Mittwoch, Mai 28, 2008

Die andere Dimension

B"H

Ein Freund von mir ist aus Gründen, die ich hier nicht nennen will, bei Chabad gelandet. Zwangläufig und nicht, weil er es unbedingt wollte. Allerdings hat sich Chabad bisher äußerst positiv auf ihn ausgewirkt. Das einzige Problem ist dabei nur, dass er bei den Chabad - Meschichisten gelandet ist. Jene Chabdnikim, die den letzten und im Juni 1994 verstorbenen Rebben Menachem Mendel Schneerson als den Meschiach betrachten.

Mein Freund, nennen wir ihn einfachheitshalber A., hat sich verändert. Zum Positiven ja, aber eines fällt auf: Er ist im Freundeskreis kaum noch anzutreffen, sondern voll und ganz bei Chabad eingebunden. Außerdem darf er sich nicht mehr an Orten zeigen, bei denen Essen mit einem Hechscher (Koscherzertifikat) des Oberrabbinates serviert wird. Chabad hat eigene strenge Kaschrutregeln und es wird hoher Wert daraufgelegt, entweder nur das Badatz (Beit Din Zedek) der Edah HaCharedit zu essen, wobei Fleisch immer mit einem Chabad - Hechscher versehen sein muß.

Zuerst dachten wir, A. kommt uns abhanden, weil er sich nicht mehr blicken ließ. Einmal rief er sogar einen gemeinsamen Bekannten an, dass er sich bei Chabad wie im Knast fühle. Gestern aber traf ich A. in der Stadt und er machte einen ganz glücklichen Eindruck. Andererseits kann ich nicht deuten, ob er jetzt wirklich beginnt, an gewisse Chabad - Meschichistische Strömungen zu glauben oder einfach nur so tut, eben weil er dabei ist. Redet er sich nur ein, dass Rebbe Menachem Mendel Schneerson niemals verstarb und im Juni des Jahre 1994 nur in eine andere Dimension aufstieg ?

Viele Meschichistim behaupten nämlich, dass der Rebbe nicht tot ist, sondern einfach nur unsichtbar wurde. Unsichtbar für unsere weltlichen Augen, da er in einer anderen Dimension lebt.
Eine ganz kleine super extreme Chabad - Gruppe sieht den Rebben sogar als G - tt und nennt ihn "Erschaffer der Welt". Aber soweit will A. nun auch wieder nicht gehen. Das seien ja total Gestörte, die soetwas sagen. Dennoch, in einer anderen Welt könne er sich Rebbe Schneerson schon vorstellen. Und dann wollte er uns gestern alle missionieren. Alles sei okay, wenn wir nur an den Rebben glauben.

Im Freundeskreis rief das natürlich Gelächter bzw. ironische Blicke hervor, doch A. ließ nicht zu, dass man sich über ihn lustig macht.

Und ich solle jetzt endlich einmal "Iggeret HaKodesh" machen.

"Was", fragte ich.

Und dann erklärte mir A. das Chabad - Konzept des "Iggeret Kodesh", welche Schriften eines Chabad - Rebben seien. Wenn ich Fragen aller Art habe oder Rat benötige, dann schreibe ich alles auf einen Zettel und stecke den wahllos in das Buch "Iggeret HaKodesh". Dann schlage ich die Seite auf, in der der Zettel landete und suche auf der Seite nach meiner Antwort. Professionellen Rat sollte ich bezüglich der Antwortdeutung von Chabad schon annehmen. Und da könne ich ja einmal vorbeikommen und mit einem Rabbi sprechen.
"Ich will das aber allein machen", fuhr ich hartnäckig fort.
"Dann vergiß jedoch nicht, Dir voher die Hände zu waschen, denn schließlich spricht der Meschiach zu Dir durch die "Iggeret HaKodesh".

Rebbe Menachem Mendel Schneerson ist der Meschiach in einer anderen Dimension und er ist gar nicht tot. Da haben wir unsere Erklärung. Und ich werde demnächst mit ihm sprechen, wenn ich die "Iggeret HaKodesh" mache und einen Zettel in ein Buch stecke.

"Yechi Adoneinu Moreinu veRabbeinu ……."

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