B"H
1. Was sind Hamantaschen ?
Auf Hebräisch werden sie (Oznei Haman - die Ohren Hamans) genannt und der Jiddische Ausdruck ist "Hamantaschen".
Das dreieckige Gebäck soll an den Bösewicht des Buches Esther, an Haman, erinnern. Seine Ohren sind sozusagen abgeschnitten.
2. Warum wird Purim überall auf der Welt von Donnerstag (morgen) abend bis zum Schabbateinbruch am Freitag gefeiert, in Jerusalem dagegen bis Sonntag ?
Jerusalem unterliegt einer Sonderregelung, wie ich hier erklärte und da der Schabbat die Feierlichkeiten unterbricht, wird in Jerusalem am Sonntag weitergefeiert.
3. Im kabbalistischen Buch "Tikunei HaZohar" heißt es, dass Purim auf der gleichen Stufe wie Yom Kippur sei. Was haben Purim und der 25 - stündige und höchste jüdische Feiertag Yom Kippur miteinander gemein ?
An beiden Tagen geht es um Teschuva (Umkehr zu G - tt).
Am Yom Kippur, dem Versöhnungstag, bat der Cohen HaGadol (Hohepriester) G - tt, den Juden die Vergehen zu verzeihen. Seit der Zerstörung des Zweiten Tempels tun wir dies individuell bzw. mit der Gemeinde und allen Juden.
Purim hat ebenso mit Umkehr zu tun. Fastete Königin Esther doch, um so G - tt um Verzeihung zu bitten. Aber nicht nur sie, sondern die damaligen Juden im persischen Exil fasteten und bewegten so gemeinsam G - tt zur "Einsicht", Gnade walten zu lassen.
Der Rebbe der chassidischen Gruppe Slonim in Jerusalem, Rabbi Shmuel Brozovsky, kommentiert, dass am Yom Kippur die Juden aus Angst zu G - tt umkehren (aus Angst vor Bestrafung), wohingegen an Purim die Juden aus Freude zu G - tt zurückkehren.
4. Was ist Taanit Esther - der Fastentag Esther ?
Dieser beginnt morgen früh vor Sonnenaufgang und endet am gleichen Abend nach Sonnenuntergang. Die Jerusalemer Zeit könnt ihr in meinen Listen rechts einsehen. Wer woanders wohnt, muß sich selber bei seiner Gemeinde erkundigen.
Das Fasten erinnert am das Fasten der Esther und der Umkehr zu G - tt, die Juden im persischen Exil nicht zu vernichten.
5. Allgemeine Verwirrung in Jerusalem
Offiziell wird in Jerusalem auch am Sonntag noch gefeiert, doch kommt bei den Bewohnern immer wieder die gleiche Frage auf:
Ich wohne in den entfernten Stadtteilen Pisgat Ze'ev oder Newe Yaakov ? Feiere ich Purim wie in Jerusalem ?
Ich wohne in Efrat oder Maale Adumim, außerhalb Jerusalems. Wie feiere ich ? Kann ich am Sonntag noch feiern ? Hierzu bitte den jeweiligen Rabbi des Ortes befragen.
Der berühmte Rabbiner der Lakewood - Yeshiva in New Jersey, Rabbi Aharon Kotler (1891 - 1962), kommentiert, wo wir "Haman" in der Thora antreffen:
Die Buchstaben des Namen "Haman - Heh, Mem + Nun - המן" erscheinen als eben jenes Wort (nur anders ausgesprochen) als G - tt Adam im Paradies (Gan Eden) fragt, ob er von dem Baum gegessen habe.
Hierin sieht Rabbi Kotler eine Verbindung zur Purim - Story:
Adam hat vom "Baum der Erkenntnis - Etz HaDaat" gegessen, weil er es insgeheim nicht ertragen konnte, dass G - tt ihm verbat, von eben jenem Baum zu essen. Adam durfte von allen Bäumen essen, sogar vom "Baum des Lebens - Etz HaChaim", nur nicht vom "Baum der Erkenntnis".
Angemerkt sei hier kurz, dass die Story von Adam und Eva (Chava) im Paradies eine der kompliziertesten Stories in der gesamten Thora ist. Was ist hier Realität und was Metapher ?
Waren die Bäume real oder nur ein Symbol für etwas anderes ?
Gab es die Schlange oder ist sie eine Metapher ?
Wo standen die besagten beiden Bäume ? Nur vom "Baum der Erkenntnis" ist der Standort bekannt, nicht aber vom "Baum des Lebens". Und was genau war die Frucht ? Ein Apfel war es definitiv nicht. Im Talmud Sanhedrin werden vielerlei Meinungen kundgetan. So ist von einer Dattel oder von Weintrauben die Rede.
Die gleichen Gedanken wie Adam hegte Haman. Was ist die Verbindung zwischen ihnen ?
Beide hatten alles, was sie nur wollten. Adam hatte Millionen von Bäumen und Früchten und Haman war Vizekönig, besaß alle Reichtümer, hatte eine tolle Familie. Was also wollten die Beiden mehr ?
Rabbi Aharon Kotlers Antwort lautet, dass wir manchmal im Leben nicht auf das schauen, was wir eigentlich haben, sondern auf das, was wir nicht haben, aber vielleicht der Nachbar. Adam waren all die anderen Bäume egal, denn es störte ihn unendlich, dass er von einem speziellen Baum nicht essen durfte. Anstatt sich mit dem zufrieden zu geben, was er hatte, schielte er auf etwas Verbotenes.
Genauso Haman. Alle Leute knieten vor ihm aus Achtung nieder, nur Mordechai nicht. Anstatt sich über all die Achtung und Ehre zu freuen, konzentrierte sich Haman einzig und allein auf den einen, der nicht vor ihm niederkniete.
Das Buch Esther lehrt uns Tausende von Dingen. Manchmal nur winzige Kleinigkeiten, die oft im Text untergehen.
Das Buch Esther ist mystischen Inhaltes und enthält viele verborgene Botschaften. Auch ist der Name G - ttes nicht ein einziges Mal genannt.
Vielleicht sollte jeder bei der morgigen Lesung der Megillat Esther auf die anscheinend so nebensächlichen Details schauen. Für manche mag es nur eine kleine nette Erzählung sein, dennoch ist gerade das Buch Esther im Judentum von immenser Bedeutung. Es zeigt uns das nicht enden wollende Leiden (Pogrome, Holocaust, Antisemitismus) der jüdischen Bevölkerung bis hin zum Eintreffen des Meschiach. Gerade aus diesem Grund heißt es, dass nach dem Eintreffen des Meschiach der Feiertag PURIM erhalten bleibt und nicht wie Yom Kippur oder Pessach abgeschafft wird.
Allen schöne Feiertage (welche auch immer).
PURIM SAMEACH !!!!!!!! HAPPY PURIM !!!!!!!!!
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Weitere Links zu Purim:
Das Mahl des Achaschwerosch
"Und es war in den Tagen des Achaschwerosch"
Ad de lo yadah
Vaschti - Nur eine irrlevante Figur ?
Mittwoch, März 19, 2008
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hallo miriam,
AntwortenLöschenich habe dir den punkt 3"entwendet", ich hoffe du hast nichts dagegen.
http://grenzgaenge.wordpress.com/2008/03/19/hamantaschen-zu-purim/
genau darueber haben wir gestern ausfuehrlich im schiur gesprochen.
herzliche gruesse, chag sameach,
der grenzgaenger