Donnerstag, Mai 15, 2008

Parashat Behar

B"H

Die Thoralesung für diesen Schabbat

Da es sich gemäß des jüdischen Kalenders um ein Schaltjahr handelt, wird diese Parasha ohne die sonst übliche zweite Parashat Bechukotai gelesen.

Parashat Behar beginnt mit der Mitzwa der Einhaltung des Schemittah - Jahres und des Yovel. Sechs Jahre lang sollen wir unsere Felder bestellen und im siebten Jahr sollen sie ruhen und wir leben von den Erzeugnissen aus dem sechsten Jahr.
Sieben Mal sollen wir Schmittah halten, was insgesamt 49 Jahre ausmacht und im 50. Jahr feiern wir das Yovel, an dem alle Sklaven freigelassen werden und sämtliche Landbesitze an ihre ursprünglichen Eigentümer zurückgehen. Im 51. beginnen wir mit dem neuen Schemittah - Zyklus.

Bei oberflächlicher Betrachung machen diese zwei Gebote wenig Sinn. Eventuell könnte man meinen, dass eine Ruhepause für die Felder, Bäume etc. doch gar keine schlechte Idee sei. Lernen wir dagegen die Thora in ihrer tieferen Bedeutung, so ergeben sich unerwartete Erkenntnisse. Bezüglich des Schemittah gibt es vor allem in der Chassidut unendlich viele Kommentare.
Sechs Jahre sollen wir die Felder bestellen und im siebten Jahr (im Schemittah) werden sie nicht bestellt und landwirtschaftliche Erzeugnisse vom Schemittah werden nicht verzehrt. Genauso wenig werden Weintrauben aus dem Schemittah - Jahr für koscheren Wein verwendet.

Wenn wir uns in diesem Fall die Zahl sechs und sieben genau anschauen, werden wir automatisch an den Schabbat erinnert. G - tt erschuf die Welt in sechs Tagen und am siebten Tage ruhte Er.

Ein weiterer Hinweis auf diese beiden Zahlen ergibt sich aus dem Talmud Traktat Sanhedrin, wo es in der Gemara heißt, dass die Welt 6000 besteht und im 7. Jahrtausend (die Angaben richten sich hier nach dem jüdischen Kalender) beginnt das Zeitalter des Meschiach.
Der Ramban (Maimonides), der chassidische Kommentator Shem MiShmuel sowie bei der Chassidut Chabad wird der letztere Punkt metaphorisch betrachtet. Die sechs Jahre Arbeit repräsentieren die 6000 Jahre vor dem Meschiach und die sieben steht für die Zeit der Ankunft des Meschiach.

Diese Welt (Olam Hazeh) ist mit einem Korridor, der uns in die Kommende Welt (Olam Habah) führt, zu vergleichen. Wahres Leben beginnt dann, wenn wir unser Streben nach materiellem Gewinn verlieren und uns stattdessen auf unser spirituelles Wachstum konzentrieren.

Eine weitere Bedeutung der Einführung des Schemittah liegt darin, dass wir alle sieben Jahre daran erinnert werden, dass G - tt über allen Dingen steht und nicht wir. Menschen neigen dazu zu glauben, dass sie allein alles fest im Griff haben und werden arrogant (u.a. Sefat Emet und Rabbeinu Bachya). Sobald wir aber im siebten Jahr nichts pflanzen oder ernten dürfen, hängen wir ganz von G - tt ab und uns selbst sind die Hände gebunden. Auf diese Weise soll uns bewußt machen, dass wir eben nicht alles im Griff haben und G - tt immer über uns steht.

Das Gebot des Schemittah wurde zwar am Berg Sinai gegeben, aber eingehalten wurde es erst nach der Ankunft der Israeliten im Gelobten Land mit Yoshua Bin Nun. Das Schemittah trifft nur auf Israel zu (u.a. Rambam - Maimonides in seiner Mischna Thora - Hilchot Schemittah). Wenn ein Shmittah - Jahr ansteht, beginnt es am 1. Tischrei (an Rosh HaShana - am jüd. Neujahrsfest), so der Talmud Traktat Rosh HaShana 2a + 8b. Der Monat Tischrei fällt normalerweise fast immer in den September.

