Donnerstag, März 06, 2008

Parashat Pekudei

B"H

Die Thoralesung für diesen Schabbat

Den anstehende Schabbat kann man alles nennen, nur keinen gewöhnlichen Schabbat.

In diesem laufenden Jahr gemäss des jüdischen Kalenders befinden wir uns in einem Schaltjahr und somit haben wir zwei Monate Adar. Den Adar A, welcher gestern zuende ging, und den Adar B, dessen Monatsbeginn (Rosch Chodesch) wir morgen (Freitag) und am Schabbat feiern. Des weiteren steht Purim vor der Tür und in an den Schabbatot (Mehrzahl für Schabbat) vor Purim lesen wir alle unterschiedliche Zusätze in den Thoralesungen am Schabbat, wie Schabbat Parah, Schabbat Zachor und eben an diesem Schabbat, dem Schabbat Schekalim.
Kurz gesagt, es wird ein langes Schabbatgebet in den Synagogen geben. Dabei werden schon allein drei Sefer Torah (Thorarollen) aus dem Aron HaKodesch (Thoraschrein) zur Thoralesung geholt. In Deutschland kann ich mir vorstellen, dass nicht jede Gemeinde einfach mal eben über gleich drei Thorarollen verfügt, aber in anderen Städten mit mehreren Tausend Juden ist dies Normalität.

Neben der eigentlichen Thoralesung werden an diesem Schabbat auch noch die Parashat Schekalim (Abgabe des halben Schekels in der Thoraparasha Ki Tisa / im Buch Exodus) sowie die Parasha für den neuen Monat (Segnung des neuen Monat in der Thoraparashat Bo / im Buch Exodus) verlesen.

Die vorherige Parashat Vayakel sowie die aktuelle Parashat Pekudei ähneln sich ziemlich, denn in beiden Parashot ist vom Mischkan (dem Tabernakel) die Rede. Und so mancher, unter anderem auch ich selbst, mag das alles für langweilig halten. Die vollständige Aufzählung der Einrichtung des Mischkan samt deren Farben.
Selbstverständlich kann jeder einfach so darüber hinweglesen. In kabbalistischer Literatur hingegen nimmt dies alles ein weites Spektrum ein. Auch die Farben der Gegenstände werden im Buch Zohar detailliert erklärt.

Und was ist überhaupt mit dem Mischkan (Tabernakel), welches die Israeliten auf G - ttes Geheiß bauten ? Was haben wir damit heute zu tun, wenn wir doch nach der Einnahme Jerusalems zwei Tempel hatten ? Was soll also der ganze Zirkus um das Mischkan ?
Rabbi Samson Raphael Hirsch stellt etwas Offensichtliches fest, was wir nur zu leicht übersehen. So war es ausgerechnet das Mischkan, welches niemals von einem Feind der Israeliten eingenommen und zerstört wurde. Beide Tempel jedoch wurden von unseren Feinden zerstört. Im Jahre 586 vor der Zeitrechnung durch die Babylonier und 70 nach Beginn der Zeitrechnung durch die Römer.
Weiterhin wurde das Mischkan immer von der Anwesenheit G - ttes überstrahlt. Immer und nicht nur zeitweilig wie der Erste Tempel. G - tt war im Mischkan ständig präsent, wobei Seine Anwesenheit zwischen den beiden Cheruvim, den Engeln auf dem Aron HaKodesh (der Bundeslade) allgegenwärtig war. Zu Zeiten des Ersten Tempels war dies nur eingeschränkt der Fall, denn sobald sie die Juden nicht mehr an G - ttes Gesetze hielten und Ihn ignorierten, zog Er Seine Anwesenheit zurück.
Im Zweiten Tempel war schon keine Bundeslade mehr vorhanden und der Talmud Traktat Yoma gibt uns nähere Auskunft darüber, warum der Zweite Tempel niemals die "Heiligkeit (Keduscha)" des Ersten Tempels erlangte.

Aber das Mischkan hatte noch eine weitere immense Bedeutung und nicht nur in der Kabbalah und dem Chassidismus findet dies ausgesprochen viel Erwähnung. Das Mischkan gilt als Symbol für die Welterschaffung G - ttes und somit als unsere eigene Welt in Miniaturformat. Jedes Bauteil spiegelte seinen Gegenpart bei der Welterschaffung wieder; das Dach den Himmel, etc. Der Baal Schem Tov (und nicht nur er) kommentiert, dass das irdische Mischkan einen Gegenpart in der oberen spirituellen Welt hatte.
Was bedeutet das genau ?
Durch unsere Gedanken bei der Kavanah (Beten mit absoluter Konzentration) bauen wir ein Mischkan in der oberen spirituellen Welt.

