Donnerstag, Oktober 15, 2009

Parashat Bereschit - פרשת בראשית


Photo: A Single Season


B"H

Die Thoralesung für diesen Schabbat

Am vergangenen Schabbat feierten wir "Simchat Thora", das Ende des Sukkot - Festes und somit auch das Ende der gesamten Lesung der Thorarolle innerhalb eines Jahres.
An diesem Schabbat nun beginnt, sozusagen, alles wieder von vorn und somit auch die Thoralesungen. Die erste Lesung erfolgt aus dem Buch Genesis (1. Buch Moses - Sefer Bereschit) und der Name der Lesung ist ebenso Genesis (Bereschit).

Wie angekündigt, benutze ich in diesem Neuen Jahr 5770 vorzugsweise die Thorakommentare des Ramban (Nachmanides). Andere Kommentatoren werden ggf. miteinfliessen, doch gehört mein spezielles Augenmerk dem Ramban, einem der frühen spanischen Kabbalisten.
Die meisten Leute verwechseln stets den RAMBAN (Nachmanides) mit dem RAMBAM (Maimonides), dabei sind die Charaktäre der beiden eben mal so extrem unterschiedlich, wie es nur sein kann. Ersterer mehr spirituell und Lezterer rational und auf den Intellekt einer Person bedacht.

Als der Rambam (Maimonides) starb (1204), war der Ramban (Nachmanides) gerade einmal zehn Jahre alt. Kennen gelernt haben sie sich nie, obwohl der Ramban später Kommentare zum Rambam verfasste und diese ggf. kritisierte.

Geboren wurde der Ramban, dessen bürgerlicher Name "Rabbi Moshe ben Nachman" lautet, im Jahre 1194 in der spanisch - katalonischen Stadt Gerona. Er war einer der größten und wichtigsten Kabbalisten und Kommentatoren, die das Judentum jemals hatte. Nebenher war er ebenso Physiker. Neben all seinen Schriften wurde der Rabbi Moshe ben Nachman ganz besonders bekannt durch seinen mit dem dominikanischen Ordensbruder Pablo Christiani im Jahre 1263.
Obwohl sein Name so eingefleischt christlich klingt, handelte es sich bei Pablo Christiani um einen ehemaligen Juden, der zum Christentum konvertiert war und nun auf Judeninquisition ging. Wie besessen wollte er beweisen, dass das Christentum Recht hat und J. der Meschiach war.
Die ersten Christen im Land Israel waren noch Juden, die zwar an J. als Meschiach glaubten, doch nach wie vor die Thoramitzwot wie Kaschrut, Beschneidung und alles andere einhielten. Im Laufe der Zeit breitete sich das Christentum immer mehr in andere Länder aus. Der Grund war Paulus, der das Judentum anhand J. umfunktionierte und eine neue Religion gründete, die nichts mehr mit dem Judentum zu tun hat. Der Erfolg der Ausbreitung basierte auf den neuen Regeln Paulus, der die Thora so umschrieb, dass sie auch andere Völker ansprach, obwohl deren einziger Bezug darin besteht, die Sieben Noachidischen Gebote einzuhalten.

Im Jahre 1263 startete die katholische Kirche einen neuen Missionskreuzzug gegen die spanischen Juden. Wie wir wissen, blühte das spanische Judenum im frühen Mittelalter. Erst mit dem Einzug der Christen kam dies zum Erliegen, denn der Kirche waren die Juden ein Dorn im Auge. Ein lebender Beweis dafür, dass ihre eigenen Theologien auf falschen Übersetzungen und Fehlinterpretationen basieren.
Vor den Christen war die Blühte des spanischen Judentums schon einmal zum Erliegen gekommen; nämlich zu Kindheitszeiten des Rambam (Maimonides) als die damaligen moslemischen Kämpfer "Almohad" (vergleichbar mit der heutigen Al Khaida) Spanien eroberten. Insgesamt jedoch lebten Juden und Moslems friedlicher zusammen als Juden und Christen, denn Letztere verspüren stets ihren krankhaften Missionsdrang.
Der Autor Mark R. Cohen sieht jedoch eine wesentlich andere Realität und beschreibt in seinem Buch "Under Crescent and Cross - The Jews of the Middle Ages" wie die Welt einem Mythos unterlag. Erst im 20. Jahrhundert machten sich Historiker daran hervorzuheben, dass Juden und Moslems nicht immer so friedlich zusammenlebten und das es genau wie auf christlicher Seite moslemische Pogrome gegenüber den Juden gab. Unter anderem auch von den Almohad an den spanischen Juden des 12. Jahrhunderts.

