum in verstaendlicher Art und Weise leicht erklaert wird.
Nicht jeder muss immer auf der unteren Stufe anfangen und viele interessiert halt mehr als warum essen Juden koscher.