Die nicht enden wollende Schuldzuweisung

B"H

Vor ein paar Tagen sprach mich ein jüngerer Chassid an:
"Miriam, ich weiß, dass Du Dich mit diversen Themen beschäftigst. Wie wäre es, wenn Du einmal darüber schreibst ?"

Sprachs und übergab mir ein kleines modernes buntes Büchlein.
"Ein Geschenk", sagte er und lächelte.

Ich kenne den besagten Chassid schon eine ganze Weile, jedoch nur vom Sehen. Nie zuvor hatte ich jemals mit ihm ein Gespräch geführt. Eines Tages sah er mich mit einem Pamphlet der anti – zionistischen Dachorganisation "Edah HaCharedit" und starrte mich an. Ich kann noch nicht einmal sagen, zu welcher chassidischen Gruppe er gehört. Vishnitz vielleicht ?
Ist schon komisch, er kennt meinen Namen und ich weiß rein gar nichts von ihm.

Das Büchlein, das er mir gab ist zugleich interessant und beängstigend. Mir war bekannt, dass Haredim (Ultra – Orthod.), und insbesondere Chassidim, die nationalreligiöse Bewegung beschuldigen, Tausende Chassidim auf dem Gewissen zu haben, welche von den Nazis ermordet worden waren.

Andererseits beschuldigt das heutige nationalrelig. Movement die Haredim (insbesondere die Agudat Israel - incl. der Chassidut Gur) nicht gerade selten, ihren Anhänger zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges von einer Flucht aus Europa abgeraten zu haben. Hätten chassidische Rebbes ihre Anhänger rechtzeitig gewart, dann hätte viel Blutvergiessen vermieden werden können.
Dieses ist leider eine nicht wieder gut zumachende Tatsache.

Eine andere Frage ist, wie sich denn eigentlich die damaligen relig. Zionisten (nationalrelig. Bewegung) verhielten ? Waren sie die wahren Unschuldslämmer, wie sie immer so gerne von sich behaupten ?

Das Büchlein des Chassid spiegelt da ein ganz anderes Bild wieder. Unter dem Titel

שורפי הכבשנים מאשימים - תעודות מסמכים ועדויות על פושעי שואה יהודים

verfasst der berühmte Rabbi Michael Dov Weissmandel zehn Artikel, die sich mit der Rolle der katholischen Kirche, des Papstes, den Christen aber auch jener des Keren HaYesod und anderen jüdischen Organisationen sowie Leitfiguren beschäftigt.

Denn war es nicht gerade der Keren Hayesod, der sich weigerte, Gelder freizugeben, um Chassidim aus den Händen der Nazis freizukaufen und sie somit brutal ihrem Schicksal, nämlich dem sicheren Tod, überließ ?

In den kommenden Woche plane ich einige Punkte des Rabbi Weissmandel anzuschneiden.

Ein extrem beängstigender Report.