Als die Kirche das spanische Ruder übernahm, setzte die aktive Mission ein, welche später in die Inquisition überging. Pablo Christiani wurde zu einem eifrigen Missionsvertreter und forderte im Jahre 1263 die Juden wieder einmal heraus. Sein Gegenspieler war Rabbi Moshe ben Nachman, der bei dem einberufenen Tribunal das Christentum auseinandernahm und komplett wiederlegte.


Auf den Disput zwischen dem Ramban und Pablo Christiani werde ich zu gegebener Zeit in einem gesonderten Artikel eingehen.

Rabbi Moshe ben Nachman verstarb im Jahre 1270 in Israel. Zuvor hatte er eine wieder funktionierende jüdische Gemeinde aufgebaut. Als er wenige Jahre zuvor in Jerusalem ankam, konnte er noch nicht einmal eine Minyan (10 jüdische Männer) zum Gebet auftreiben.
Bis heute finden in der Synagoge des Ramban in der Jerusalemer Altstadt G - ttesdienste statt.

Soviel als vorläufige kleine Einführung in das Leben und die Zeit des Rabbi Moshe ben Nachman und nun "endlich" zu den Inhalten des Ramban und zur Thoraparashat BERESCHIT.

Da sage noch einmal jemand, die frühen Thorakommentatoren seien verblichenes Zeug, deren Inhalte heutzutage fern jeder Realität liegen:

Nicht nur der Ramban (Rabbi Moshe ben Nachman) stellte die Frage, warum G - tt die Thora mit all den Details zur Welterschaffung begann. Warum listete G - tt nicht zu Beginn die Mitzwot (Gebote) auf, anstatt Seine Welterschaffung zu dokumentieren ?
Antwortet der Ramban: Wenn die Völker Euch (das jüdische Volk) einmal beschuldigen, das Land Israel besetzt zu haben bzw. es den sieben Nationen der Caananiter weggenommen zu haben, könnt ihr (die Juden) darauf hinweisen, dass das Land G - tt gehört. Und G - tt gab es zeitweilig den Völkern, um es danach den Juden zu übergeben.

Kommen uns diese Anschuldigungen nicht heute allzu bekannt vor ?

Des Weiteren bilden die ersten Worte der Thora "Bereschit Bara E - lo - him" einen Glaubensgrundsatz, denn wer daran zweifelt, dass G - tt die Welt und das komplette Universum erschuf, der hat keine Thora.

Die weit verbreitete Meinung lautet, das allererste Wort der Thora "Bereschit" sei mit "Am Anfang - In the beginning" zu übersetzen.
"Am Anfang erschuf G - tt Himmel und Erde …".
Diese Annahme ist FALSCH und speziell die frühe Kabbalah (auch unter dem Ramban) widerlegt dies. Vielmehr lässt sich "Bereschit" unterteilen in "Be'Reschit" und "Be'Reschit" bedeutet "Mit Weisheit", wobei "Reschit" ein anderes Wort für "Chochmah - Weisheit" ist.
Die Weisheit wiederum ist eine der zehn Charaktereigenschaften G - ttes, welche in der Kabbalah als "Sefirot" betitelt werden. Mit Seinen zehn Sefirot (Weisheit, Verstehen, Wissen, Richten, etc.) erschuf G - tt die Welt und Sein Name "E - lo - him" steht daher im Plural. G - tt ist ein einziger, ewiger, grenzenloser, alles umfassender G - tt, der mit unterschiedlichen Kräften agiert. Zu vergleichen mit uns, denn auch wir handeln mal gütig, dann wieder richtend oder mit Weisheit. Wobei G - ttes Sefirot sicherlich nicht mit den unseren menschlichen zu vergleichen sind.

G - tt erschuf demnach das Universum und jegliche Existenz "mit Weisheit - Be'Reschit". Das Wort "Bara - Erschuf" deutet im Hebräischen auf eine Erschaffung aus dem NICHTS hin. Aus dem Nichts heißt, ohne jegliche Materialien "erschuf G - tt sämtliche Existenz aus Seinen Gedanken heraus".

Tohu: Nach der Welterschffung herrschte Chaos und alles musste in die richtige Form (Bohu) gebracht werden. Allerdings findet die Beschreibung des "Tohu" und "Bohu" in der Kabbalah eher auf spiritueller Basis statt. G - tt machte sozusagen ein "Brainstorming" zu den Gedanken der Welterschaffung und dachte nach, welche Formen die Existenz annehmen sollte. Genauso wie wir es tun, bevor wir etwas herstellen. Demnach müssen "Tohu" sowie "Bohu" nicht tatsächlich auf materieller Basis stattgefunden haben.