Die oberen spirituellen Welt sind, wie gesagt, nur spirituelle und keine real existierenden Welten wie unsere eigene Welt. Wenn wir unsere Gebete mit extremer Konzentration beten, dann verändern wir die oberen Welten zum Positiven und bewirken einen Tikkun (eine Art Reparatur).
Wir erinnern uns: Sämtliche Welten wurden beim Vergehen von Adam und Eva (Chava) im Paradies "beschädigt" und unsere Aufgabe ist es, die einstmalige Perfektheit dieser Welten wieder herzustellen.
Wie ?
Indem wir den Willen G - ttes tun.

In der Chabad - Chassidut wird die Frage gestellt, welcher der beiden Monate Adar in einem Schaltjahr der wichtigere ist. Ist es nicht so, dass wir Adar A zwar ausgiebig feiern, denn Adar ist ein Monat der Freude ? Im Adar B dagegen setzten wir dem Ganzen noch einen drauf und somit gewinnt dieser Monat an zusätzlicher spiritueller Bedeutung.

Wer im Adar A Geburtstag hat, der fragt sich nicht selten, wann genau er denn jetzt den Geburtstag feiern soll ? Schließlich haben wir zweimal den gleichen Monat hintereinander (in einem Schaltjahr). Einige meiner Bekannten feierten im ersten und andere feiern im zweiten Monat. Nur brachte so mancher Gast die Daten durcheinander.

Der Sefat Emet (ehemaliger Rebbe der Chassidut Gur) betrachtet den Monat Adar als Monat der Teschuva (Umkehr zu G - tt). Und zwar Umkehr aus Liebe zu G - tt und nicht, weil man es eben einmal so muß. Insbesondere durch die Parashat Schekalim wird der Wille in uns erweckt, G - tt dienen zu wollen.

Die an diesem Schabbat angehängte Parashat Schekalim handelt davon, wie G - tt Moshe beauftragte, dass jeder Israelis einen halben Schekel abzugeben habe. Anhand der Anzahl dieser Schekel sollte die aktuelle Anzahl der Israeliten bestimmt werden.
Man darf sich den halben Schekel jetzt nicht als Münze vorstellen. Vielmehr handelte es sich dabei um eine Gewichtseinheit.
Weiterhin ist es im Judentum nicht erlaubt, Juden einfach so zu zählen. König David missachtete einmal dieses Gesetz und löste ein Massensterben als Strafe aus.

Bis heute vermeiden relig. Juden sogar ihre Kinder zu zählen und wer nach der Kinderzahl fragt, bekommt oft nur verdeckte Hinweise. Stattdessen gaben die Juden in der Wüste einen halben Schekel und hinterher konnte so ihre genaue Anzahl ermittelt werden.

War die damalige Abgabe des halben Schekels nur einfach so eine Abgabe ?

Die Thorakommentatoren sehen dies anders. Unter anderem sagt der chassidische Kommentator Shem MiShmuel, dass solch eine Abgabe auch gleichzeitig als eine Vergebung der eigenen Seele (Neschama) diente. Zwar dienten nur die Korbanot (Tieropferungen) als eine Sühne für diverse Vergehen gegen G - tt; die Abgabe des halben Schekels war keine reine Sühneabgabe, sondern stärkte vielmehr das Zusammengehörigkeitsgefühl des Volkes. Jeder war daran beteiligt und gab den gleichen Betrag ab. Ganz gleich ob arm oder reich. Und gerade dies zeigt uns einmal wieder mehr, dass alle Menschen vor G - tt gleich sind. Vor G - tt kann niemand seine Reichtümer ausschütten und damit angeben bzw. Privilegien einfordern.

Der derzeitige Rebbe der Chassidut Slonim in Jerusalem, Rabbi Shmuel Brozowsky sagt, dass jeder durch die Abgabe des halben Schekels ein Teil eines Ganzen wurde. Der Rebbe geht sogar soweit zu kommentieren, dass die Abgabe eine reine Selbstaufgabe symbolisierte. Jeder wollte Teil des Ganzen sein und legte in dem Moment keinen Wert auf eine individuelle Identifikation. Überhaupt spielt die Selbstaufgabe im Chassidismus eine überaus hohe Rolle. Eine Selbstaufgabe um G - tt zu dienen und nicht nur seinen eigene privaten Interessen im Kopf zu haben. Ein hochgestecktes Ziel, welches schwer ist, zu verwirklichen. Vielleicht sollten wir uns am Schabbat einmal Zeit nehmen und nachdenken, inwieweit jeder von uns auf seine eigenen Interessen schaut und ob alles Materielle wirklich glücklich macht.

Schabbat Schalom und ebenso einen tollen neuen Monat Adar B.
שבת שלום וחודש טוב

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