Israel ist das einzige Land auf der Erde, über das G - tt persönlich wacht und kein Engel. Es gehört G - tt allein und wir müssen Seine Mitzwot erfüllen, um die Vorzüge dieses Landes geniessen zu können (Rabbi Samson Raphael Hirsch). Nichts hier ist selbstverständlich, auch nicht der Regen. Jedes Jahr müssen wir im Amidah - Gebet (Schemonah Ezrei) erneut um Regen beten. Folgen wir Seinen Geboten, geht es uns gut in Israel und falls nicht, wird es genau umgekehrt sein (siehe Parashat Bechukotai). Eines dürfen wir dennoch nie vergessen: Es gibt immer eine Umkehr (Teschuva) und verlassen hat und wird G - tt die Juden niemals.

Häufig kommt es vor, das es in den Regenmonaten Dezember und Januar in Israel nicht regnet. Beispielsweise hat es in diesem Jahr wenig geregnet und offiziell läßt man verlauten, dass wir in diesem Sommer einer ersthaften Wasserkrise entgegen gehen. Israel ist vom Regen abhängig, denn wir haben nur wenige Regenmonate und ansonsten herrscht Hitze. Die einzige Wasserquelle des Landes, der Kinneret (See Genezareth) weist einen negativen Wasserpegel auf und jedes Jahr hoffen wir erneut auf mehr Regen. In manchen Jahren riefen führende israelische Rabbiner zu extra Gebeten an der Klagemauer (Kotel) auf. Der Wassermangel führt uns jedesmal wieder neu vor Augen, wie sehr wir von G - tt abhängig sind.

Bis heute zählen wir das Schemittah, aber nicht mehr das Yovel, das 50. Jahr. Die Gemara im Talmud Traktat Arachin 32b lehrt, dass ein Yovel nur eingehalten werden kann, wenn sich alle zwölf Stämme Israels in Israel befinden.
Als vor der Zerstörung des Ersten Tempels die drei Stämme Reuven, Gad und die Hälfte des Stammes Menasche von den assyrischen Koenigen Tillegath Pilnesser und Pul ins Exil getrieben wurden, wurde die Zählung des Yovels eingestellt.

Im Zweiten Tempel wurde das Yovel nicht mehr gezählt. Allerdings hält Rabbeinu Tam (Enkel von Raschi) dagegen und sagt, dass es während der Zeit doch eingehalten wurde. Die Tannaim (Verfasser der Mischna - der mündlicher Gesetzesüberlieferung G - ttes an Moshe am Berg Sinai) gingen sogar soweit zu sagen, dass es kein Schemittah ohne Yovel geben kann.

Und wie alles eine mystisch – kabbalistische Bedeutung hat, so natürlich auch das Schemittah:

Der Sefat Emet sieht im siebten Schemittah – Jahr eine eigene Zeitrechnung. Eine Zeit innerhalb einer Zeit.

Außerdem sind der Schabbat, welcher ebenso von der Zahl sieben abhängt und das siebte Schemittah – Jahr miteinander verbunden. Beide seien eine Angelegenheit des "Bitul". Der "Bitul" ist ein chassidisches Konzept und bedeutet eine "Selbstaufgabe".
Man löst sich von allem Materiellem und eigenen Bedürfnissen, um nur noch G – ttes Willen zu erfüllen und Seinen Geboten zu folgen.

Am Schabbat sowie im Schemittah – Jahr müssen wir uns von unseren eigenen Bedürfnissen loslösen und G – ttes Willen (nicht arbeiten bzw. keine Felder bestellen) erfüllen. Und demnach liegt unser Dasein in G – ttes Hand.

Schabbat Schalom

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