Bereschit (Genesis) 1:3:
"Und G - tt sprach Es Werde Licht und es ward Licht".
Wieso Licht ? Wurde das Licht nicht erst am Mittwoch anhand der Sonne erschaffen ?
Hierzu heißt es bei jüdischen Kommentatoren, dass G - tt am ersten Tag ein spezielles Licht erschuf und dies mit Ende Seines Erschaffungsprozesses verbarg. Verbarg vor den Bösen, denn die könnten dieses Licht der "Weisheit ?" zum negativen nutzen und somit Schaden anrichten. Allgemein lautet es, dass dieses Licht mit dem Kommen des Meschiach wieder auf die Erde zurückkehrt.
Eine andere doch damit verbundene Meinung ist, dass G - tt schon hier zwischen den zukünftigen Gerechten (Zaddikim) und den Bösen (Rescha'im) unterschied.

Wo finden wir besagtes Licht heutein unserer derzeitigen Welt ?
Antwort: In der Thora.

Bereschit (Genesis) 1:8:
"Und G - tt nannte das Licht "Tag" und die Dunkelheit "Nacht".
Mit diesen Worten wurde die ZEIT erschaffen, denn diese existierte vorher noch gar nicht. G - tt selbst kennt keinerlei Zeitkonzept, sondern er kreierte dieses erst kurz nach der Welterschaffung. Womit wir einem Zeitkonzept unterliegen, er hingegen davon ausgeschlossen bleibt.

Man muss sich vorstellen, dass ALLES erschaffen werden musste; selbst das DENKEN, denn G - tt denkt nicht, da er keinerlei menschliche Eigenschaften besitzt.

Sämtliche Tiere erschuf G - tt aus dem Staub der Erde, nur aber das Geflügel und die Fische, denn diese erschuf er aus dem Wasser, was einst die Erde von oben bis unten ausfüllte. Dieses Statement geht schon aus der Gemara (rabbinische Diskussionen) des Talmud Traktat Chullin 27b hervor. Dort finden wir genauso einen Diskurs zwischen verschiedenen Rabbinern, die sich nicht eins sind, ob das Geflügel nur vom Wasser erschaffen wurde oder vom Schlamm (bedeutet Wasser und Erde gleichzeitig). Rabban Gamliel behauptet, Geflügel sei aus zwei Elementen erschaffen worden. Fische jedoch wurden nur vom Wasser erschaffen.

Wie kommt man eigentlich auf die Idee, dass Geflügel ebenso aus Wasser erschaffen worden ist und nicht aus dem Staub der Erde ?
Die sehen wir an den Beinen, denn diese weisen Spuren von ehemaligen Schuppen auf.

Und wo bleiben die Dinosaurier ?
Sie stecken im Wort "Taninim", welches "Riesentiere" bedeutet.

Bereschit (Genesis) 1:26:
"Lasst Uns einen Menschen machen …"
Warum steht hier UNS und nicht ICH ? Wer sollte G - tt denn bei dessen Erschaffung behilflich sein ?

1. G - tt erschuf den Menschen mit mehreren Seiner Charaktereigenschaften (Sefirot).
2. Da G - tt den Menschen aus dem Staub "formte", nahm er den Staub (die Erde) als Zeugen für Seine Erschaffung. Der Staub ergibt den Körper des Menschen, doch im Unterschied zum Tier, kann er seine Seele (Nefesch) auf einen höheren Level transportieren und gleichzeitig neue weitere Seelenlevel (Ruach + Neschama) hinzugewinnen. Ein Tier hingegen bleibt stets auf demselben Seelenlevel, nämlich der "Nefesch".

Was genau denken wir oder stellen uns vor, wenn wir die Schöpfungsgeschichte lernen ?
G - tt erschuf alles und dann gab es da einen Ort, der Paradies (Gan Eden) genannt wurde und an dem alles so toll und perfekt war ?
Wenn ich einmal meine bescheidene Meinung einfliessen lassen darf:
Ich stimme mit vielen Kommentatoren, die da sagen, dass "Gan Eden" nicht unbedingt ein materiell existierender Ort ist, sondern ein extrem hoher Seelenzustand. Wir glauben, wir verstehen die ersten Sätze der Erschaffung bzw. die Geschichte von Adam Und Eva (Chava) im Paradies ? Nichts ist schwerer als diese ersten Darstellungen zu definieren und bis heute ist dies noch niemandem gelungen.
Wie genau erschuf G - tt ALLES und was war der Grund ?
G - tt ist ein perfektes zeitloses Wesen, welches von nichts und niemandem abhängig ist und schon gar nicht von uns Menschen.

Was genau der Ramban zur Erschaffung des Menschen meint, werde ich zu Beginn der kommenden in den Blog stellen. Noch bevor der nächsten Thoralesung (Noach).
Das gesamte erste Buch Mose (Genesis - Bereschit) dient dazu, uns den Beginn der Menschheit und dem Beginn des jüdischen Volkes zu vermitteln.
Kein leichtes Unterfangen, denn bleiben wir mit unserem Verstand schon an den ersten Sätzen der Thora hängen.


Schabbat Schalom



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