Dienstag, September 29, 2009

Lästige Fragen

B"H


Wenige Stunden vor Beginn des Yom Kippur sass ich am Sonntag mittag im unteren Teil der Agrippas Street (Jerusalem) und aß einen Schwarma (Döner) als plötzlich jemand hinter mir stand und mir ein "Gutes Neues Jahr" wünschte. Vom Sehen kannte ich den Typen, doch hatte ich nie zuvor mit ihm ein persönliches Wort gewechselt: Ein bekannter englischsprachiger Blogger aus der nationalrelig. Szene.


Neben dem Neujahrsgruß verkündete er mir gleichzeitig, dass da irgendso eine komische christliche Frau, anscheinend Missionarin, im oberen Teil der Agrippas sitze, Gitarre spiele und singe. Er (der Blogger) habe sie angesprochen und ihr einige Fragen (a la "ob sie Jüdin sei) gestellt. Sie stammelte etwas, doch kamen einige Russen aus der Umgebung zu ihrer Hilfe herbeigeeilt. Er (der Blogger) solle sich hier bloß schnell vom Acker machen.


Nun ist es so, dass gleich neben der Frau ein nichtkoscherer russischer Laden liegt und anzunehmen ist, dass die keifenden Russen aus der Ecke kommen. Ich selber sah die Frau, die vorgibt aus Berlin zu stammen, einige Male bei Rabbi Machlis und niemand weiß mir Sicherheit zu sagen, ob sie Jüdin ist oder nicht. Anscheinend kümmert sie sich um eine ältere Dame, bei der sie im nahegelegenen Stadtteil Nachlaot lebt.


Die Frau war wie eine orthodoxe Jüdin gekleidet, doch in orthodoxen Kreisen singt keine Frau öffentlich, denn dies ist halachisch verboten. Eine Frau darf nur für Frauen singen oder im allerengsten Familienkreis. Auf entsprechende Halacha bezogen sich daher auch die Fragen des Bloggers. Ich glaube kaum, dass die Frau missionieren wollte, doch christliche Züge (von dem Singen einmal abgesehen) weist sie allemal auf. Übrigens sahen wir die Frau wenige Minuten nach dem Vorfall ihre Gitarre einpacken und eilig von dannen ziehen.


Die Halacha verbietet den Gesang von Frauen deswegen, weil eine laute weibliche Stimme die Aufmerksamkeit von Männern auf sich zieht. Dies gilt ebenso für lautes Reden beim Gehen durch den ultra - orthodoxen Stadtteil von Mea Shearim, sowie durch andere ultra - orthodoxe Orte oder Gegenden.

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