Donnerstag, Mai 15, 2008

Breslov holt auf

B"H

Sind wir es nicht alle längst gewohnt, die Lubawitscher Chassidim (Chabad) überall auf der Welt anzutreffen ? Sogar in Thailand haben sie ihre Niederlassungen.

Und innerhalb der letzten Jahre fragte ich mich ständig:
"Warum immer nur Chabad ?" "Wo bleibt Breslov ?"

Details zu Breslov:

Chassidut Breslov - Teil 1

Chassidut Breslov - Teil 2

Nicht, dass ich mich zu den Anhängern der Chassidut Breslov zähle; tatsächlich bin ich absolut kein Anhänger einer ganz bestimmten chassidischen Gruppe. In jeder chassidischen Gruppe entdecke ich Inhalte, die mir zusagen und solche, die das eben nicht tun. Und ich sehe mich nicht unbedingt als Mitglied in einer einzigen Gruppe und einem einzigen Rebbe folgend.

Früher einmal lernte ich einige Jahre bei Chabad und danach ebenso bei Breslov. Allerdings ohne Beitrittsabsichten, sondern nur mit dem reinen Ziel, mehr über den Chassidismus zu lernen.
Eines jedoch muß ich offen zugeben: Ich fühle mich mehr zu den Inhalten der Chassidut Breslov hingezogen als zu einer einzigen Story einer der sieben Lubawitscher Rebben. Vielleicht schon aus dem Grund, weil Rabbi Nachman von Breslov ein direkter Nachfahre des Baal Shem Tov (Besht) war und der Chabad – Gründer, Rabbi Sheur Zalman von Liadi, noch nicht einmal ein Schüler des Besht war.

In Israel leistet Chabad gute Arbeit. In Shopping Malls sieht man die Chabadnikim an ihren Ständen stehen. Jeder Jude, der will, kann bei ihnen seine Tefilin (Gebetsriemen) anlagen. Tefilin, Ausgabe der aktuellen Thoraparasha, alles was man will. Außerdem verfügt Chabad schon allein in Jerusalem über zwei Suppenküchen für die Bedürftigen. Eine davon gegenüber der Kotel (Klagemauer) und die zweite in Mea Shearim. Und die Chabad – Meschichisten (jene, die glauben, dass der letzte Lubawitscher Rebbe der Meschiach sei) sind tanzend und fahneschwingend allgegenwärtig mit ihren Meschiach – Flaggen.

Nun jedoch scheint Breslov aufzuholen. Zwei neue Stände in der Jerusalemer Ben Yehudah Mall und einen großen Stand in Downtown Tel Aviv: Allenby – Ecke Sheinkin.

Die zwei Stände in der Ben Yehudah arbeiten offensichtlich nicht zusammen. Einer von ihnen wird von den sogenannten Na Na Chassidim geleitet und der zweite Stand steht unter der Herrschaft der Schüler des Rabbi Shalom Arush. In Tel Aviv hingegen sind die Na Na Chassidim am präsentesten.

Die Schüler des Rabbi Arush in der Ben Yehudah versuchen gewissenhaft, die Publikationen (u.a. "The Garden of Emuna") ihres Lehrers an den Mann bzw. die Frau zu bringen. Als ich vorbeiging, wurde ich sofort von einem Chassid angesprochen, mußte aber abwinken, denn das Buch "Garden of Emuna" befindet sich schon in meinem Besitz. Weiterempfehlen kann ich das Buch jedoch allemal, denn es eignet sich perfekt für jedermann, einige Lebensfragen beantwortet zu bekommen.

Der letzte Lubawitscher Rebbe verstarb vor noch nicht allzu langer Zeit, nämlich im Juni 1994. Damit fiel es den Chabadnikim leicht, ihre Strukturen und Inhalte mehr oder weniger aufrecht zu erhalten. Ja, ja, natürlich bildeten sich nach dem Tode des Rebben verschiedene interne Untergruppen mit ihren eigenen Zielen; dennoch hat Chabad bis heute einen Hauptsitz und zumindest eine Art Führungsriege.

Rabbi Nachman von Breslov war der einzige Rebbe, welchen die Breslover Chassidim jemals hatten. Nach seinem Tod im Jahre 1810 wollte niemand die Rebbe – Position einnehmen und bis heute hat sich daran nichts geändert. Man könnte glatt meinen, dass ein fehlender Rebbe zwangsläufig zur Auflösung der Gruppe oder zum Verlust der ursprünglichen Strukturen / Inhalte führen täte. Falsch, denn Breslov überlebte und gerade heute verfügt die Chassidut über herausragende Rabbis wie, u.a., Rabbi Eliezer Berland und Rabbi Shalom Arush.

Fairerweise sollte erwähnt werden, dass auch Breslov gespalten ist. Verschiedene Richtungen und die Tatsache, dass die originalen Breslover die vielen Neuankömmlinge nicht immer Willkommen heißen. Und die Newcomer – Gesellschaft wird vorwiegend von den beiden o.g. Rabbis geleitet, da beide Rabbis selbst der Chassidut Breslov erst im späteren Teil ihres Lebens beitraten. Rabbi Berland gründete seine eigene Yeshiva in der Jerusalemer Altstadt und sein ehemaliger Schüler, Rabbi Shalom Arush, gründete ebenso seine eigene Yeshiva. Letztens erzielte er durch sein Buch "The Garden of Emuna" einen hohen Bekanntheitsgrad, denn das Buch erwies sich in Israel als Verkaufsknüller, welcher sogar ins Englische übersetzt wurde.

Viele Leute aus aller Welt haben mich über Breslov befragt. Sie lesen die Stories des Rabbi Nachman und wollen mehr wissen. Das einzige Problem ist, dass Breslov, im Gegensatz zu Chabad, im Ausland weniger präsent ist. Und das daraus folgende Ergebnis ist leider, dass die Interessierten ausschließlich auf Breslov – Sites im Internet angewiesen sind.

Vielleicht ist es an der Zeit, dass Breslov einen Schritt weitergeht und sich zum internationalen Outreach wie zuvor schon Chabad entscheidet. Immerhin wäre dies eine tolle Alternative zur Chabad – Übermacht und an Interessenten fehle es sicherlich nicht. Ebenso besteht der Chassidismus nicht nur aus Chabad und wer nur die Lubawitscher gewöhnt ist und nichts anderes kennt, der mag diesem Irrtum unterliegen.

Breslov sollte auf alle Fälle die positiven Punkte eines solchen Unternehmens einmal genauer abwägen. Aber zwischenzeitlich freue ich mich über die verstärkte Breslov – Präsenz in Jerusalem und Tel Aviv.

Und viel Glück in der Ben Yehudah und der Sheinkin !!!!!!

Links und Infos:

Breslov World

Der Schatz unter der Brücke

Hasidic Homepage

Die Breslover Chassidim am Jerusalemer Zion Square

Rabbi Nachman's Stories

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