B"H
Am letzten Schabbat sah man knallig rote Mitteilungsposter (Fakschivilim) an den Wänden Mea Shearims und des nebenan liegenden Stadtteiles Ge'ulah aushängen. Und wieder einmal wurde darauf die Handelskette AM:PM angegriffen. Es müsse endlich Schluß damit sein, den Lebensmittelladen AM:PM auch am Schabbat geöffnet zu halten. Und da soweit keine Einigung in Sicht ist, bleibt der Bann über den "Schefa - Markt" bestehen.
Fakshivilim in Mea Shearim
Hintergrund:
AM:PM sowie eine weitere Kette, der "Schefa - Markt", gehören zur Dor - Alon Gruppe, einem israelischen Handelsriesen. Im Gegensatz zum auf haredisch (ultra – orthod.) getrimmten Einkaufsparadies "Schefa – Markt" sieht die Ladenkette AM:PM ihre Hauptkundschaft in der säkuleren Welt Tel Avivs. Fast an jeder Ecke in Downtwon Tel Aviv ist ein AM:PM zu sehen. Die Läden sind 24 Stunden lang geöffnet; auch am Schabbat. Ich frage mich allerdings, wie man gerade bei AM:PM einkaufen kann, denn die Preise sind horrend. Ansonsten hat die Kette alles zu bieten und die Kundschaft rennt ihnen sogar die Bude ein.
Der Schefa – Markt befindet sich hingegen überwiegend in haredischen Gebieten. Wer hinein will, der muß anständig gekleidet sein: Männer in langer Hose und mit Kopfbedeckung – Frauen in langem Rock und die Arme müssen bis zum Ellbogen bedeckt sein. Bei Schefa läßt sich gut und billig einkaufen, was ich bestätigen kann. Nur liegt eben auf jener Kette ein haredisch - rabbinischer Bann und die Kundschaft bliebt aus. Seit Wochen eskaliert der Streit zwischen den Inhabern der Dor – Alon Gruppe und den Haredim (dem litvischen Oberrabbiner Eliyaschiv sowie dem Rebben der chassidischen Gruppe Gur, Rabbi Yaakov Aryeh Alter). Durch den Streik auf Schefa will man den Dor – Alon Konzern zwingen, AM:PM am Schabbat zu schliessen. Bisher ohne Erfolg.
Manche mögen sich fragen, ob denn so ein Bann überhaupt irgendetwas bewirken kann.
Obwohl Israel mehrheitlich säkuler sein mag, so ist der Anteil der haredischen oder anderweitigen relig. Kundschaft keineswegs zu unterschätzen. Wer etwas verkaufen will, der kümmere sich gefälligst auch um die Religiösen, denn da liegt eine hohe Einnahmensquelle. Das haben die meisten israel. Firmen schon längst erkannt und fahren, neben ihrer regulären Werbung, ebenso haredisch – anständige Werbespots und Poster. Zum Beispiel sind die Handygeselllschaften Orange und Cellcom in haredischen Wohnvierteln überall vertreten. Auch die Religiösen lieben ihre Handys mit allem dazugehörigen Schnickschnack, nur tat sich einmal wieder mehr das große Problem des "Anstandes" auf. Verschickten da nicht Spam – Firmen ihre Porno – SMS ? Und daher entschieden führende Rabbis, die Handykonzerne zu boykottieren. Letztere stellten ihr Denken sofort um, denn finanzielle Einbußen sollten vermieden werden. Schnell wurde eine extra Haredi – Line eingerichtet. Die Handyvorwahl 057 ist ausschließlich den Haredim vorbehalten. Eine anständige Telefonnummer macht schon was aus.
Das haben auch die haredischen Schulen wie Beit Yaakov und Talmud Torah erkannt. Wer seine Kinder bei ihnen einschulen will, der muß als Elternteil über ein "koscheres" Handy mit der Vorwahl 057 verfügen.
Aber wie immer tun sich bei all den Vorschriften auch immer wieder Lücken auf und man weiß sich zu helfen. Neben dem "koscheren" Handy halten viele Haredim noch ein weiteres ganz normales Handy.
Pscht, der Nachbar braucht das ja nicht zu wissen.
Mittwoch, Mai 14, 2008
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