B"H
Eine sarkastische Reaktion auf die Akademische Welt
Jedesmal macht es mich aufs Neue wahnsinnig, wenn ich inmitten der Professoren sitze. Die "Profs" nehmen sich so schrecklich wichtig, weil sie an ihren Büchern tippen. Die Tatsache an einem Buch zu schreiben, scheint einige Professoren in noch höhere Selbstbewußtheitszonen zu katapultieren. Sie bekommen einen regelrechten Kick davon.
Falls jemand einmal in der National University Library in Jerusalem sitzt, ohne auch nur an einem Buch zu schreiben, wird er automatisch als "Nichts" abgestempelt.
Ein Niemand, der seine Zeit doch tatsächlich mit ernsthaften jüdisch – religiösen Studien verschwendet.
"Was, du schreibst an keinem Buch ? Wie kannst Du es wagen, hierher zu kommen ?"
"Was, du bist kein Akademiker, sondern "nur" ein Religiöser, der etwas lernen will ?"
Igitt.
Nein, ich gehöre nicht zur Akademikerwelt.
Sorry, dass ich "nur" über eine Yeshiva – Vergangenheit verfüge.
Und einst zog ich es sogar ernsthaft in Erwägung, der Chassidut Satmar beizutreten.
Nein, dies ist jetz kein sarkastischer Witz, sondern Realität. Oder zumindest gehörte es einmal zur Realität.
Und nun schreibe ich an meinen Blogs und für verschiedene jüdische Organisationen. Was mich aber immer noch zu keinem Akademiker macht, außer einem errungenen BA.
Egal, wieviele Leser ich habe, ich gehöre weder zur oberen noch zur unteren Akademikerschicht.
Macht nichts, wenn hinterher nur zehn Leute das akademische Buch wirklich lesen, ein akademischer Titel ist unbedingter Teil des Pflichtprogrammes.
Zusätzlich werde ich als "gestört" eingestuft.
Einige Professoren haben nämlich mitbekommen, dass ich einen aktiven Umgang mit Haredim pflege. Ich lese nicht nur Bücher oder plage mich durch Youtube, sondern spreche real mit Haredim.
Die Professoren können es nicht fassen und meinen, dass ich ja so nur meine Zeit verschwende. Schließlich sind eh alle erforderlichen Materialien und Infos schon in den Bücherregalen erhältlich, und deswegen brauche ich auch nicht nach Mea Shearim und zu den "Ich verschwende nur meine Zeit – Lokalitäten" gehen.
Ich verschwende also meine Zeit, weil ich aktiven Umgang mit Haredim pflege.
Und genau diese Haredim werden von Professoren und Studentenschaft als gestört eingestuft.
Haredim, egal ob männlich oder weiblich, haben keinerlei Uniausbildung und ohne diese Bildung sind sie "weniger intelligent und somit weniger wert". "Weniger intelligent" ist eine freundliche Umschreibung für "dämlich".
"Wer bist Du überhaupt, Haredi ? Ich kann in Deine Gesellschaft eindringen und alles nur Erdenkliche über Dich herausfinden. Und Du bist viel zu dämlich, um mir auf die Schliche zu kommen. Ich quetsche alles aus Dir heraus und veröffentliche es hinterher". Ätsch !
So die Gedankengänge der Studenten und ihrer Profs.
"Was, Du warst einmal einer von denen und bist bis heute mit ihnen befreundet ?" – Mindestens Tausendmal mußte ich diese Frage über mich ergehen lassen.
Die Professoren waren sprachlos und wußten nicht, wie sie reagieren sollten.
"Was ? Jemand Religiöses mit einer Portion Verstand ? Wo gibt' s denn sowas ?"
Ja, ich war einmal Teil der haredischen Gesellschaft oder zumindest rechnete ich mich selbst dazu. Allerdings ist es etwas völlig anderes, ein wirkliches Mitglied in einer chassidischen Gruppe zu sein. Und ich rede hier nicht mal eben so von Chabad oder Breslov. Ich rede hier von Satmar, Vishnitz, Belz oder Toldot Aharon.
Aaarrgghhhh, Toldot Aharon, wow.
Tatsache ist, dass ich mit sovielen Haredim befreundet sein kann, wie ich mag; niemals jedoch bin ich auch nur im Entferntesten ein Teil der internen Gesellschaft geschweige denn Teil der Gruppe selbst. Ich kann am Schabbat eingeladen sein und mit den Haredim mehr als eine Stunde lang reden, aber nie und nimmer erhebt mich dies zum Gruppenmitglied.
Und genau das ist es, was Studenten und Professoren einfach nicht kapieren wollen. Sie setzen ein Gespräch mit einem Chassid mit einer Ernennung zum Gruppenmitglied gleich.
Wir Außenseiter werden niemals Mitglied sein, es sei denn, wir treten der jeweiligen chassidischen Gruppe bei und gehen mit Haut und Haaren in ihr auf. Und dann schreiben wir auch nicht mehr im Internet und sind auch nicht mehr als Professor tätig.
Bücher dürfen wir dennoch weiterhin schreiben. Religiösen Inhaltes, versteht sich.
Zur Akademikerzunft zählen wir jedoch immer noch nicht, denn schließlich wird den Haredim ja ein Hirn abgesprochen.
Mittwoch, Mai 07, 2008
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen